Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die zwey und zwantzigste Schrifft/ oder wie es St. Paulus nennet/ einen Propheten. Ein schlechter Pre-diger (ist wahr) hat so viel heilige Sprüche und Text durchs Dolmetschen/ daß er Christum verstehen/ lehren und helliglich leben/ und andern predigen kan/ aber die Schrifft außzulegen und zu handeln/ für sich hin und zu streiten wider die ir- rigen Einführer der Schrifft/ ist er zu gering/ das lässet sich ohne Sprachen nicht thun. Nu muß man je in der Christenheit solche Propheten haben/ die die Schrifft treiben und außlegen/ und auch zum Streit taugen/ und ist nicht genug am hei- ligen Leben und recht Lehren. Die Exempla sind in H. Schrifft auffgezeichnet/ derer die solcher Massen the-
Die zwey und zwantzigſte Schrifft/ oder wie es St. Paulus nennet/ einen Propheten. Ein ſchlechter Pre-diger (iſt wahr) hat ſo viel heilige Spruͤche und Text durchs Dolmetſchen/ daß er Chriſtum verſtehen/ lehren und helliglich leben/ und andern predigen kan/ aber die Schrifft außzulegen und zu handeln/ fuͤr ſich hin und zu ſtreiten wider die ir- rigen Einfuͤhrer der Schrifft/ iſt er zu gering/ das laͤſſet ſich ohne Sprachen nicht thun. Nu muß man je in der Chriſtenheit ſolche Propheten haben/ die die Schrifft treiben und außlegen/ und auch zum Streit taugen/ und iſt nicht genug am hei- ligen Leben und recht Lehren. Die Exempla ſind in H. Schrifft auffgezeichnet/ derer die ſolcher Maſſen the-
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Die zwey und zwantzigſte
Schrifft/ oder wie es St. Paulus nennet/ einen Propheten. Ein ſchlechter Pre-
diger (iſt wahr) hat ſo viel heilige Spruͤche und Text durchs Dolmetſchen/ daß er
Chriſtum verſtehen/ lehren und helliglich leben/ und andern predigen kan/ aber
die Schrifft außzulegen und zu handeln/ fuͤr ſich hin und zu ſtreiten wider die ir-
rigen Einfuͤhrer der Schrifft/ iſt er zu gering/ das laͤſſet ſich ohne Sprachen nicht
thun. Nu muß man je in der Chriſtenheit ſolche Propheten haben/ die die Schrifft
treiben und außlegen/ und auch zum Streit taugen/ und iſt nicht genug am hei-
ligen Leben und recht Lehren.
Die Exempla ſind in H. Schrifft auffgezeichnet/ derer die ſolcher Maſſen
geweiſſaget. Moſes war ein groſſer Doctor und Lehrer im alten Te-
ſtament; von ihm ſtehet geſchrieben/ er habe angefangen das Geſetz
außzulegen/ Deut. 1/5. Zacharias deß Koͤnigs Uſia Lehr- und Gewiſ-
ſens-Rath hat den Namen 2. Chron. 26/5. eines Lehrers in den
Geſichten Gottes/ das iſt/ ein Außleger der Goͤttlichen Weiſſagun-
gen. Von Eſra/ dem fuͤrtrefflichen Schrifftgelehrten und ſeinen Col-
legen wird geruͤhmet Nehem. 8/8. daß ſie das Geſetz-Buch abgeleſen
_ klaͤrlich und verſtaͤndlich/ ſie habens dem Volck ſo hell und
heiter erklaͤret/ daß mans verſtund/ was man geleſen: Der Meiſter mit
der gelehrten Zungen Chriſtus ſelber/ legt ſeinen Juͤngern die Parabel
und Gleichnuͤſſen/ die er ins Mittel gebracht/ inſonderheit aus/ Marc. 4/
34. den Juͤngern ſo nach Emauß geſpatzieret/ Luc. 24/27. Er fieng an
von Moſe/ und allen Propheten/ und leget ihnen alle
Schrifft aus/ die von ihm geſagt waren. Et ibid. v. 45. Da er-
oͤffnet er ihnen das Verſtaͤndnuͤß/ daß ſie die Schrifft ver-
ſtunden. Deme zur Nachfolge/ hat Petrus in ſeiner Pfingſt-Predigt
den Propheten Joel tractiret und erklaͤret/ Philippus dem Caͤmmerer
der Koͤnigin Candaces den Propheten Eſaiam/ Act. 8/35. Aquila
und Priſcilla legten dem Apollo den Weg Gottes fleiſſig aus/ Act. 18/26.
St. Paulus erfordert mit groſſem Ernſt von den Lehrern der Kirchen
zu Corintho/ daß ſie zur Beſſerung der Gemeine ſolten weiſſagen.
1. Cor. 14/10. Es iſt mancherley Arth der Stimme in der
Welt/ und derſelbigen iſt doch keine undeutlich. v. 13. darum
welcher mit Zungen redet/ der bete alſo/ daß ers auch außle-
ge. v. 27. So jemand mit der Zungen redet oder zween/ oder
auffs meiſte drey/ eins umbs ander/ ſo lege es einer aus. Et
v. 6. Lieben Bruͤder/ wenn ich zu euch kaͤme/ und redet mit
Zungen/ was waͤre ich euch nuͤtze/ ſo ich nicht mit euch redete/
entweder durch Offenbahrung/ oder durch Erkaͤntnuͤß/ oder
durch Weiſſagung/ oder durch Lehre? Uber welche Wort Lu-
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