Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Zwey und Sechszigste und letzte dienst Christi/ so fern dasselbe mit Glauben angenommen und ergriffen/machet reich/ machet gerecht/ machet seelig. Euere Liebe verstehe es in () apud Si- gon. hist. occid. l. 3. ann. 741.einem Gleichnüß: Der Griechische Käyser () Constantinus Coprony- mus, nach dem er ein Verbott außgehen lassen/ daß niemand die Mutter Gottes anbetten solte/ zeiget er denen/ so umb ihn gestanden einen Seckel voll Goldes/ fragt/ wie hoch und theuer sie ihn schätzen? Diese antworteten: Sehr hoch und theuer! Darauff nimmet er das Geld aus dem Seckel hinweg/ fragt abermahl/ wie theuer ietzund? Sie sprachen: Nihili, ietzt ist der Seckel nichts werth! Jhr habt recht geantwortet/ spricht der Käy- ser; Als Maria Christum unter den Hertzen getragen/ war sie hoch zu schätzen/ umb des Schatzes willen/ den sie fovirt und empfangen: Nun sie aber Christum geboren/ ist sie nicht anders zu halten/ als ein ander Weib/ nicht als eine Göttin anzubeten. Dieses mögen wir auch wol von dem Geheimnüß des seligmachenden Nyss. orat. 6. in Cant. () Conci- one 14. Belangende die qualität und Art dieser Glaubens-Hand/ Jsrael/
Die Zwey und Sechszigſte und letzte dienſt Chriſti/ ſo fern daſſelbe mit Glauben angenommen und ergriffen/machet reich/ machet gerecht/ machet ſeelig. Euere Liebe verſtehe es in () apud Si- gon. hiſt. occid. l. 3. ann. 741.einem Gleichnuͤß: Der Griechiſche Kaͤyſer () Conſtantinus Coprony- mus, nach dem er ein Verbott außgehen laſſen/ daß niemand die Mutter Gottes anbetten ſolte/ zeiget er denen/ ſo umb ihn geſtanden einen Seckel voll Goldes/ fragt/ wie hoch und theuer ſie ihn ſchaͤtzen? Dieſe antworteten: Sehr hoch und theuer! Darauff nimmet er das Geld aus dem Seckel hinweg/ fragt abermahl/ wie theuer ietzund? Sie ſprachen: Nihili, ietzt iſt der Seckel nichts werth! Jhr habt recht geantwortet/ ſpricht der Kaͤy- ſer; Als Maria Chriſtum unter den Hertzen getragen/ war ſie hoch zu ſchaͤtzen/ umb des Schatzes willen/ den ſie fovirt und empfangen: Nun ſie aber Chriſtum geboren/ iſt ſie nicht anders zu halten/ als ein ander Weib/ nicht als eine Goͤttin anzubeten. Dieſes moͤgen wir auch wol von dem Geheimnuͤß des ſeligmachenden Nyſſ. orat. 6. in Cant. () Conci- one 14. Belangende die qualitaͤt und Art dieſer Glaubens-Hand/ Jſrael/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0792" n="760"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Zwey und Sechszigſte und letzte</hi></fw><lb/> dienſt Chriſti/ ſo fern daſſelbe mit Glauben angenommen und ergriffen/<lb/> machet reich/ machet gerecht/ machet ſeelig. Euere Liebe verſtehe es in<lb/><note place="left">() <hi rendition="#aq">apud Si-<lb/> gon. hiſt.<lb/> occid. l. 3.<lb/> ann.</hi> 741.