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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sieben und Funffzigste (Vierte)
und Gott widerumb versühnet: deßgleichen so wehret sie Vögeln und
andern Thieren/ und ließ des Tages die Vögel des Himmels nicht auff
ihnen ruhen/ daß sie den Raben nicht zur Speiß würden.

Dieses ist gewesen der Zustand der Söhne Sauls! Aber so gut
mags den verdamten Höllen-Kindern nicht werden: sie ligen da in dem
polyandrio, in dem höllischen Tophet, als verbannete/ unbegrabene/ stin-
ckende/ abscheuliche Höllen-Aesser: Sie ligen da in alle Ewigkeit/ Jhr
Wurm stirbet nicht:
Sie ligen da ohne Erbarmung/ niemand ist/
der den nagenden Wurm tödtete/ der das Feuer löschete; da ist vom Him-
mel herab lauter Zorn ohne Hoffnung einiger Versöhnung; da ist keine
Rizpa/ die sorge und Vater-Liebe hat ein Ende; Es gehen zwar die
Außerwehlten heraus/
aber zur Schau/ zum Lachen/ sie die Ver-
damten sind allem Fleisch ein Greuel
und Scheusal/ wie der
Herr durch Esaiam in unserm Text solches alles klärlich andeutet.
Wer die verdamten Höllen-Kinder seyn/ haben wir neulich ge-
höret; Folget nun der unseeligste Zustand der Verdamten/ in
welchem sie schweben/ daß sie da ligen als tode Leichnam;

und zwar der erste Theil ihres elenden Zustands/ ihrer Straff
ist
poena damni, der unsägliche Verlust und Schaden/ den
sie leiden müssen;
Von welchem wir anietzo in der Furcht des Her-
ren
etwas weitläufftigers handeln wollen. Gott helffe/ daß es
also geschehe/ daß wir für solchem unseeligem Zustande einen Abscheu be-
kommen/ demselben entgehen/ und dermahl eins zu dem allerseeligsten Zu-
stande aller Außerwehlten gelangen mögen/ durch das theure Verdienst
Jesu Christi/ Amen.

WAnn demnach der Prophet allhie abermahl mit Prophetischen
Fingern deutet auff die cadavera und sagt: Die Leichnam
der Leute/ die mißhandelt haben:
Jn seiner Sprach heisset es [fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen]
bepigreh, peger (daher das lateinische piger, faul kommt) das ist
ein fauler Leichnam/ ein todes Aas; wird in solchem Verstande
1. Sam. 17,
46.
gelesen/ 1. Sam. 17. da der junge kühne Held David dem Philister
Goliath
unter Augen tritt und sagt: Heutiges Tages wird dich
der HErr in meine Hand überantworten/ daß ich dich schlage
und nehme dein Haupt von dir/ und gebe den Leichnam

des

Die Sieben und Funffzigſte (Vierte)
und Gott widerumb verſuͤhnet: deßgleichen ſo wehret ſie Voͤgeln und
andern Thieren/ und ließ des Tages die Voͤgel des Himmels nicht auff
ihnen ruhen/ daß ſie den Raben nicht zur Speiß wuͤrden.

Dieſes iſt geweſen der Zuſtand der Soͤhne Sauls! Aber ſo gut
mags den verdamten Hoͤllen-Kindern nicht werden: ſie ligen da in dem
polyandrio, in dem hoͤlliſchen Tophet, als verbannete/ unbegrabene/ ſtin-
ckende/ abſcheuliche Hoͤllen-Aeſſer: Sie ligen da in alle Ewigkeit/ Jhr
Wurm ſtirbet nicht:
Sie ligen da ohne Erbarmung/ niemand iſt/
der den nagenden Wurm toͤdtete/ der das Feuer loͤſchete; da iſt vom Him-
mel herab lauter Zorn ohne Hoffnung einiger Verſoͤhnung; da iſt keine
Rizpa/ die ςοργὴ und Vater-Liebe hat ein Ende; Es gehen zwar die
Außerwehlten heraus/
aber zur Schau/ zum Lachen/ ſie die Ver-
damten ſind allem Fleiſch ein Greuel
und Scheuſal/ wie der
Herr durch Eſaiam in unſerm Text ſolches alles klaͤrlich andeutet.
Wer die verdamten Hoͤllen-Kinder ſeyn/ haben wir neulich ge-
hoͤret; Folget nun der unſeeligſte Zuſtand der Verdamten/ in
welchem ſie ſchweben/ daß ſie da ligen als tode Leichnam;

und zwar der erſte Theil ihres elenden Zuſtands/ ihrer Straff
iſt
pœna damni, der unſaͤgliche Verluſt und Schaden/ den
ſie leiden muͤſſen;
Von welchem wir anietzo in der Furcht des Her-
ren
etwas weitlaͤufftigers handeln wollen. Gott helffe/ daß es
alſo geſchehe/ daß wir fuͤr ſolchem unſeeligem Zuſtande einen Abſcheu be-
kommen/ demſelben entgehen/ und dermahl eins zu dem allerſeeligſten Zu-
ſtande aller Außerwehlten gelangen moͤgen/ durch das theure Verdienſt
Jeſu Chriſti/ Amen.

