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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Neun und Funffzigste (Sechste)
lete/ und wann also durch Hinwegnehmung alle tausend Jahr einiges
Sand-Körnleins endlich alle solche Sand-Berge und Sand-Hauffen
oder Sand-Welte hinweggethan würden/ als dann der Verdamten Pein
sich endete/ und die Straffen auffhören solten/ oder so fern sie Gott
nicht wolte seelig machen/ zum wenigsten nur nicht peinigte oder besser
gar zu nichts machen wolte. Wann sie dieses Wundsches gewähret
würden/ O wie würden sie frolocken/ für Freuden hupffen! Sie würden
ihre höllische Qual willig leiden/ und die höllische Feuers-Brunst ertra-
gen/ biß alle gemeldte Sand-Körnlein hinweg wären. Aber umbsonst
gewündschet! Nach alle dergleichen hinweggetragenen Sand-Bergen/
ja Sand-Welten/ wird weder das Ende/ noch Mittel/ ja nicht der Anfang
seyn der Ewigkeit/ der ewigen Feuers-Pein! Aber frustra, alles
vergebens und umbsonst: So lange Gott seyn wird/ so lange wird sein
Zorn brennen/ da wird es heissen (wie bey Tiberio) in alle Ewigkeit: Non-
dum tecum in gratiam redii,
Jch bin noch nicht versöhnet/ ich bin dir
nicht gnädig! Solte man Cain/ Core/ Judam/ den reichen Schlämmer
fragen/ ob sie in den tausend und mehr Jahren/ als sie schon gebrennet und
gebraten/ etwas Lieferung oder Linderung gespüret? Ach nein! würden
sie sagen: Vnser Feuer ist alle Jahr/ alle Tage/ alle Monat neu; Jn der
Höll weiß man von keiner Zeit.

O weh der grausamen grossen Pein/
Der wir stets unterworffen seyn!
O weh welch eine lange Zeit!
O wie lang währstu/ O Ewigkeit!
Verflucht/ verdamt/ vermaledeyt
Sind wir in alle Ewigkeit.

Was bißher von diesem Höllen-Feuer angebracht worden/ ist
nicht geschehen eine Rhetorische exaggeration zu formiren/ den Leuten
ängster und bänger zu machen als die Warheit leiden mag/ es kan dasselbe
so schröcklich nicht beschrieben/ und so grausam gemacht werden/ es ist alles
die Warheit/ und noch nicht gnug gesaget; Dann wie kein Mann lebet/
der außsprechen kan die Gnad und ewigen Lohn: Die Freude ist unauß-
sprechlich: Also auch die ewige Marter und Höllen-Pein; Der Schläm-
Luc. 16. 24.mer saget etwas: Jch leide grosse Qual! Aber es ist nicht gnug. Es
ist unser elementarisches Küchen-Feuer nur ein gemahltes und ein vor-
gebildetes Feuer gegen dem höllischen gehalten; Gleich wie wann man
die Zerstörung der Statt Troja in einem Gemählde beschauet/ wie die
Feuer-Flammen bey Nacht über ihr zusammen schlagen/ kan man weiter

hinaus

Die Neun und Funffzigſte (Sechſte)
lete/ und wann alſo durch Hinwegnehmung alle tauſend Jahr einiges
Sand-Koͤrnleins endlich alle ſolche Sand-Berge und Sand-Hauffen
oder Sand-Welte hinweggethan wuͤrden/ als dann der Verdamten Pein
ſich endete/ und die Straffen auffhoͤren ſolten/ oder ſo fern ſie Gott
nicht wolte ſeelig machen/ zum wenigſten nur nicht peinigte oder beſſer
gar zu nichts machen wolte. Wann ſie dieſes Wundſches gewaͤhret
wuͤrden/ O wie wuͤrden ſie frolocken/ fuͤr Freuden hupffen! Sie wuͤrden
ihre hoͤlliſche Qual willig leiden/ und die hoͤlliſche Feuers-Brunſt ertra-
gen/ biß alle gemeldte Sand-Koͤrnlein hinweg waͤren. Aber umbſonſt
gewuͤndſchet! Nach alle dergleichen hinweggetragenen Sand-Bergen/
ja Sand-Welten/ wird weder das Ende/ noch Mittel/ ja nicht der Anfang
ſeyn der Ewigkeit/ der ewigen Feuers-Pein! Aber fruſtrà, alles
vergebens und umbſonſt: So lange Gott ſeyn wird/ ſo lange wird ſein
Zorn brennen/ da wird es heiſſen (wie bey Tiberio) in alle Ewigkeit: Non-
dum tecum in gratiam redii,
Jch bin noch nicht verſoͤhnet/ ich bin dir
nicht gnaͤdig! Solte man Cain/ Core/ Judam/ den reichen Schlaͤmmer
fragen/ ob ſie in den tauſend und mehr Jahren/ als ſie ſchon gebrennet und
gebraten/ etwas Lieferung oder Linderung geſpuͤret? Ach nein! wuͤrden
ſie ſagen: Vnſer Feuer iſt alle Jahr/ alle Tage/ alle Monat neu; Jn der
Hoͤll weiß man von keiner Zeit.

