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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die siebenzehende
Zeit nach/ weil dasselbe alsobald nach dem Fall in dem Paradiß von dem
siegreichen Schlangentretter offenbahret worden. Lutherus hat dieses
älteste und erste Evangelium gar schön und deutlich erklärt/ Tom. 5. Witt.
pag.
435. Auffs erste ist Christus verheissen bald nach Adams Fall/ da GOTT
sprach zur Schlangen: Jch wil Feindschafft legen zwischen dir und dem Weibe/
zwischen deinem Saamen und ihrem Saamen/ derselbe wird dir den Kopff zer-
tretten/ und du wirst ihn in die Fersen stechen. Hie laß ich anstehen zu beweisen/
daß die Schlang vom Teuffel besessen geredet hat/ dann kein unvernünfftig
Thier so klug ist/ daß es möge Mensehen-Sprach hören und vernehmen/ viel we-
niger von so hohen Dingen sagen und fragen/ als das Gebot GOttes ist/ wie
hie die Schlange thut/ darumb muß es gewißlich ein verständiger/ hochvernünff-
tiger und mächtiger Geist gewesen seyn/ der Menschen-sprach machen kan/ und
so meisterlich von GOttes Gebot hantieren und Menschen-Vernunfft fahen und
führen. Weil denn gewiß ist/ daß ein Geist höher ist/ denn der Mensch ist/ so ist
auch daneben gewiß/ daß dieses ein böser Geist und Gottes-Feind sey/ denn er
bricht GOttes Gebot/ und thut wider seinen Willen/ darumb ists gewiß der Teuf-
fel. So muß nun das Wort Gottes/ das vom Kopff-zertreten sagt/ auch auff des
Teuffels Kopff lauten/ doch nicht außgeschlossen/ der natürlichen Schlangen
Kopff/ denn er redet mit einerley Wort auff Teuffel und Schlangen/ als auff ein
Ding/ darumb meinet er beyder Kopff/ der Kopff aber des Teuffels ist seine Ge-
walt/ damit er regiert/ das ist/ die Sünde und der Tod/ damit er Adam und alle
Adams-Kinder unter sich bracht hat. Darumb muß dieser Weibes-Saame
nicht ein gemeiner Mensche seyn/ dieweil er des Teuffels Gewalt/ Sünde und
Todt zutreten sol/ sintemal alle Menschen dem Teuffel durch Sünde und Tod
unterworffen seind/ so muß er gewißlich ohne Sünde seyn/ und trägt die Mensch-
liche Natur solchen Saamen oder Frucht nicht/ wie gesagt ist/ denn sie alle unter
dem Teuffel mit der Sünden seind/ wie wills denn hie zugehen? der Saame muß
ein natürlich Kind eines Weibes seyn. Widerumb trägt menschliche Natur und
Geburt solchen Saamen nicht/ wie auch gesagt ist. So muß endlich das Mittel
bleiben/ daß dieser Saame sey ein recht natürlicher Sohn eines Weibes/ aber
nicht durch natürliche Weise vom Weib kommen/ sondern durch ein sonderlich
Werck GOttes/ auff daß die Schrifft bestehe/ daß er nur eines Weibes-Saame
sey/ und nicht eines Mannes/ wie der Text klärlich lautet/ daß er Weibes Saa-
me seyn wird. Also ist diß der erste Spruch/ darinn die Mutter dieses Kinds eine
Jungfrau beschrieben ist/ und daß sie seine rechte natürliche Mutter sey/ und doch
nur von GOtt übernatürlich/ ohne Mann schwanger werden/ und gebären solt/
auff daß er ein sonderlicher Mensch sey/ ohne Sünde/ und doch gemein Fleisch
und Blut habe/ gleich andern Menschen/ welches gleich nicht mügen geschehen/
wo er solt von einem Mann gezeugt werden/ wie andere Menschen/ darumb daß
das Fleisch mit böser Lust verbrandt und verderbt/ sein natürlich Werck und
Züchtigung nicht mag ohne Sünde geschehen/ und was sich durchs Fleisches Werck
besamet und schwängert/ das trägt auch eine fleischliche und sündliche Frucht.
Aber neu der Art nach/ weil es von anderer Art (in welchem Verstand
der künfftige Himmel ein neuer/ das ist/ ein anderer Himmel genennet/
ou' tautes ktiseos, Hebr. 9/ 11. Conf. Exod. 1/ 8.) als andere weltliche mensch-

liche

Die ſiebenzehende
Zeit nach/ weil daſſelbe alſobald nach dem Fall in dem Paradiß von dem
ſiegreichen Schlangentretter offenbahret worden. Lutherus hat dieſes
aͤlteſte und erſte Evangelium gar ſchoͤn und deutlich erklaͤrt/ Tom. 5. Witt.
pag.
