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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Evangelio geoffenbarte Schätze durchs Wort und Sacramenta ange-
boten/ dargereichet und mitgetheilet werden.

Jst die jenige labe, geistliche Basia-manus, der gerecht-
seelig- und lebendigmachende Handgriff/
davon der Evangelist
St. Johannes geschrieben: Das Wort/ das ist/ der ewige SohnIoh. 1, 11. 12.
Gottes kam in angenommener Menschheit in sein Eigenthumb/
zu dem Jüdischen Volck; Aber die seinen nahmen ihn nicht auff
durch den Glauben/ sondern stiessen ihn von sich durch Vnglauben; Die
ihn aber annehmen/ gab Er Macht Kinder Gottes zu wer-
den;
Jhr glaubiges Annehmen war manus adoptisica die Kindma-
chende Hand. St. Paulus sagt/ er sey gesand unter die Heyden/Act. 26, 18.
auffzuthun ihre Augen/ daß sie sich bekehren von der Finster-
nüß zum Liecht/ und von der Gewalt des Sathans zu Gott/

tou labei~n zu empfangen/ das ist/ zu ergreiffen Vergebung der
Sünden/
das ist/ sein glaubiges Annehmen ist manus justifica, die ge-
rechtmachende Hand; Vnd widerumb to pneuma elabete, Jhr habtGal. 3, 2.
den Heiligen Geist empfangen durch die Predigt vom Glau-
ben; Seyt fest im Glauben/ durch welchen ihr angenommeu
Col. 2. 7.
habt den HErren Jesum Christum; Lasset uns herzu trettenEbr. 4, 16.
mit Freudigkeit zu dem Gnadenstul/ auff daß wir Barmher-
tzigkeit empfahen/
(labomen eleon) und Gnade finden! das ist/
dieses glaubige Annehmen ist der Glaube/ der Gottes Barmhertzigkeit
erlanget/ Christum die Quell alles himmlischen Segens an sich ziehet/
die Gabe des Heiligen Geistes und seine Gnad- und Glori-Gaben würck-
lich empfanget.

Summa/ die apprehension und Ergreiffung der himm-
lischen Schätze und Güter/
so im Evangelio geoffenbaret/ durch
Christum erworben/ durch den Heiligen Geist verehret und geschencket
worden/ ist der gerecht- und seeligmachende Glaube/ und ob gleich
die Schrifft dem Glauben die justification die Gerecht- und Seeligma-
chung beyleget/ so ist doch solches nicht in abstracto, bloß vom Glauben-
Griff und der Bettlers-Hand absonderlich/ sondern in concreto, von dem
Heiligthumb und Schatz/ den des Glaubens Hand gefasset und ergriffen/
zu verstehen; Die arme Hand machet einen Bettler nicht Reich/ sondern
der grosse Schatz in der Hand; Also auch das köstliche Perlin/ das Ver-

dienst

Predigt.
Evangelio geoffenbarte Schaͤtze durchs Wort und Sacramenta ange-
boten/ dargereichet und mitgetheilet werden.

Jſt die jenige λαβὴ, geiſtliche Baſia-manus, der gerecht-
ſeelig- und lebendigmachende Handgriff/
davon der Evangeliſt
St. Johannes geſchrieben: Das Wort/ das iſt/ der ewige SohnIoh. 1, 11. 12.
Gottes kam in angenommener Menſchheit in ſein Eigenthumb/
zu dem Juͤdiſchen Volck; Aber die ſeinen nahmen ihn nicht auff
durch den Glauben/ ſondern ſtieſſen ihn von ſich durch Vnglauben; Die
ihn aber annehmen/ gab Er Macht Kinder Gottes zu wer-
den;
Jhr glaubiges Annehmen war manus adoptiſica die Kindma-
chende Hand. St. Paulus ſagt/ er ſey geſand unter die Heyden/Act. 26, 18.
auffzuthun ihre Augen/ daß ſie ſich bekehren von der Finſter-
nuͤß zum Liecht/ und von der Gewalt des Sathans zu Gott/

τοῦ λαβει῀ν zu empfangen/ das iſt/ zu ergreiffen Vergebung der
Suͤnden/
das iſt/ ſein glaubiges Annehmen iſt manus juſtifica, die ge-
rechtmachende Hand; Vnd widerumb τὸ πνεῦμα ἐλάβετε, Jhr habtGal. 3, 2.
den Heiligen Geiſt empfangen durch die Predigt vom Glau-
ben; Seyt feſt im Glauben/ durch welchen ihr angenommeu
Col. 2. 7.
habt den HErren Jeſum Chriſtum; Laſſet uns herzu trettenEbr. 4, 16.
mit Freudigkeit zu dem Gnadenſtul/ auff daß wir Barmher-
tzigkeit empfahen/
(λάβωμεν ἔλεον) und Gnade finden! das iſt/
dieſes glaubige Annehmen iſt der Glaube/ der Gottes Barmhertzigkeit
erlanget/ Chriſtum die Quell alles himmliſchen Segens an ſich ziehet/
die Gabe des Heiligen Geiſtes und ſeine Gnad- und Glori-Gaben wuͤrck-
lich empfanget.

Summa/ die apprehenſion und Ergreiffung der himm-
liſchen Schaͤtze und Guͤter/
ſo im Evangelio geoffenbaret/ durch
Chriſtum erworben/ durch den Heiligen Geiſt verehret und geſchencket
worden/ iſt der gerecht- und ſeeligmachende Glaube/ und ob gleich
die Schrifft dem Glauben die juſtification die Gerecht- und Seeligma-
chung beyleget/ ſo iſt doch ſolches nicht in abſtracto, bloß vom Glauben-
Griff und der Bettlers-Hand abſonderlich/ ſondern in concreto, von dem
Heiligthumb und Schatz/ den des Glaubens Hand gefaſſet und ergriffen/
zu verſtehen; Die arme Hand machet einen Bettler nicht Reich/ ſondern
der groſſe Schatz in der Hand; Alſo auch das koͤſtliche Perlin/ das Ver-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/791>, abgerufen am 28.04.2024.