WAnn demnach der Prophet allhie abermahl mit Prophetiſchen
Fingern deutet auff die cadavera und ſagt: Die Leichnam
der Leute/ die mißhandelt haben:
Jn ſeiner Sprach heiſſet es [fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen]
bepigreh, peger (daher das lateiniſche piger, faul kommt) das iſt
ein fauler Leichnam/ ein todes Aas; wird in ſolchem Verſtande
1. Sam. 17,
46.
geleſen/ 1. Sam. 17. da der junge kuͤhne Held David dem Philiſter
Goliath
unter Augen tritt und ſagt: Heutiges Tages wird dich
der HErr in meine Hand uͤberantworten/ daß ich dich ſchlage
und nehme dein Haupt von dir/ und gebe den Leichnam

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[690/0722] Die Sieben und Funffzigſte (Vierte) und Gott widerumb verſuͤhnet: deßgleichen ſo wehret ſie Voͤgeln und andern Thieren/ und ließ des Tages die Voͤgel des Himmels nicht auff ihnen ruhen/ daß ſie den Raben nicht zur Speiß wuͤrden. Dieſes iſt geweſen der Zuſtand der Soͤhne Sauls! Aber ſo gut mags den verdamten Hoͤllen-Kindern nicht werden: ſie ligen da in dem polyandrio, in dem hoͤlliſchen Tophet, als verbannete/ unbegrabene/ ſtin- ckende/ abſcheuliche Hoͤllen-Aeſſer: Sie ligen da in alle Ewigkeit/ Jhr Wurm ſtirbet nicht: Sie ligen da ohne Erbarmung/ niemand iſt/ der den nagenden Wurm toͤdtete/ der das Feuer loͤſchete; da iſt vom Him- mel herab lauter Zorn ohne Hoffnung einiger Verſoͤhnung; da iſt keine Rizpa/ die ςοργὴ und Vater-Liebe hat ein Ende; Es gehen zwar die Außerwehlten heraus/ aber zur Schau/ zum Lachen/ ſie die Ver- damten ſind allem Fleiſch ein Greuel und Scheuſal/ wie der Herr durch Eſaiam in unſerm Text ſolches alles klaͤrlich andeutet. Wer die verdamten Hoͤllen-Kinder ſeyn/ haben wir neulich ge- hoͤret; Folget nun der unſeeligſte Zuſtand der Verdamten/ in welchem ſie ſchweben/ daß ſie da ligen als tode Leichnam; und zwar der erſte Theil ihres elenden Zuſtands/ ihrer Straff iſt pœna damni, der unſaͤgliche Verluſt und Schaden/ den ſie leiden muͤſſen; Von welchem wir anietzo in der Furcht des Her- ren etwas weitlaͤufftigers handeln wollen. Gott helffe/ daß es alſo geſchehe/ daß wir fuͤr ſolchem unſeeligem Zuſtande einen Abſcheu be- kommen/ demſelben entgehen/ und dermahl eins zu dem allerſeeligſten Zu- ſtande aller Außerwehlten gelangen moͤgen/ durch das theure Verdienſt Jeſu Chriſti/ Amen. WAnn demnach der Prophet allhie abermahl mit Prophetiſchen Fingern deutet auff die cadavera und ſagt: Die Leichnam der Leute/ die mißhandelt haben: Jn ſeiner Sprach heiſſet es ____ bepigreh, peger (daher das lateiniſche piger, faul kommt) das iſt ein fauler Leichnam/ ein todes Aas; wird in ſolchem Verſtande geleſen/ 1. Sam. 17. da der junge kuͤhne Held David dem Philiſter Goliath unter Augen tritt und ſagt: Heutiges Tages wird dich der HErr in meine Hand uͤberantworten/ daß ich dich ſchlage und nehme dein Haupt von dir/ und gebe den Leichnam des 1. Sam. 17, 46.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/722>, abgerufen am 22.11.2024.