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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
für das Altar und bittet/ Gott wolle ihren Söhnen diese Wolthat
bezahlen/ mit dem Gut/ welches Gott selber für das beste hielte. Was
geschicht? Die müden Brüder legen sich nicht weit vom Altar nieder/
sincken in einen Schlaff/ verscheiden und schlaffen noch heutiges Tages:
Dannenhero haben die Heyden ihnen selber die Gedancken gemacht/ Gott
halte einen sanfften/ gesunden vnd geschwinden Abschied von dieser Welt
für das höchste Gut unter der Sonnen.

Ebenmässig hat man sich auch in Gottes heiligsten Willen zu schi-
cken/ was anlangt den schnellen Tod/ durch eusserliche Gewalt/ innerliche
Flüsse und andere jähe Fälle/ da man gesund und frisch morgens früh aus
dem Bette auffstehet/ zu Abend ligt die kalte Leiche im Sarck: Jn einer
Stund blühet die Rose und wird alßbald welck. Wie man sich nun in sol-
chen offtmahl tragischen Fällen nicht zu übereilen hat mit unzeitigen judi-
ciis,
ob/ zum Exempel/ Nadab und Abihu/ so durch den Zorn Gottes jeh-Lev. 10, 1.
seqq.

ling auffgeraffet/ unseelig gestorben? deren Vnfürsichtigkeit andern zum
Exempel abgestraffet worden/ denen Gott der Herr noch im letzten
Augenblick die Busse schencken können/ wie vermuthlich auch Moses ge-
hoffet/ und sie in ihrem Priesterlichen habit ehrlich bestatten und betrauren
lassen. Ob die Kinder Jobs/ die der schnelle unversehene Tod über ihremHiob. 1, 15.
seqq.

Kräntzlein und Mahlzeit angegriffen/ Schiffbruch gelitten an ihrer Selig-
keit? das lässet sich nicht bejachzen/ bevorab weil Gott der Herr hernach dem
lieben Job alle verlohrne Güter doppelt wider gegeben/ außgenommen die
Kinder hat Er ihm nicht gedoppelt/ als welche nicht verlohren gewest:
Also dienen uns dieselbe exempla zur Buß und Auffmunterung*/ zur
geistlichen Wachsamkeit/ auff daß/ wann der Herr kommt/ das Hertz
bereit sey: Schneller Tod ist per se kein böser Tod/ sondern ein gesunder
Reuter- und Soldaten-Tod.** Ein schneller Tod kan seyn ein schneller
Sprung zu Gott wie Enoch. Aber der böse jähe Tod/ der ist/ den wir
in der Litaney abbitten. Darumb ist wachens von nöthen/ auff daß man/
wann der Herr will kommen/ schnell und bald/ das was man hat (Glau-
ben und guts Gewissen) behalt/ und bey allen Wercken gedencke/ wie
wäre es/ wann ich schnell über diesem Werck sterben müste? Man schreib
beyzeiten die sieben Buß-Psalmen nicht nur an die Wand/ sondern ins
Hertz.

* vide D. Chemnit. de judiciis in casibus tragicis in harm. c. 111. p. 2103,
** Militia est potior. Quid enim? concurrimus, hora
Momento cita mors venit aut victoria laeto.

Horat. sat. 1.

II. Du-
Sechster Theil. S s s

Predigt.
fuͤr das Altar und bittet/ Gott wolle ihren Soͤhnen dieſe Wolthat
bezahlen/ mit dem Gut/ welches Gott ſelber fuͤr das beſte hielte. Was
geſchicht? Die muͤden Bruͤder legen ſich nicht weit vom Altar nieder/
ſincken in einen Schlaff/ verſcheiden und ſchlaffen noch heutiges Tages:
Dannenhero haben die Heyden ihnen ſelber die Gedancken gemacht/ Gott
halte einen ſanfften/ geſunden vnd geſchwinden Abſchied von dieſer Welt
fuͤr das hoͤchſte Gut unter der Sonnen.

Ebenmaͤſſig hat man ſich auch in Gottes heiligſten Willen zu ſchi-
cken/ was anlangt den ſchnellen Tod/ durch euſſerliche Gewalt/ innerliche
Fluͤſſe und andere jaͤhe Faͤlle/ da man geſund und friſch morgens fruͤh aus
dem Bette auffſtehet/ zu Abend ligt die kalte Leiche im Sarck: Jn einer
Stund bluͤhet die Roſe und wird alßbald welck. Wie man ſich nun in ſol-
chen offtmahl tragiſchen Faͤllen nicht zu uͤbereilen hat mit unzeitigen judi-
ciis,
ob/ zum Exempel/ Nadab und Abihu/ ſo durch den Zorn Gottes jeh-Lev. 10, 1.
ſeqq.

ling auffgeraffet/ unſeelig geſtorben? deren Vnfuͤrſichtigkeit andern zum
Exempel abgeſtraffet worden/ denen Gott der Herr noch im letzten
Augenblick die Buſſe ſchencken koͤnnen/ wie vermuthlich auch Moſes ge-
hoffet/ und ſie in ihrem Prieſterlichen habit ehrlich beſtatten und betrauren
laſſen. Ob die Kinder Jobs/ die der ſchnelle unverſehene Tod uͤber ihremHiob. 1, 15.
ſeqq.

