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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
des Heers oder Heerführers der Philister heut den Vögeln un-
ter dem Himmel/ und dem Wild auff Erden:
Also sind die Ver-
damten solche
cadavera und Leichnam/ das ist/ cadaverosi,
in statu cadaveroso,
in dem Stande/ darinn die Leichnam
auff einer Schlut ligen.

Wann/ sag ich/ die Verdamte als cadavera oder cadave-
rosi
als Leichnam beschrieben werden/ so will der Prophet durch diese
figur als durch eine perspectiv anzeigen und sehen lassen/ I. Cadavera
mortua,
tode Leichnam; Es werden die Verdamten tod seyn; dann
ein Leichnam ist ja tod und des Lebens beraubet/ kan weder fühlen noch
sehen/ ihm selbst nicht helffen: Also werden die Verdamten dermahl eins
auch tod seyn/ nicht so wohl morte naturae, was anlanget den na-
türlichen Tod/
dann dem sind auch/ wiewohl mit grossem Vnterscheid/
die Glaubigen unterworffen/ auff solche Weise werden die Verdamten viel
mehr leben; nicht auch morte gratiae, was den geistlichen
Gnaden-Tod betrifft/
dann so sind die Verdamten schon gewest vor
ihrem Ende in dieser Welt/ die sind Gott dem Herren durch Vn-
glauben und Sünde längst abgestorben/ und in solcher ihrer Missethat ge-
storben: sondern morte secunda, des andern Todes/ des ewigen
Todes;
vitae gloriae, dem herrlichen himmlischen Leben ent-
gegen gesetzt/
von welchem der heilige Johannes Apoc. 2. redet: WerApoc. 2, 11.
da uberwindet/ dem soll kein Leid geschehen von dem andern
Tode.
Dieser Tod ist das grösseste Vbel und Elend/ er ist der letzte Sold
der Sünden; Jst eine metaphora und verblümte Rede/ hergenommenRom. 6, 23.
von den Soldaten; Ein Soldat sihet auff den Sold/ davon er den Na-
men bekommen/ Commiß/ Beute/ Stuckgeld. Offters nimmet ein leicht-
fertiger Gesell Geld/ und dienet dem Teufel. Was liget aber unter dem ob-
sonio
verborgen? mors, der Tod/ dessen er stünd- und augenblicklich ge-
warten muß/
In tali tales capiuntur flumine pisces,
das Schwert frisset ietzt diesen/ ietzt jenen: Also auch ein Sün-2. Sam. 11,
25.

der/ der dem Teufel zu Hof reutet/ hat sein auctoramentum, sein Hand-
Geld/ so zu reden/ seinen Sold/ Catilina non amabat sua facinora, sed
utique aliud, cujus causa faciebat,
sagt Augustinus: Der böse Catilina
liebete nicht seine böse Thaten/ die er verübete/ sondern er hatte freylich etwas

anders/
S s s s 2

Predigt.
des Heers oder Heerfuͤhrers der Philiſter heut den Voͤgeln un-
ter dem Himmel/ und dem Wild auff Erden:
Alſo ſind die Ver-
damten ſolche
cadavera und Leichnam/ das iſt/ cadaveroſi,
in ſtatu cadaveroſo,
in dem Stande/ darinn die Leichnam
auff einer Schlut ligen.

Wann/ ſag ich/ die Verdamte als cadavera oder cadave-
roſi
als Leichnam beſchrieben werden/ ſo will der Prophet durch dieſe
figur als durch eine perſpectiv anzeigen und ſehen laſſen/ I. Cadavera
mortua,
tode Leichnam; Es werden die Verdamten tod ſeyn; dann
ein Leichnam iſt ja tod und des Lebens beraubet/ kan weder fuͤhlen noch
ſehen/ ihm ſelbſt nicht helffen: Alſo werden die Verdamten dermahl eins
auch tod ſeyn/ nicht ſo wohl morte naturæ, was anlanget den na-
tuͤrlichen Tod/
dann dem ſind auch/ wiewohl mit groſſem Vnterſcheid/
die Glaubigen unterworffen/ auff ſolche Weiſe werden die Verdamten viel
mehr leben; nicht auch morte gratiæ, was den geiſtlichen
Gnaden-Tod betrifft/
dann ſo ſind die Verdamten ſchon geweſt vor
ihrem Ende in dieſer Welt/ die ſind Gott dem Herren durch Vn-
glauben und Suͤnde laͤngſt abgeſtorben/ und in ſolcher ihrer Miſſethat ge-
ſtorben: ſondern morte ſecundâ, des andern Todes/ des ewigen
Todes;
vitæ gloriæ, dem herrlichen himmliſchen Leben ent-
gegen geſetzt/
von welchem der heilige Johannes Apoc. 2. redet: WerApoc. 2, 11.
da ůberwindet/ dem ſoll kein Leid geſchehen von dem andern
Tode.
Dieſer Tod iſt das groͤſſeſte Vbel und Elend/ er iſt der letzte Sold
der Suͤnden; Jſt eine metaphora und verbluͤmte Rede/ hergenommenRom. 6, 23.
von den Soldaten; Ein Soldat ſihet auff den Sold/ davon er den Na-
men bekommen/ Commiß/ Beute/ Stuckgeld. Offters nimmet ein leicht-
fertiger Geſell Geld/ und dienet dem Teufel. Was liget aber unter dem ob-
ſonio
verborgen? mors, der Tod/ deſſen er ſtuͤnd- und augenblicklich ge-
warten muß/
In tali tales capiuntur flumine piſces,
das Schwert friſſet ietzt dieſen/ ietzt jenen: Alſo auch ein Suͤn-2. Sam. 11,
25.

