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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Reiß-Buch von den Persianern geschrieben/ da er erzehlt/ daß unter ihnen
seyen/ sonderlich grosse Herren/ die sich bey Lebzeiten auch dahin verloben/ daß
sie verbrant werden sollen/ und wann sie solches ihren bekanten Freunden
und Verwandten verkündigen/ sagende: Sihe/ ich habe ein freywillig Ge-
lübde gethan/ daß ich ins Feuer lebendig springen will! Da antworten
sie alle und ruffen ihm Glück zu: O wie glückseelig und seelig bistu! wann
aber derselbe bestimmte Tag herzu nahet/ so bereiten sie ihm eine herrliche
Mahlzeit; Er aber reutet entweder auff einem Caballen/ wann er reich ist/
oder ist er etwas ärmer/ gehet er zu Fuß biß an den Rand des Grabens;
daselbst/ in dem er sich in das Feuer hinein stürtzet/ freuen sich alle seine
Verwandte/ trummeln und tantzen/ biß er gantz zu Pulver verbrennet. Da-
mit du aber sehest und erkennest/ was sie doch so kräfftig zu solchem Selbst-
Mord treibe und berede/ daß sie sich noch freuen also gemartert zu werden/
so vernimm weiter die artige List des Teufels/ wie er den abergläubischen
Leuten eine Dunst für die Augen mache. Wann der dritte Tag herzu
kommt/ so gehen zween Priester von den Obern in des Verbranten Hauß/
und sagen zu seinen Erben: Bereitet das Hauß/ dann heute wird euer
Vater zu euch kommen/ daß er euch befehle/ was ihr thun sollet. (daß er
seinen letzten Willen andeute/ gleich als wolte er ein Testament machen
nach seinem Tode) Nach dem nun die Zeugen aus der Statt beruffen
sind/ erscheinet der Sathan in dessen Kleidung und Gestalt/ da fragen die
Frau und Kinder/ wie es ihm gehe in der andern Welt? Er antwortet: Jch
bin zwar zu meinen Mitconsorten kommen/ aber sie haben mich nicht ehe wol-
len auffnehmen/ biß ich alle Schulden den bekanten Freunden und Nach-
barn zahle. Alßdann theilet er die Güter unter die Erben/ und befihlet zu
zahlen/ was er schuldig ist/ und hingegen zu fordern/ was er für Schuld
aussen hat. Diese Außgaben zeichnen die beruffenen Zeugen auff/ damit
er wider seinen Weg gehe/ (und nicht lang auffgehalten werde) hernach
sehen sie ihn nicht mehr. Durch solche lügenhaffte Verblendung/ welche
die zauberischen Priester verrichten/ werden die Leute so kräfftig beredet/ daß
sie sagen/ (aus Ruhm ihres Aberglaubens) es begebe sich dergleichen in
keinem Land oder Königreich/ das ist/ es befinde sich dergleichen durch so
herrliche Wunderwerck berühmte religion in der gantzen Welt nicht.

Wie wir nun Gott nicht gnugsam dancken können für das helle
Liecht/ und zu beten haben für die jenigen/ so noch in der Babylonischen
Gefängnüß und Finsternüß tappen; Also haben wir auch dahin zu trach-
ten/ daß wir das Nun~ unserer Reise wohl in acht nehmen/ daß wir nicht
einen unseeligen Sprung thun in die verdammte/ sondern in die seelige

Ewig-
S s s 3

Predigt.
Reiß-Buch von den Perſianern geſchrieben/ da er erzehlt/ daß unter ihnen
ſeyen/ ſonderlich groſſe Herren/ die ſich bey Lebzeiten auch dahin verlobẽ/ daß
ſie verbrant werden ſollen/ und wann ſie ſolches ihren bekanten Freunden
und Verwandten verkuͤndigen/ ſagende: Sihe/ ich habe ein freywillig Ge-
luͤbde gethan/ daß ich ins Feuer lebendig ſpringen will! Da antworten
ſie alle und ruffen ihm Gluͤck zu: O wie gluͤckſeelig und ſeelig biſtu! wann
aber derſelbe beſtimmte Tag herzu nahet/ ſo bereiten ſie ihm eine herrliche
Mahlzeit; Er aber reutet entweder auff einem Caballen/ wann er reich iſt/
oder iſt er etwas aͤrmer/ gehet er zu Fuß biß an den Rand des Grabens;
daſelbſt/ in dem er ſich in das Feuer hinein ſtuͤrtzet/ freuen ſich alle ſeine
Verwandte/ trummeln und tantzen/ biß er gantz zu Pulver verbrennet. Da-
mit du aber ſeheſt und erkenneſt/ was ſie doch ſo kraͤfftig zu ſolchem Selbſt-
Mord treibe und berede/ daß ſie ſich noch freuen alſo gemartert zu werden/
ſo vernimm weiter die artige Liſt des Teufels/ wie er den aberglaͤubiſchen
Leuten eine Dunſt fuͤr die Augen mache. Wann der dritte Tag herzu
kommt/ ſo gehen zween Prieſter von den Obern in des Verbranten Hauß/
und ſagen zu ſeinen Erben: Bereitet das Hauß/ dann heute wird euer
Vater zu euch kommen/ daß er euch befehle/ was ihr thun ſollet. (daß er
ſeinen letzten Willen andeute/ gleich als wolte er ein Teſtament machen
nach ſeinem Tode) Nach dem nun die Zeugen aus der Statt beruffen
ſind/ erſcheinet der Sathan in deſſen Kleidung und Geſtalt/ da fragen die
Frau und Kinder/ wie es ihm gehe in der andern Welt? Er antwortet: Jch
bin zwar zu meinen Mitconſorten kom̃en/ aber ſie haben mich nicht ehe wol-
len auffnehmen/ biß ich alle Schulden den bekanten Freunden und Nach-
barn zahle. Alßdann theilet er die Guͤter unter die Erben/ und befihlet zu
zahlen/ was er ſchuldig iſt/ und hingegen zu fordern/ was er fuͤr Schuld
auſſen hat. Dieſe Außgaben zeichnen die beruffenen Zeugen auff/ damit
er wider ſeinen Weg gehe/ (und nicht lang auffgehalten werde) hernach
ſehen ſie ihn nicht mehr. Durch ſolche luͤgenhaffte Verblendung/ welche
die zauberiſchen Prieſter verrichten/ werden die Leute ſo kraͤfftig beredet/ daß
ſie ſagen/ (aus Ruhm ihres Aberglaubens) es begebe ſich dergleichen in
keinem Land oder Koͤnigreich/ das iſt/ es befinde ſich dergleichen durch ſo
herrliche Wunderwerck beruͤhmte religion in der gantzen Welt nicht.

Wie wir nun Gott nicht gnugſam dancken koͤnnen fuͤr das helle
Liecht/ und zu beten haben fuͤr die jenigen/ ſo noch in der Babyloniſchen
Gefaͤngnuͤß und Finſternuͤß tappen; Alſo haben wir auch dahin zu trach-
ten/ daß wir das Νυν῀ unſerer Reiſe wohl in acht nehmen/ daß wir nicht
einen unſeeligen Sprung thun in die verdammte/ ſondern in die ſeelige

Ewig-
S ſ ſ 3
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/541>, abgerufen am 22.11.2024.