Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Zwey und Sechszigste und letzte leuchtendes Augen-Liecht/ damit das eusserliche Liecht empfangen wird:Also wird auch nach dem durch den Gesetz-Hammer das steinerne Hertz des Menschen zerknitschet und mürbe worden/ durch den H. Geist ein schönes Glaubens-Liecht angezündet/ soll aber der Mensch dasselbe sehen/ geniessen/ desselben als eines lieblichen Augen-Trosts sich erfreuen/ so gibt Gott der Herr ein erleuchtetes Auge ins Hertz hinein/ das ist uns nicht angebo- ren/ sondern von neuem erschaffen/ und durch das eusserliche Liecht selbst. Das natürliche Liecht machet die Augen nicht/ sondern sie müssen vor da seyn/ dieses himmlische Liecht gibt Schein und Augen zugleich mit. Es ist aber diese Schau gradual, sie hat ihre proportion Luth. in postill part. 1. am Sontag Esto mihi. p. 81. Jch verkündige Es ist ferner und zum andern der glaubende Glaub eine Her- Warheit
Die Zwey und Sechszigſte und letzte leuchtendes Augen-Liecht/ damit das euſſerliche Liecht empfangen wird:Alſo wird auch nach dem durch den Geſetz-Ham̃er das ſteinerne Hertz des Menſchen zerknitſchet und muͤrbe worden/ durch den H. Geiſt ein ſchoͤnes Glaubens-Liecht angezuͤndet/ ſoll aber der Menſch daſſelbe ſehen/ genieſſen/ deſſelben als eines lieblichen Augen-Troſts ſich erfreuen/ ſo gibt Gott der Herr ein erleuchtetes Auge ins Hertz hinein/ das iſt uns nicht angebo- ren/ ſondern von neuem erſchaffen/ und durch das euſſerliche Liecht ſelbſt. Das natuͤrliche Liecht machet die Augen nicht/ ſondern ſie muͤſſen vor da ſeyn/ dieſes himmliſche Liecht gibt Schein und Augen zugleich mit. Es iſt aber dieſe Schau gradual, ſie hat ihre proportion Luth. in poſtill part. 1. am Sontag Eſto mihi. p. 81. Jch verkuͤndige Es iſt ferner und zum andern der glaubende Glaub eine Her- Warheit
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Die Zwey und Sechszigſte und letzte
leuchtendes Augen-Liecht/ damit das euſſerliche Liecht empfangen wird:
Alſo wird auch nach dem durch den Geſetz-Ham̃er das ſteinerne Hertz des
Menſchen zerknitſchet und muͤrbe worden/ durch den H. Geiſt ein ſchoͤnes
Glaubens-Liecht angezuͤndet/ ſoll aber der Menſch daſſelbe ſehen/ genieſſen/
deſſelben als eines lieblichen Augen-Troſts ſich erfreuen/ ſo gibt Gott der
Herr ein erleuchtetes Auge ins Hertz hinein/ das iſt uns nicht angebo-
ren/ ſondern von neuem erſchaffen/ und durch das euſſerliche Liecht ſelbſt.
Das natuͤrliche Liecht machet die Augen nicht/ ſondern ſie muͤſſen vor da
ſeyn/ dieſes himmliſche Liecht gibt Schein und Augen zugleich mit.
Es iſt aber dieſe Schau gradual, ſie hat ihre proportion
und gradus; Jm Alten Teſtament hat man gleichſam als im Schat-
ten geſehen die kuͤnfftigen Guͤter; Jm Neuen Teſtament ſind ſie als im
Spiegel und Bild erſchienen/ das corpus ſelbſt werden wir ſchauen in je-
nem Leben: Hie iſts Stuckwerck/ hie gehet es confus her wie mit jenem
Blinden/ Marc. 8. der ſihet erſtlich Baͤume fuͤr Leute an/ folgends ſihet er
erſt alles accurat, genau und ſcharff/ wie es war.
Marc. 8, 23.
24. 25.
Luth. in poſtill part. 1. am Sontag Eſto mihi. p. 81. Jch verkuͤndige
dir Vergebung der Suͤnden/ und abſolvire/ oder entbinde dich aus dem Befelch
Chriſti. Da hoͤreſt du das Wort/ und wann du es gehoͤret/ und von Suͤnden
eutbunden biſt/ ſo fuͤhleſt du dannoch nicht/ daß Gott und ſeine Engel dich an-
lachen. Von ſolcher Freude weiſſeſtu gar nichts/ davon der HErr ſagt: Die
Engel im Himmel freuen ſich uͤber einen Suͤnder/ der ſich bekehret. Alſo/ wann
du ietzt getaufft biſt/ haſt du eben die Haut und das Fleiſch nach der Tauffe/ wel-
ches du vor der Tauffe hatteſt. Soll es aber darumb beydes nicht ſeyn/ die abſo-
lutio und die Tauffe? O nein! darumb lerne alſo ſagen: Gott hat mich getaufft/
Gott hat mich durch ſein Wort abſolvirt und von Suͤnden entbunden/ darumb
glaube ich feſt/ ob ichs gleich nicht ſehe oder fuͤhle/ daß Gott mich anlache/ und ſei-
nen Sohn heiſſet/ und Chriſtus mein HErr heiſſet mich ſeinen Bruder/ und die
lieben Engel haben eine ſonderliche groſſe Freude uͤber mir. Solches/ ſage ich/
glaube ich/ und habe gantz und gar keinen Zweifel nicht dran. Will es der Papſt
nicht glauben/ ſchadet nicht/ ich will es glauben/ dann Gott wird mir in ſeinen
Worten nicht luͤgen. Die Juͤnger hie konten dieſe Kunſt nicht/ ſonſt wuͤrden ſie
nicht lange davon diſputiret oder verwundert haben/ eben wie ers redet/ alſo wird
es euch gehen/ dann der Mann kan nicht luͤgen/ es geſchehe gleich wann oder wie
es wolle. Aber der Blinde/ da der Evangeliſt von meldet/ der kan ſolche Kunſt
uͤberaus wohl. Seine Augen ſind ſtarrblind/ daß er nicht ein ſtick damit ſihet/
aber bald da das Wort klinget/ Sey ſehend! glaubt ers/ darumb widerfaͤhret
ihm auch wie er glaubet. Solch Wort/ das noch allein iſt/ redet von einem
Ding/ das nicht vorhanden iſt/ dann die Augen ſind dem Blinden noch zu/ aber
bald auffs Wort/ weil ers glaubet/ folget das Werck/ wie ers geglaubet hat.
Es iſt ferner und zum andern der glaubende Glaub eine Her-
tzens-Zung/ ſo das Ja-Wort von ſich gibet/ und der goͤttlichen
Warheit
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