soll/ das widrige wil der Pabst/ idia epilusis, und eigener Sinn/ auß frembder nicht einheimischer Erleuchtung/ und wider den Catholicum oder Catholischen einstimmenden Sinn/ und ersten rechten und ächten Vater der Christlichen Kirche/ das ist/ der Propheten und Apostel/ ist sein idion kat auto. Was sein eigener Privat-Geist einbläßt/ das muß die Sackpfeiffe zu Trident pfeiffen. Nimmt man ihm die praxin Ecclesiae, den alten eingewurtzelten Gebrauch und Ubung/ so nimmt man ihm zu- gleich sein Abgott/ dessen Diener der Bauch ist. Der Mammon/ schreibt Luth. Tom. 7. Witt. pag. 441. f. 2. ist ein Allmächtiger GOtt/ und gelehrter Theologus/ der weiß die Schrifft recht außzu- legen/ der grösseste Müntzmeister auff Erden/ der die zwölff tausend Drachmas gläntzen sahe im Alten Testament/ und machet auch seine Alchimey aller Welt Gut aus denselbigen im Neuen Testament. So sind Exempla in der Menge fürhanden/ darinn der Pabst gar schlimme Proben gethan/ und den Schlüssel schändlich verdrehet und verdrechselt/ die Schrifft verfälscht/ verstüm- pelt/ eingeflickt/ und in einen frembden Verstand verkehrt.
Occupata consuetudo est optima legum interpres. Nulla enim veriorBresser. l. 6. de consc. c. 12. at certior esse potest canonum interpretatio, quam quae usu rerum jugi obser- vatione probata cognoscitur. Articulus fidei Catholicae innotescit per praxin univer salis Ecclesiae, ajunt Walenburchii, in Exam. 3. pag. 113. secundum cur- rentem praxin Ecclesiae, [a]ti dicebat olim Cusanus. Addit Corn. a Lap. commu- nem sensum fidelium ad 2. Cor. 12, 7. pag. 406.
Luth. Tom. 7. Witt. p. 589. Ex c. solite, de majoritate,der heiligste Vat- ter Pabst pflegt solcher weise nach die Schrifft zu deuten/ und das Pabstum zuverthädigen. Also schreibt er an den Käy- ser zu Constantinopel: Hastu nicht gelesen/ daß GOtt zwey grosse Liechter geschaffen/ die Sonne/ das ist/ den Pabst/ und den Mond/ das ist/ den Käyser/ wie weit nun die Sonne grösser ist/ denn der Mond/ so weit übertrifft der Pabst den Käyser/ das ist/ der Pabst ist/ wie die Glosse scharff außrech- net/67. mal grösser/ denn der Käyser/ das wil ein Päbstlin werden/ wenns nun außwächst.Antoninus Archiepiscopus Floren- tinus sum. hist. part. 3. tit. 23. c. 1. sect. 1. De Dominico (inquit) & ordine suo Zacharias cap. 11. dixit in persona Dei: Assumpsi mihi duas virgas, unam ap- pellavi decorem, aliam funiculum. Decor est ordo praedicatorum: Funiculus est ordo minorum: Quia funiculo manifesto cingitur. Haec ille ridicule. Subsumo secundum ejus ridiculam applicationem. At uter baculus confractus fuit,
v. 10.
R r r r 3
Predigt.
ſoll/ das widrige wil der Pabſt/ ἰδία ἐπίλυσις, und eigener Sinn/ auß frembder nicht einheimiſcher Erleuchtung/ und wider den Catholicum oder Catholiſchen einſtimmenden Sinn/ und erſten rechten und aͤchten Vater der Chriſtlichen Kirche/ das iſt/ der Propheten und Apoſtel/ iſt ſein ἴδιον κατ̕ ἀυτὸ. Was ſein eigener Privat-Geiſt einblaͤßt/ das muß die Sackpfeiffe zu Trident pfeiffen. Nim̃t man ihm die praxin Eccleſiæ, den alten eingewurtzelten Gebrauch und Ubung/ ſo nim̃t man ihm zu- gleich ſein Abgott/ deſſen Diener der Bauch iſt. Der Mam̃on/ ſchreibt Luth. Tom. 7. Witt. pag. 441. f. 2. iſt ein Allmaͤchtiger GOtt/ und gelehrter Theologus/ der weiß die Schrifft recht außzu- legen/ der groͤſſeſte Muͤntzmeiſter auff Erden/ der die zwoͤlff tauſend Drachmas glaͤntzen ſahe im Alten Teſtament/ und machet auch ſeine Alchimey aller Welt Gut aus denſelbigen im Neuen Teſtament. So ſind Exempla in der Menge fuͤrhanden/ darinn der Pabſt gar ſchlimme Proben gethan/ und den Schluͤſſel ſchaͤndlich verdrehet und verdrechſelt/ die Schrifft verfaͤlſcht/ verſtuͤm- pelt/ eingeflickt/ und in einen frembden Verſtand verkehrt.
Occupata conſuetudo est optima legum interpres. Nulla enim veriorBreſser. l. 6. de conſc. c. 12. atꝙ certior eſſe potest canonum interpretatio, quàm quæ uſu rerum jugi obſer- vatione probata cognoſcitur. Articulus fidei Catholicæ innoteſcit per praxin univer ſalis Eccleſiæ, ajunt Walenburchii, in Exam. 3. pag. 113. ſecundum cur- rentem praxin Eccleſiæ, [a]ti dicebat olim Cuſanus. Addit Corn. à Lap. commu- nem ſenſum fidelium ad 2. Cor. 12, 7. pag. 406.