</note>einem Gleichnuͤß: Der Griechiſche Kaͤyſer () <hi rendition="#aq">Conſtantinus Coprony-<lb/> mus,</hi> nach dem er ein Verbott außgehen laſſen/ daß niemand die Mutter<lb/> Gottes anbetten ſolte/ zeiget er denen/ ſo umb ihn geſtanden einen Seckel<lb/> voll Goldes/ fragt/ wie hoch und theuer ſie ihn ſchaͤtzen? Dieſe antworteten:<lb/> Sehr hoch und theuer! Darauff nimmet er das Geld aus dem Seckel<lb/> hinweg/ fragt abermahl/ wie theuer ietzund? Sie ſprachen: <hi rendition="#aq">Nihili,</hi> ietzt<lb/> iſt der Seckel nichts werth! Jhr habt recht geantwortet/ ſpricht der Kaͤy-<lb/> ſer; Als Maria Chriſtum unter den Hertzen getragen/ war ſie hoch zu<lb/> ſchaͤtzen/ umb des Schatzes willen/ den ſie <hi rendition="#aq">fov</hi>irt und empfangen: Nun ſie<lb/> aber Chriſtum geboren/ iſt ſie nicht anders zu halten/ als ein ander Weib/<lb/> nicht als eine Goͤttin anzubeten.</p><lb/> <p>Dieſes moͤgen wir auch wol von dem Geheimnuͤß des ſeligmachenden<lb/> Glaubens ruͤhmen; Wann der Glaube Chriſtum im Hertzen wohl gefaſ-<lb/> ſet/ ſo iſt er groſſes Schatzes werth/ machet gerecht und ſeelig/ umb deſſen<lb/> willen/ den er im Hertzen gefaſſet und beygeleget; Jſts aber ein leerer<lb/> Glaube ohn Chriſto/ ſo iſt er nichts werth. Gleich wie der Magnet Eiſen<lb/> und Stahl an ſich ziehet und wunderfeſt haltet: Alſo hat der Glaube aus<lb/> Goͤttlicher Gnade die Krafft und Art an ſich/ Chriſtum mit allen ſeinen<lb/> von ihm erworbenen Gut- und Wolthaten/ ja das hoͤchſte Gut ſelbſt/ die<lb/> Heilige Dreyfaltigkeit/ an ſich zu ziehen/ feſt zu behalten und zu beherber-<lb/> gen; Der Glaube hat <hi rendition="#aq">vim attractivam,</hi> eine an ſich ziehende Krafft/ die<lb/> Liebe aber <hi rendition="#aq">vim egreſſivam,</hi> eine außgehende/ außbreitende Krafft. Gleich<lb/> wie die hochgebenedeyete Jungfrau Maria/ ſo bald ſie den Worten des<lb/> Engels geglaubet/ Chriſtum in ihrem Leibe empfangen: Alſo auch/ ſo bald<lb/> das Hertz das Engliſche Troſt- und Freuden-Wort gehoͤret/ ſo empfanget<lb/> es Chriſtum geiſtlicher Weiſe. Durch den Glauben nehmen wir Chri-<lb/> ſtum an/ daß Er in das Gemach unſers Hertzens hinein komme; Durch<lb/> den Glauben erhalten wir den angenommen Chriſtum/ daß er in dem<lb/> Gemach unſers Hertzens bleibe/ ſchreibt <hi rendition="#aq">Gregorius Nyſſenus.</hi></p><lb/> <note place="left"><hi rendition="#aq">Gregor.<lb/> Nyſſ. orat.<lb/> 6. in Cant.<lb/><hi rendition="#i">()</hi> Conci-<lb/> one</hi> 14.</note> <p>Belangende <hi rendition="#fr">die</hi> <hi rendition="#aq">qualit</hi><hi rendition="#fr">aͤt und Art dieſer Glaubens-Hand/</hi><lb/> iſt ſo gethane <hi rendition="#fr">Glaubens-Hand/</hi> wie auch allbereit () droben zum Theil<lb/><hi rendition="#aq">deduc</hi>iret worden/ 1. <hi rendition="#aq">Manus agoniſtica,</hi> <hi rendition="#fr">Eine ſtreitende Hand/</hi><lb/> da ein glaubiges Hertz in der <hi rendition="#aq">tentation</hi> und Anfechtung im Kampff ſte-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Gen. 32, 24.<lb/> ſeqq.</hi></note>het/ muß mit dem Sohn Gottes ringen wie Jacob/ und ſolte ihm auch die<lb/> Huͤffte druͤber verrencken/ und durch den Glauben uͤberwinden/ mit Gebet<lb/> und Thraͤnen den Segen erlangen/ da wird alsdann ein rechtes geiſtliches<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jſrael/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [760/0792]