435. Auffs erſte iſt Chriſtus verheiſſen bald nach Adams Fall/ da GOTT
ſprach zur Schlangen: Jch wil Feindſchafft legen zwiſchen dir und dem Weibe/
zwiſchen deinem Saamen und ihrem Saamen/ derſelbe wird dir den Kopff zer-
tretten/ und du wirſt ihn in die Ferſen ſtechen. Hie laß ich anſtehen zu beweiſen/
daß die Schlang vom Teuffel beſeſſen geredet hat/ dann kein unvernuͤnfftig
Thier ſo klug iſt/ daß es moͤge Menſehen-Sprach hoͤren und vernehmen/ viel we-
niger von ſo hohen Dingen ſagen und fragen/ als das Gebot GOttes iſt/ wie
hie die Schlange thut/ darumb muß es gewißlich ein verſtaͤndiger/ hochvernuͤnff-
tiger und maͤchtiger Geiſt geweſen ſeyn/ der Menſchen-ſprach machen kan/ und
ſo meiſterlich von GOttes Gebot hantieren und Menſchen-Vernunfft fahen und
fuͤhren. Weil denn gewiß iſt/ daß ein Geiſt hoͤher iſt/ denn der Menſch iſt/ ſo iſt
auch daneben gewiß/ daß dieſes ein boͤſer Geiſt und Gottes-Feind ſey/ denn er
bricht GOttes Gebot/ und thut wider ſeinen Willen/ darumb iſts gewiß der Teuf-
fel. So muß nun das Wort Gottes/ das vom Kopff-zertreten ſagt/ auch auff des
Teuffels Kopff lauten/ doch nicht außgeſchloſſen/ der natuͤrlichen Schlangen
Kopff/ denn er redet mit einerley Wort auff Teuffel und Schlangen/ als auff ein
Ding/ darumb meinet er beyder Kopff/ der Kopff aber des Teuffels iſt ſeine Ge-
walt/ damit er regiert/ das iſt/ die Suͤnde und der Tod/ damit er Adam und alle
Adams-Kinder unter ſich bracht hat. Darumb muß dieſer Weibes-Saame
nicht ein gemeiner Menſche ſeyn/ dieweil er des Teuffels Gewalt/ Suͤnde und
Todt zutreten ſol/ ſintemal alle Menſchen dem Teuffel durch Suͤnde und Tod
unterworffen ſeind/ ſo muß er gewißlich ohne Suͤnde ſeyn/ und traͤgt die Menſch-
liche Natur ſolchen Saamen oder Frucht nicht/ wie geſagt iſt/ denn ſie alle unter
dem Teuffel mit der Suͤnden ſeind/ wie wills denn hie zugehen? der Saame muß
ein natuͤrlich Kind eines Weibes ſeyn. Widerumb traͤgt menſchliche Natur und
Geburt ſolchen Saamen nicht/ wie auch geſagt iſt. So muß endlich das Mittel
bleiben/ daß dieſer Saame ſey ein recht natuͤrlicher Sohn eines Weibes/ aber
nicht durch natuͤrliche Weiſe vom Weib kommen/ ſondern durch ein ſonderlich
Werck GOttes/ auff daß die Schrifft beſtehe/ daß er nur eines Weibes-Saame
ſey/ und nicht eines Mannes/ wie der Text klaͤrlich lautet/ daß er Weibes Saa-
me ſeyn wird. Alſo iſt diß der erſte Spruch/ darinn die Mutter dieſes Kinds eine
Jungfrau beſchrieben iſt/ und daß ſie ſeine rechte natuͤrliche Mutter ſey/ und doch
nur von GOtt uͤbernatuͤrlich/ ohne Mann ſchwanger werden/ und gebaͤren ſolt/
auff daß er ein ſonderlicher Menſch ſey/ ohne Suͤnde/ und doch gemein Fleiſch
und Blut habe/ gleich andern Menſchen/ welches gleich nicht muͤgen geſchehen/
wo er ſolt von einem Mann gezeugt werden/ wie andere Menſchen/ darumb daß
das Fleiſch mit boͤſer Luſt verbrandt und verderbt/ ſein natuͤrlich Werck und
Zuͤchtigung nicht mag ohne Suͤnde geſchehen/ und was ſich durchs Fleiſches Werck
beſamet und ſchwaͤngert/ das traͤgt auch eine fleiſchliche und ſuͤndliche Frucht.