Kraͤntzlein und Mahlzeit angegriffen/ Schiffbruch gelitten an ihrer Selig-
keit? das laͤſſet ſich nicht bejachzen/ bevorab weil Gott der Herr hernach dem
lieben Job alle verlohrne Guͤter doppelt wider gegeben/ außgenommen die
Kinder hat Er ihm nicht gedoppelt/ als welche nicht verlohren geweſt:
Alſo dienen uns dieſelbe exempla zur Buß und Auffmunterung*/ zur
geiſtlichen Wachſamkeit/ auff daß/ wann der Herr kommt/ das Hertz
bereit ſey: Schneller Tod iſt per ſe kein boͤſer Tod/ ſondern ein geſunder
Reuter- und Soldaten-Tod.** Ein ſchneller Tod kan ſeyn ein ſchneller
Sprung zu Gott wie Enoch. Aber der boͤſe jaͤhe Tod/ der iſt/ den wir
in der Litaney abbitten. Darumb iſt wachens von noͤthen/ auff daß man/
wann der Herr will kommen/ ſchnell und bald/ das was man hat (Glau-
ben und guts Gewiſſen) behalt/ und bey allen Wercken gedencke/ wie
waͤre es/ wann ich ſchnell uͤber dieſem Werck ſterben muͤſte? Man ſchreib
beyzeiten die ſieben Buß-Pſalmen nicht nur an die Wand/ ſondern ins
Hertz.

* vide D. Chemnit. de judiciis in caſibus tragicis in harm. c. 111. p. 2103,
** Militia eſt potior. Quid enim? concurrimus, hora
Momento cita mors venit aut victoria læto.

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Sechſter Theil. S ſ ſ
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[505/0537] Predigt. fuͤr das Altar und bittet/ Gott wolle ihren Soͤhnen dieſe Wolthat bezahlen/ mit dem Gut/ welches Gott ſelber fuͤr das beſte hielte. Was geſchicht? Die muͤden Bruͤder legen ſich nicht weit vom Altar nieder/ ſincken in einen Schlaff/ verſcheiden und ſchlaffen noch heutiges Tages: Dannenhero haben die Heyden ihnen ſelber die Gedancken gemacht/ Gott halte einen ſanfften/ geſunden vnd geſchwinden Abſchied von dieſer Welt fuͤr das hoͤchſte Gut unter der Sonnen. Ebenmaͤſſig hat man ſich auch in Gottes heiligſten Willen zu ſchi- cken/ was anlangt den ſchnellen Tod/ durch euſſerliche Gewalt/ innerliche Fluͤſſe und andere jaͤhe Faͤlle/ da man geſund und friſch morgens fruͤh aus dem Bette auffſtehet/ zu Abend ligt die kalte Leiche im Sarck: Jn einer Stund bluͤhet die Roſe und wird alßbald welck. Wie man ſich nun in ſol- chen offtmahl tragiſchen Faͤllen nicht zu uͤbereilen hat mit unzeitigen judi- ciis, ob/ zum Exempel/ Nadab und Abihu/ ſo durch den Zorn Gottes jeh- ling auffgeraffet/ unſeelig geſtorben? deren Vnfuͤrſichtigkeit andern zum Exempel abgeſtraffet worden/ denen Gott der Herr noch im letzten Augenblick die Buſſe ſchencken koͤnnen/ wie vermuthlich auch Moſes ge- hoffet/ und ſie in ihrem Prieſterlichen habit ehrlich beſtatten und betrauren laſſen. Ob die Kinder Jobs/ die der ſchnelle unverſehene Tod uͤber ihrem Kraͤntzlein und Mahlzeit angegriffen/ Schiffbruch gelitten an ihrer Selig- keit? das laͤſſet ſich nicht bejachzen/ bevorab weil Gott der Herr hernach dem lieben Job alle verlohrne Guͤter doppelt wider gegeben/ außgenommen die Kinder hat Er ihm nicht gedoppelt/ als welche nicht verlohren geweſt: Alſo dienen uns dieſelbe exempla zur Buß und Auffmunterung*/ zur geiſtlichen Wachſamkeit/ auff daß/ wann der Herr kommt/ das Hertz bereit ſey: Schneller Tod iſt per ſe kein boͤſer Tod/ ſondern ein geſunder Reuter- und Soldaten-Tod.** Ein ſchneller Tod kan ſeyn ein ſchneller Sprung zu Gott wie Enoch. Aber der boͤſe jaͤhe Tod/ der iſt/ den wir in der Litaney abbitten. Darumb iſt wachens von noͤthen/ auff daß man/ wann der Herr will kommen/ ſchnell und bald/ das was man hat (Glau- ben und guts Gewiſſen) behalt/ und bey allen Wercken gedencke/ wie waͤre es/ wann ich ſchnell uͤber dieſem Werck ſterben muͤſte? Man ſchreib beyzeiten die ſieben Buß-Pſalmen nicht nur an die Wand/ ſondern ins Hertz. Lev. 10, 1. ſeqq. Hiob. 1, 15. ſeqq. * vide D. Chemnit. de judiciis in caſibus tragicis in harm. c. 111. p. 2103, ** Militia eſt potior. Quid enim? concurrimus, hora Momento cita mors venit aut victoria læto. Horat. ſat. 1. II. Du- Sechſter Theil. S ſ ſ

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/537>, abgerufen am 23.11.2024.