Die Zwey und Sechszigſte und letzte
dienſt Chriſti/ ſo fern daſſelbe mit Glauben angenommen und ergriffen/
machet reich/ machet gerecht/ machet ſeelig. Euere Liebe verſtehe es in
einem Gleichnuͤß: Der Griechiſche Kaͤyſer () Conſtantinus Coprony-
mus, nach dem er ein Verbott außgehen laſſen/ daß niemand die Mutter
Gottes anbetten ſolte/ zeiget er denen/ ſo umb ihn geſtanden einen Seckel
voll Goldes/ fragt/ wie hoch und theuer ſie ihn ſchaͤtzen? Dieſe antworteten:
Sehr hoch und theuer! Darauff nimmet er das Geld aus dem Seckel
hinweg/ fragt abermahl/ wie theuer ietzund? Sie ſprachen: Nihili, ietzt
iſt der Seckel nichts werth! Jhr habt recht geantwortet/ ſpricht der Kaͤy-
ſer; Als Maria Chriſtum unter den Hertzen getragen/ war ſie hoch zu
ſchaͤtzen/ umb des Schatzes willen/ den ſie fovirt und empfangen: Nun ſie
aber Chriſtum geboren/ iſt ſie nicht anders zu halten/ als ein ander Weib/
nicht als eine Goͤttin anzubeten.
() apud Si-
gon. hiſt.
occid. l. 3.
ann. 741.
Dieſes moͤgen wir auch wol von dem Geheimnuͤß des ſeligmachenden
Glaubens ruͤhmen; Wann der Glaube Chriſtum im Hertzen wohl gefaſ-
ſet/ ſo iſt er groſſes Schatzes werth/ machet gerecht und ſeelig/ umb deſſen
willen/ den er im Hertzen gefaſſet und beygeleget; Jſts aber ein leerer
Glaube ohn Chriſto/ ſo iſt er nichts werth. Gleich wie der Magnet Eiſen
und Stahl an ſich ziehet und wunderfeſt haltet: Alſo hat der Glaube aus
Goͤttlicher Gnade die Krafft und Art an ſich/ Chriſtum mit allen ſeinen
von ihm erworbenen Gut- und Wolthaten/ ja das hoͤchſte Gut ſelbſt/ die
Heilige Dreyfaltigkeit/ an ſich zu ziehen/ feſt zu behalten und zu beherber-
gen; Der Glaube hat vim attractivam, eine an ſich ziehende Krafft/ die
Liebe aber vim egreſſivam, eine außgehende/ außbreitende Krafft. Gleich
wie die hochgebenedeyete Jungfrau Maria/ ſo bald ſie den Worten des
Engels geglaubet/ Chriſtum in ihrem Leibe empfangen: Alſo auch/ ſo bald
das Hertz das Engliſche Troſt- und Freuden-Wort gehoͤret/ ſo empfanget
es Chriſtum geiſtlicher Weiſe. Durch den Glauben nehmen wir Chri-
ſtum an/ daß Er in das Gemach unſers Hertzens hinein komme; Durch
den Glauben erhalten wir den angenommen Chriſtum/ daß er in dem
Gemach unſers Hertzens bleibe/ ſchreibt Gregorius Nyſſenus.
Belangende die qualitaͤt und Art dieſer Glaubens-Hand/
iſt ſo gethane Glaubens-Hand/ wie auch allbereit () droben zum Theil
deduciret worden/ 1. Manus agoniſtica, Eine ſtreitende Hand/
da ein glaubiges Hertz in der tentation und Anfechtung im Kampff ſte-
het/ muß mit dem Sohn Gottes ringen wie Jacob/ und ſolte ihm auch die
Huͤffte druͤber verrencken/ und durch den Glauben uͤberwinden/ mit Gebet
und Thraͤnen den Segen erlangen/ da wird alsdann ein rechtes geiſtliches
Jſrael/
Gen. 32, 24.
ſeqq.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/792 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/792>, abgerufen am 15.08.2024. |