Aber neu der Art nach/ weil es von anderer Art (in welchem Verſtand
der kuͤnfftige Himmel ein neuer/ das iſt/ ein anderer Himmel genennet/
ου᾽ τάυτης κτίσεως, Hebr. 9/ 11. Conf. Exod. 1/ 8.) als andere weltliche menſch-

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[572/0596] Die ſiebenzehende Zeit nach/ weil daſſelbe alſobald nach dem Fall in dem Paradiß von dem ſiegreichen Schlangentretter offenbahret worden. Lutherus hat dieſes aͤlteſte und erſte Evangelium gar ſchoͤn und deutlich erklaͤrt/ Tom. 5. Witt. pag. 435. Auffs erſte iſt Chriſtus verheiſſen bald nach Adams Fall/ da GOTT ſprach zur Schlangen: Jch wil Feindſchafft legen zwiſchen dir und dem Weibe/ zwiſchen deinem Saamen und ihrem Saamen/ derſelbe wird dir den Kopff zer- tretten/ und du wirſt ihn in die Ferſen ſtechen. Hie laß ich anſtehen zu beweiſen/ daß die Schlang vom Teuffel beſeſſen geredet hat/ dann kein unvernuͤnfftig Thier ſo klug iſt/ daß es moͤge Menſehen-Sprach hoͤren und vernehmen/ viel we- niger von ſo hohen Dingen ſagen und fragen/ als das Gebot GOttes iſt/ wie hie die Schlange thut/ darumb muß es gewißlich ein verſtaͤndiger/ hochvernuͤnff- tiger und maͤchtiger Geiſt geweſen ſeyn/ der Menſchen-ſprach machen kan/ und ſo meiſterlich von GOttes Gebot hantieren und Menſchen-Vernunfft fahen und fuͤhren. Weil denn gewiß iſt/ daß ein Geiſt hoͤher iſt/ denn der Menſch iſt/ ſo iſt auch daneben gewiß/ daß dieſes ein boͤſer Geiſt und Gottes-Feind ſey/ denn er bricht GOttes Gebot/ und thut wider ſeinen Willen/ darumb iſts gewiß der Teuf- fel. So muß nun das Wort Gottes/ das vom Kopff-zertreten ſagt/ auch auff des Teuffels Kopff lauten/ doch nicht außgeſchloſſen/ der natuͤrlichen Schlangen Kopff/ denn er redet mit einerley Wort auff Teuffel und Schlangen/ als auff ein Ding/ darumb meinet er beyder Kopff/ der Kopff aber des Teuffels iſt ſeine Ge- walt/ damit er regiert/ das iſt/ die Suͤnde und der Tod/ damit er Adam und alle Adams-Kinder unter ſich bracht hat. Darumb muß dieſer Weibes-Saame nicht ein gemeiner Menſche ſeyn/ dieweil er des Teuffels Gewalt/ Suͤnde und Todt zutreten ſol/ ſintemal alle Menſchen dem Teuffel durch Suͤnde und Tod unterworffen ſeind/ ſo muß er gewißlich ohne Suͤnde ſeyn/ und traͤgt die Menſch- liche Natur ſolchen Saamen oder Frucht nicht/ wie geſagt iſt/ denn ſie alle unter dem Teuffel mit der Suͤnden ſeind/ wie wills denn hie zugehen? der Saame muß ein natuͤrlich Kind eines Weibes ſeyn. Widerumb traͤgt menſchliche Natur und Geburt ſolchen Saamen nicht/ wie auch geſagt iſt. So muß endlich das Mittel bleiben/ daß dieſer Saame ſey ein recht natuͤrlicher Sohn eines Weibes/ aber nicht durch natuͤrliche Weiſe vom Weib kommen/ ſondern durch ein ſonderlich Werck GOttes/ auff daß die Schrifft beſtehe/ daß er nur eines Weibes-Saame ſey/ und nicht eines Mannes/ wie der Text klaͤrlich lautet/ daß er Weibes Saa- me ſeyn wird. Alſo iſt diß der erſte Spruch/ darinn die Mutter dieſes Kinds eine Jungfrau beſchrieben iſt/ und daß ſie ſeine rechte natuͤrliche Mutter ſey/ und doch nur von GOtt uͤbernatuͤrlich/ ohne Mann ſchwanger werden/ und gebaͤren ſolt/ auff daß er ein ſonderlicher Menſch ſey/ ohne Suͤnde/ und doch gemein Fleiſch und Blut habe/ gleich andern Menſchen/ welches gleich nicht muͤgen geſchehen/ wo er ſolt von einem Mann gezeugt werden/ wie andere Menſchen/ darumb daß das Fleiſch mit boͤſer Luſt verbrandt und verderbt/ ſein natuͤrlich Werck und Zuͤchtigung nicht mag ohne Suͤnde geſchehen/ und was ſich durchs Fleiſches Werck beſamet und ſchwaͤngert/ das traͤgt auch eine fleiſchliche und ſuͤndliche Frucht. Aber neu der Art nach/ weil es von anderer Art (in welchem Verſtand der kuͤnfftige Himmel ein neuer/ das iſt/ ein anderer Himmel genennet/ ου᾽ τάυτης κτίσεως, Hebr. 9/ 11. Conf. Exod. 1/ 8.) als andere weltliche menſch- liche

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/596>, abgerufen am 25.11.2024.