Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. JEsu Christi willen/ mit dem frischen lebendigmachenden Wasser seinesH. Geistes miltiglich begiessen/ Amen. BElangend demnach M. L. die Historiam effluxus, die Histo- gog C 3
Predigt. JEſu Chriſti willen/ mit dem friſchen lebendigmachenden Waſſer ſeinesH. Geiſtes miltiglich begieſſen/ Amen. BElangend demnach M. L. die Hiſtoriam effluxus, die Hiſto- gog C 3
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Predigt.
JEſu Chriſti willen/ mit dem friſchen lebendigmachenden Waſſer ſeines
H. Geiſtes miltiglich begieſſen/ Amen.
BElangend demnach M. L. die Hiſtoriam effluxus, die Hiſto-
ri von dem Waſſer- und Blut-Guß aus der eroͤffne-
ten Seiten Chriſti/ ſo iſt dieſelbe wol werth/ daß wir ein
Wort nach dem andern erwegen und behertzigen/ wie dieſelbe von dem
liebſten Schoß-Juͤnger Chriſti dem H. Evangeliſten Johanne gefaſſet
worden. Der Kriegs-Knechte einer oͤffnet ſeine Seiten mit
einem Speer/ und alsbald gieng Blut und Waſſer heraus.
(1.) Einer von den Kriegs-Knechten/ ὁ δει̃να, ungenant und un-
bekant. Jm Papſtthum zwar wird viel Abentheur von dieſem Kriegs-
Knecht fabulirt/ und fuͤrgegeben er hab Longinus geheiſſen/ und
wiewol er blind geweſt/ hab er doch nach der Seiten Chriſti ſo ſcharff
zielen/ und dieſelbe treffen koͤnnen; Er ſey von dem außgefloßnen Blut/
ſo ihm in die Augen geſpritzt/ curirt/ und leiblich/ auch im Augenblick geiſt-
licher Weiß ſehend und bekehrt worden; Er hab etwas von dem Blut
mit einem Schwammen auffgefaſt und in ein Buͤchslein außgetruckt/
daſſelbe nacher Mantua gebracht/ woſelbſt ers verſteckt und vergraben/ es
ſeye aber nach viel hundert Jahren wiederum gefunden worden/ und wer-
de noch als ein koͤſtlich Kleynod und Heiligthum heutigs Tags gezeigt und
venerirt. Fragſtu/ unde hæc nænia? Wo ſich dieſe Erzehlung her-
ſchreibt? So wuͤrde ſich nichts anders finden/ als die blinde credulitaͤt
und Einfalt. Die hiſtori gedenckt der λόγχη im griechiſchen Grund-
Text/ das heiſt/ ein Speer. Aus dieſer λόγχῃ haben die thum̃en blinden
Muͤnchen einen Longinum getichtet. Es wird/ ſagten ſie/ gedacht einſen/
der es geſehen und davon gezeugt. Ergò ſey dieſer Longinus derſelbe
Zeug geweſen/ der ſehend worden. Jn der ſchmertzlichen Creutzigungs-
Tragœdi mit Chriſto wird gedacht eines Hauptmanns/ der geiſtlicher
Weiß erleuchtet und bekehret worden/ Ergò iſt der Longinus derſelbe.
O Næniæ, & nugæ! Sind das nicht ungeſchickte Maͤhren/ deren ſich
Baronius (*) ſelber geſchaͤmet/ wiewol er deßwegen von andern deſerirt/
und von Alcaſar dem Jeſuiten (*) einen Haar-rupff leiden muͤſſen.
St. Johannes ſchreibt mehr nicht/ als ει῟ς τῶ ςρατιωτῶν, vielleicht einer von
den λογχοφόροις (α) Pilati, ein Speer-Reuter oder Pickenirer/ ein
verzweiffelter Boͤßwicht und Bluthund/ der ſich mit dem Tod Chriſti
nicht begnuͤgen laſſen/ ſondern auch an ſeinem todten Leichnam ſeinen
Muth erkuͤhlen/ und bey der ſchnoͤden Tochter Zion der Juͤdiſchen Syna-
gog
vide Sten-
gel. de Re-
liq. p. 165.
(*) An 34.
n. 131.
(*) in A-
pocal. 1, v.
7. p. 162.
(α) de qui-
bus Joſe-
phus lib. 3.
Bell. c. 8.
C 3
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