Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. chen seisakhtheia und Schulden-Ruhe/ das ist/ in der Freyheit von deßGesetzes Zwang und Fluch/ in der asulia Ablaß und Vergebung der Sünden/ in moderation seiner Straff-Ruthen/ in reicher Außgiessung der geistlichen seligmachenden Gaben Gottes deß H. Geistes selbst/ als der edelsten Quell-Gabe. Bey weltlichem Regiment ligt viel an dem spiritu informante, an einem klugen Mann/ der das gantze Regierungs- Wesen trägt und führt: Jn diesem unserm geistlichen Reich Christi/ ist der edelste und beste spiritus informans & influens, GOtt der heilige Geist/ darum man um dessen Liecht/ Krafft und Gnad sonderlich zu be- ten hat. Summa/ Gottes Reich (ich brauch Lutheri Wort) da- durch Christus regieret uber alle Gläubigen/ und sie als ein getreuer König beschirmet/ straffet/ besoldet/ leitet/ weiset etc. Sie wiederum gäntzlich auff ihn vertrauen/ seine vätterliche Zucht und Straff williglich annehmen/ und ihm allent- halben in Gehorsam folgen etc. Jst nicht weltlich oder zeit- lich/ sondern geistlich/ stehet auch nicht in Essen oder Trin- cken/ noch keinem eusserlichem Dinge/ sondern nur in Ge- rechtfertigunge/ Befriedigunge und Tröstunge deß Men- schen Hertzen und Gewissen. Derhalben ists nicht anders/ denn Vergebung und Wegnehmung der Sunden/ durch welche das Gewissen beflecket/ betrübet/ und verunruhiget wird. Denn gleich als ein weltlich/ zeitlich Reich darinnen stehet/ daß die Leuthe mit Ruhe leben/ und friedlich sich mit- einander nehren mögen etc. Also gibet Gottes Reich solche Ding geistlich/ und zerbricht der Sünden Reich/ und ist nichts anders denn ein Vertilgunge und Vergebung der Sünden. GOtt regieret in den Hertzen/ in dem/ daß er Friede/ Ruhe/ Trost etc. darinnen machet durch sein Wort/ gleich als die Sünde das Widerspiel. Jn dem er- zeiget GOtt seine Herrligkeit und Gnade in diesem Leben/ daß er von den Menschen die Sünde hinnimmet und ver- gibet/ solchs ist ein Reich der Gnaden; Wenn aber die Sünde mit ihrem Hoffgesinde/ dem Teuffel/ Tod/ Höl- len etc. den Menschen gar nicht mehr wird anfechten/ alsdenn wirds seyn ein Reich der Glorien und vollkomme- nen Seeligkeit. II. Ein unsichtbares Reich. Ein Geist kan mit fleischlichen Geschäffte Gg 2
Predigt. chen σεισαχθείᾳ und Schulden-Ruhe/ das iſt/ in der Freyheit von deßGeſetzes Zwang und Fluch/ in der ἀσυλίᾳ Ablaß und Vergebung der Suͤnden/ in moderation ſeiner Straff-Ruthen/ in reicher Außgieſſung der geiſtlichen ſeligmachenden Gaben Gottes deß H. Geiſtes ſelbſt/ als der edelſten Quell-Gabe. Bey weltlichem Regiment ligt viel an dem ſpiritu informante, an einem klugen Mann/ der das gantze Regierungs- Weſen traͤgt und fuͤhrt: Jn dieſem unſerm geiſtlichen Reich Chriſti/ iſt der edelſte und beſte ſpiritus informans & influens, GOtt der heilige Geiſt/ darum man um deſſen Liecht/ Krafft und Gnad ſonderlich zu be- ten hat. Summa/ Gottes Reich (ich brauch Lutheri Wort) da- durch Chriſtus regieret ůber alle Glaͤubigen/ und ſie als ein getreuer Koͤnig beſchirmet/ ſtraffet/ beſoldet/ leitet/ weiſet ꝛc. Sie wiederum gaͤntzlich auff ihn vertrauen/ ſeine vaͤtterliche Zucht und Straff williglich annehmen/ und ihm allent- halben in Gehorſam folgen ꝛc. Jſt nicht weltlich oder zeit- lich/ ſondern geiſtlich/ ſtehet auch nicht in Eſſen oder Trin- cken/ noch keinem euſſerlichem Dinge/ ſondern nur in Ge- rechtfertigunge/ Befriedigunge und Troͤſtunge deß Men- ſchen Hertzen und Gewiſſen. Derhalben iſts nicht anders/ denn Vergebung und Wegnehmung der Sůnden/ durch welche das Gewiſſen beflecket/ betruͤbet/ und verunruhiget wird. Denn gleich als ein weltlich/ zeitlich Reich darinnen ſtehet/ daß die Leuthe mit Ruhe leben/ und friedlich ſich mit- einander nehren moͤgen ꝛc. Alſo gibet Gottes Reich ſolche Ding geiſtlich/ und zerbricht der Suͤnden Reich/ und iſt nichts anders denn ein Vertilgunge und Vergebung der Suͤnden. GOtt regieret in den Hertzen/ in dem/ daß er Friede/ Ruhe/ Troſt ꝛc. darinnen machet durch ſein Wort/ gleich als die Suͤnde das Widerſpiel. Jn dem er- zeiget GOtt ſeine Herꝛligkeit und Gnade in dieſem Leben/ daß er von den Menſchen die Suͤnde hinnimmet und ver- gibet/ ſolchs iſt ein Reich der Gnaden; Wenn aber die Suͤnde mit ihrem Hoffgeſinde/ dem Teuffel/ Tod/ Hoͤl- len ꝛc. den Menſchen gar nicht mehr wird anfechten/ alsdenn wirds ſeyn ein Reich der Glorien und vollkomme- nen Seeligkeit. II. Ein unſichtbares Reich. Ein Geiſt kan mit fleiſchlichen Geſchaͤffte Gg 2
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Predigt.