Luth. Tom. 7. Witt. p. 589. Ex c. ſolite, de majoritate,der heiligſte Vat- ter Pabſt pflegt ſolcher weiſe nach die Schrifft zu deuten/ und das Pabſtum zuverthaͤdigen. Alſo ſchreibt er an den Kaͤy- ſer zu Conſtantinopel: Haſtu nicht geleſen/ daß GOtt zwey groſſe Liechter geſchaffen/ die Sonne/ das iſt/ den Pabſt/ und den Mond/ das iſt/ den Kaͤyſer/ wie weit nun die Sonne groͤſſer iſt/ denn der Mond/ ſo weit uͤbertrifft der Pabſt den Kaͤyſer/ das iſt/ der Pabſt iſt/ wie die Gloſſe ſcharff außrech- net/67. mal groͤſſer/ denn der Kaͤyſer/ das wil ein Paͤbſtlin werden/ wenns nun außwaͤchſt.Antoninus Archiepiſcopus Floren- tinus ſum. hiſt. part. 3. tit. 23. c. 1. ſect. 1. De Dominico (inquit) & ordine ſuo Zacharias cap. 11. dixit in perſona Dei: Aſſumpſi mihi duas virgas, unam ap- pellavi decorem, aliam funiculum. Decor eſt ordo prædicatorum: Funiculus est ordo minorum: Quia funiculo manifeſto cingitur. Hæc ille ridiculè. Subſumo ſecundum ejus ridiculam applicationem. At uterꝙ baculus confractus fuit,
v. 10.
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Predigt.
ſoll/ das widrige wil der Pabſt/ ἰδία ἐπίλυσις, und eigener Sinn/ auß
frembder nicht einheimiſcher Erleuchtung/ und wider den Catholicum
oder Catholiſchen einſtimmenden Sinn/ und erſten rechten und aͤchten
Vater der Chriſtlichen Kirche/ das iſt/ der Propheten und Apoſtel/ iſt
ſein ἴδιον κατ̕ ἀυτὸ. Was ſein eigener Privat-Geiſt einblaͤßt/ das muß
die Sackpfeiffe zu Trident pfeiffen. Nim̃t man ihm die praxin Eccleſiæ,
den alten eingewurtzelten Gebrauch und Ubung/ ſo nim̃t man ihm zu-
gleich ſein Abgott/ deſſen Diener der Bauch iſt. Der Mam̃on/ ſchreibt
Luth. Tom. 7. Witt. pag. 441. f. 2. iſt ein Allmaͤchtiger GOtt/
und gelehrter Theologus/ der weiß die Schrifft recht außzu-
legen/ der groͤſſeſte Muͤntzmeiſter auff Erden/ der die zwoͤlff
tauſend Drachmas glaͤntzen ſahe im Alten Teſtament/ und
machet auch ſeine Alchimey aller Welt Gut aus denſelbigen
im Neuen Teſtament. So ſind Exempla in der Menge fuͤrhanden/
darinn der Pabſt gar ſchlimme Proben gethan/ und den Schluͤſſel
ſchaͤndlich verdrehet und verdrechſelt/ die Schrifft verfaͤlſcht/ verſtuͤm-
pelt/ eingeflickt/ und in einen frembden Verſtand verkehrt.
Occupata conſuetudo est optima legum interpres. Nulla enim verior
atꝙ certior eſſe potest canonum interpretatio, quàm quæ uſu rerum jugi obſer-
vatione probata cognoſcitur. Articulus fidei Catholicæ innoteſcit per praxin
univer ſalis Eccleſiæ, ajunt Walenburchii, in Exam. 3. pag. 113. ſecundum cur-
rentem praxin Eccleſiæ, ati dicebat olim Cuſanus. Addit Corn. à Lap. commu-
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Breſser.
l. 6. de
conſc. c. 12.
Luth. Tom. 7. Witt. p. 589. Ex c. ſolite, de majoritate, der heiligſte Vat-
ter Pabſt pflegt ſolcher weiſe nach die Schrifft zu deuten/
und das Pabſtum zuverthaͤdigen. Alſo ſchreibt er an den Kaͤy-
ſer zu Conſtantinopel: Haſtu nicht geleſen/ daß GOtt zwey
groſſe Liechter geſchaffen/ die Sonne/ das iſt/ den Pabſt/ und
den Mond/ das iſt/ den Kaͤyſer/ wie weit nun die Sonne
groͤſſer iſt/ denn der Mond/ ſo weit uͤbertrifft der Pabſt den
Kaͤyſer/ das iſt/ der Pabſt iſt/ wie die Gloſſe ſcharff außrech-
net/67. mal groͤſſer/ denn der Kaͤyſer/ das wil ein Paͤbſtlin
werden/ wenns nun außwaͤchſt. Antoninus Archiepiſcopus Floren-
tinus ſum. hiſt. part. 3. tit. 23. c. 1. ſect. 1. De Dominico (inquit) & ordine ſuo
Zacharias cap. 11. dixit in perſona Dei: Aſſumpſi mihi duas virgas, unam ap-
pellavi decorem, aliam funiculum. Decor eſt ordo prædicatorum: Funiculus est
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ſecundum ejus ridiculam applicationem. At uterꝙ baculus confractus fuit,
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/709>, abgerufen am 22.11.2024.
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