der/ der dem Teufel zu Hof reutet/ hat ſein auctoramentum, ſein Hand-
Geld/ ſo zu reden/ ſeinen Sold/ Catilina non amabat ſua facinora, ſed
utique aliud, cujus cauſa faciebat,
ſagt Auguſtinus: Der boͤſe Catilina
liebete nicht ſeine boͤſe Thaten/ die er veruͤbete/ ſondern er hatte freylich etwas

anders/
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[691/0723] Predigt. des Heers oder Heerfuͤhrers der Philiſter heut den Voͤgeln un- ter dem Himmel/ und dem Wild auff Erden: Alſo ſind die Ver- damten ſolche cadavera und Leichnam/ das iſt/ cadaveroſi, in ſtatu cadaveroſo, in dem Stande/ darinn die Leichnam auff einer Schlut ligen. Wann/ ſag ich/ die Verdamte als cadavera oder cadave- roſi als Leichnam beſchrieben werden/ ſo will der Prophet durch dieſe figur als durch eine perſpectiv anzeigen und ſehen laſſen/ I. Cadavera mortua, tode Leichnam; Es werden die Verdamten tod ſeyn; dann ein Leichnam iſt ja tod und des Lebens beraubet/ kan weder fuͤhlen noch ſehen/ ihm ſelbſt nicht helffen: Alſo werden die Verdamten dermahl eins auch tod ſeyn/ nicht ſo wohl morte naturæ, was anlanget den na- tuͤrlichen Tod/ dann dem ſind auch/ wiewohl mit groſſem Vnterſcheid/ die Glaubigen unterworffen/ auff ſolche Weiſe werden die Verdamten viel mehr leben; nicht auch morte gratiæ, was den geiſtlichen Gnaden-Tod betrifft/ dann ſo ſind die Verdamten ſchon geweſt vor ihrem Ende in dieſer Welt/ die ſind Gott dem Herren durch Vn- glauben und Suͤnde laͤngſt abgeſtorben/ und in ſolcher ihrer Miſſethat ge- ſtorben: ſondern morte ſecundâ, des andern Todes/ des ewigen Todes; vitæ gloriæ, dem herrlichen himmliſchen Leben ent- gegen geſetzt/ von welchem der heilige Johannes Apoc. 2. redet: Wer da ůberwindet/ dem ſoll kein Leid geſchehen von dem andern Tode. Dieſer Tod iſt das groͤſſeſte Vbel und Elend/ er iſt der letzte Sold der Suͤnden; Jſt eine metaphora und verbluͤmte Rede/ hergenommen von den Soldaten; Ein Soldat ſihet auff den Sold/ davon er den Na- men bekommen/ Commiß/ Beute/ Stuckgeld. Offters nimmet ein leicht- fertiger Geſell Geld/ und dienet dem Teufel. Was liget aber unter dem ob- ſonio verborgen? mors, der Tod/ deſſen er ſtuͤnd- und augenblicklich ge- warten muß/ In tali tales capiuntur flumine piſces, das Schwert friſſet ietzt dieſen/ ietzt jenen: Alſo auch ein Suͤn- der/ der dem Teufel zu Hof reutet/ hat ſein auctoramentum, ſein Hand- Geld/ ſo zu reden/ ſeinen Sold/ Catilina non amabat ſua facinora, ſed utique aliud, cujus cauſa faciebat, ſagt Auguſtinus: Der boͤſe Catilina liebete nicht ſeine boͤſe Thaten/ die er veruͤbete/ ſondern er hatte freylich etwas anders/ Apoc. 2, 11. Rom. 6, 23. 2. Sam. 11, 25. S ſ ſ ſ 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/723>, abgerufen am 22.11.2024.