chen σεισαχθείᾳ und Schulden-Ruhe/ das iſt/ in der Freyheit von deß
Geſetzes Zwang und Fluch/ in der ἀσυλίᾳ Ablaß und Vergebung der
Suͤnden/ in moderation ſeiner Straff-Ruthen/ in reicher Außgieſſung
der geiſtlichen ſeligmachenden Gaben Gottes deß H. Geiſtes ſelbſt/ als
der edelſten Quell-Gabe. Bey weltlichem Regiment ligt viel an dem
ſpiritu informante, an einem klugen Mann/ der das gantze Regierungs-
Weſen traͤgt und fuͤhrt: Jn dieſem unſerm geiſtlichen Reich Chriſti/ iſt
der edelſte und beſte ſpiritus informans & influens, GOtt der heilige
Geiſt/ darum man um deſſen Liecht/ Krafft und Gnad ſonderlich zu be-
ten hat. Summa/ Gottes Reich (ich brauch Lutheri Wort) da-
durch Chriſtus regieret ůber alle Glaͤubigen/ und ſie als ein
getreuer Koͤnig beſchirmet/ ſtraffet/ beſoldet/ leitet/ weiſet ꝛc.
Sie wiederum gaͤntzlich auff ihn vertrauen/ ſeine vaͤtterliche
Zucht und Straff williglich annehmen/ und ihm allent-
halben in Gehorſam folgen ꝛc. Jſt nicht weltlich oder zeit-
lich/ ſondern geiſtlich/ ſtehet auch nicht in Eſſen oder Trin-
cken/ noch keinem euſſerlichem Dinge/ ſondern nur in Ge-
rechtfertigunge/ Befriedigunge und Troͤſtunge deß Men-
ſchen Hertzen und Gewiſſen. Derhalben iſts nicht anders/
denn Vergebung und Wegnehmung der Sůnden/ durch
welche das Gewiſſen beflecket/ betruͤbet/ und verunruhiget
wird. Denn gleich als ein weltlich/ zeitlich Reich darinnen
ſtehet/ daß die Leuthe mit Ruhe leben/ und friedlich ſich mit-
einander nehren moͤgen ꝛc. Alſo gibet Gottes Reich ſolche
Ding geiſtlich/ und zerbricht der Suͤnden Reich/ und iſt
nichts anders denn ein Vertilgunge und Vergebung der
Suͤnden. GOtt regieret in den Hertzen/ in dem/ daß er
Friede/ Ruhe/ Troſt ꝛc. darinnen machet durch ſein
Wort/ gleich als die Suͤnde das Widerſpiel. Jn dem er-
zeiget GOtt ſeine Herꝛligkeit und Gnade in dieſem Leben/
daß er von den Menſchen die Suͤnde hinnimmet und ver-
gibet/ ſolchs iſt ein Reich der Gnaden; Wenn aber die
Suͤnde mit ihrem Hoffgeſinde/ dem Teuffel/ Tod/ Hoͤl-
len ꝛc. den Menſchen gar nicht mehr wird anfechten/
alsdenn wirds ſeyn ein Reich der Glorien und vollkomme-
nen Seeligkeit.
II. Ein unſichtbares Reich. Ein Geiſt kan mit fleiſchlichen
Augen nicht geſehen werden/ wiewol man ſeine Wuͤrckung/ Werck und
Geſchaͤffte
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/259>, abgerufen am 16.02.2025. |