O weh der grauſamen groſſen Pein/
Der wir ſtets unterworffen ſeyn!
O weh welch eine lange Zeit!
O wie lang waͤhrſtu/ O Ewigkeit!
Verflucht/ verdamt/ vermaledeyt
Sind wir in alle Ewigkeit.

Was bißher von dieſem Hoͤllen-Feuer angebracht worden/ iſt
nicht geſchehen eine Rhetoriſche exaggeration zu formiren/ den Leuten
aͤngſter und baͤnger zu machen als die Warheit leiden mag/ es kan daſſelbe
ſo ſchroͤcklich nicht beſchrieben/ und ſo grauſam gemacht werden/ es iſt alles
die Warheit/ und noch nicht gnug geſaget; Dann wie kein Mann lebet/
der außſprechen kan die Gnad und ewigen Lohn: Die Freude iſt unauß-
ſprechlich: Alſo auch die ewige Marter und Hoͤllen-Pein; Der Schlaͤm-
Luc. 16. 24.mer ſaget etwas: Jch leide groſſe Qual! Aber es iſt nicht gnug. Es
iſt unſer elementariſches Kuͤchen-Feuer nur ein gemahltes und ein vor-
gebildetes Feuer gegen dem hoͤlliſchen gehalten; Gleich wie wann man
die Zerſtoͤrung der Statt Troja in einem Gemaͤhlde beſchauet/ wie die
Feuer-Flammen bey Nacht uͤber ihr zuſammen ſchlagen/ kan man weiter

hinaus
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[720/0752] Die Neun und Funffzigſte (Sechſte) lete/ und wann alſo durch Hinwegnehmung alle tauſend Jahr einiges Sand-Koͤrnleins endlich alle ſolche Sand-Berge und Sand-Hauffen oder Sand-Welte hinweggethan wuͤrden/ als dann der Verdamten Pein ſich endete/ und die Straffen auffhoͤren ſolten/ oder ſo fern ſie Gott nicht wolte ſeelig machen/ zum wenigſten nur nicht peinigte oder beſſer gar zu nichts machen wolte. Wann ſie dieſes Wundſches gewaͤhret wuͤrden/ O wie wuͤrden ſie frolocken/ fuͤr Freuden hupffen! Sie wuͤrden ihre hoͤlliſche Qual willig leiden/ und die hoͤlliſche Feuers-Brunſt ertra- gen/ biß alle gemeldte Sand-Koͤrnlein hinweg waͤren. Aber umbſonſt gewuͤndſchet! Nach alle dergleichen hinweggetragenen Sand-Bergen/ ja Sand-Welten/ wird weder das Ende/ noch Mittel/ ja nicht der Anfang ſeyn der Ewigkeit/ der ewigen Feuers-Pein! Aber fruſtrà, alles vergebens und umbſonſt: So lange Gott ſeyn wird/ ſo lange wird ſein Zorn brennen/ da wird es heiſſen (wie bey Tiberio) in alle Ewigkeit: Non- dum tecum in gratiam redii, Jch bin noch nicht verſoͤhnet/ ich bin dir nicht gnaͤdig! Solte man Cain/ Core/ Judam/ den reichen Schlaͤmmer fragen/ ob ſie in den tauſend und mehr Jahren/ als ſie ſchon gebrennet und gebraten/ etwas Lieferung oder Linderung geſpuͤret? Ach nein! wuͤrden ſie ſagen: Vnſer Feuer iſt alle Jahr/ alle Tage/ alle Monat neu; Jn der Hoͤll weiß man von keiner Zeit. O weh der grauſamen groſſen Pein/ Der wir ſtets unterworffen ſeyn! O weh welch eine lange Zeit! O wie lang waͤhrſtu/ O Ewigkeit! Verflucht/ verdamt/ vermaledeyt Sind wir in alle Ewigkeit. Was bißher von dieſem Hoͤllen-Feuer angebracht worden/ iſt nicht geſchehen eine Rhetoriſche exaggeration zu formiren/ den Leuten aͤngſter und baͤnger zu machen als die Warheit leiden mag/ es kan daſſelbe ſo ſchroͤcklich nicht beſchrieben/ und ſo grauſam gemacht werden/ es iſt alles die Warheit/ und noch nicht gnug geſaget; Dann wie kein Mann lebet/ der außſprechen kan die Gnad und ewigen Lohn: Die Freude iſt unauß- ſprechlich: Alſo auch die ewige Marter und Hoͤllen-Pein; Der Schlaͤm- mer ſaget etwas: Jch leide groſſe Qual! Aber es iſt nicht gnug. Es iſt unſer elementariſches Kuͤchen-Feuer nur ein gemahltes und ein vor- gebildetes Feuer gegen dem hoͤlliſchen gehalten; Gleich wie wann man die Zerſtoͤrung der Statt Troja in einem Gemaͤhlde beſchauet/ wie die Feuer-Flammen bey Nacht uͤber ihr zuſammen ſchlagen/ kan man weiter hinaus Luc. 16. 24.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/752>, abgerufen am 27.04.2024.