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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sieben und Dreissigste (Erste)
schehen kan/ daß wann man () auff das Siechbette gerathen/ Leib und Seele
als die beyde beste Freunde sich scheiden/ und man mit dem Tode zum
Hauptstreich sich anschicken müssen/ daß alles das jenige gäntzlich zu Heu/
Stroh und Stoppeln/ so durch das Feuer der Anfechtung verzehret wor-
den/ worauff man sich ausser Christum verlassen 1. Cor. 3. worden/ und das
gantze fundament der Seligkeit und das Vertrauen allein auff Christum/
dessen theuren Verdienst/ Heilige Wunden und rosinfarbes/ vor alle Men-
schen vergossenes Blut/ gesetzt/ und dadurch des Todes Bitterkeit über-
wunden/ und mit rechtem Helden-Muth in wahren Glauben abgetrucket.

() Confer exemplum Philippi Regis Galliarum a D. Reinking. Bibl. Policey
axiom. 54. p. 116. laudatum.

Von weiland dem gewaltigen Käyser Carl dem Fünfften schreibet
Jacobus Augustus Thuanus in seiner historia lib. 1. 21. wie dersebe/ nach
dem er die Reichs-Regierung seinem Bruder Käyser Ferdinand resignirt
und abgetretten/ und zwey Jahr hernach auff das Todes-Bett gerathen/
sich mit demüthigem Hertzen zu Gott gewendet und offters gespro-
chen/ er wäre unwürdig durch seine Werck und Verdienst das Himmel-
reich zu erlangen/ sondern das hätte sein Herr Christus und Erlöser ge-
than/ der/ wie er aus dem Bernhardo, welchen er fleissig gelesen/ behalten/
das Reich Gottes auff zweyerley Recht besitze/ primo, jure haereditatis
proprio,
durch Erb-Recht/ als wahrer Gott mit dem Vater und Heili-
gen Geist von Ewigkeit. Secundo, merito passionis suae, durch Ver-
dienst seines bittern Leidens und Sterbens. Auff die erste Weise behalte
Christus ihme den Himmel felbsten/ auff die andere Weise habe er ihme
denselbigen erworben und mitgetheilet. Hierauff wolte er ein festes Ver-
trauen setzen/ und bey deme/ in te Domine confido, auff dich Herr
traue ich/ verbleiben. Jtem/ mein liebster Erlöser/ bleibe du in mir/ auff
daß ich in dir bleibe/ und darauff abgetrucket/ wie solches Thuanus und
andere mit mehrerm beschreiben.

Famianus Strada l. 1. bell. belg. p. 13. erzehlet/ welcher massen ihn
eins mahls ankommen vor seinem Tod ihme selbst ein Leich-Begängnüß
zu halten und zu feyren. Darumb als er hievon seine Gedancken und
Meynung seinem Beicht-Vater Johanni Regulae angedeutet/ derselbe es
aber für ein ungewöhnlich und unerhörtes/ doch gottseliges und heilsames
Beginnen auffgenommen/ hat er darauff ihme auffs schleunichste ein
Leich-Begängnüß zu begehen angeordnet. Da dann ein castrum do-
loris
und Grab im Tempel bereitet/ die Wachs-Kertzen angezündet/ die
schwartz-bekleideten Diener und Trabanten herumb gestanden/ und die

Toden-

Die Sieben und Dreiſſigſte (Erſte)
ſchehen kan/ daß wañ man () auff das Siechbette gerathen/ Leib und Seele
als die beyde beſte Freunde ſich ſcheiden/ und man mit dem Tode zum
Hauptſtreich ſich anſchicken muͤſſen/ daß alles das jenige gaͤntzlich zu Heu/
Stroh und Stoppeln/ ſo durch das Feuer der Anfechtung verzehret wor-
den/ worauff man ſich auſſer Chriſtum verlaſſen 1. Cor. 3. worden/ und das
gantze fundament der Seligkeit und das Vertrauen allein auff Chriſtum/
deſſen theuren Verdienſt/ Heilige Wunden und roſinfarbes/ vor alle Men-
ſchen vergoſſenes Blut/ geſetzt/ und dadurch des Todes Bitterkeit uͤber-
wunden/ und mit rechtem Helden-Muth in wahren Glauben abgetrucket.

() Confer exemplum Philippi Regis Galliarum à D. Reinking. Bibl. Policey
axiom. 54. p. 116. laudatum.

Von weiland dem gewaltigen Kaͤyſer Carl dem Fuͤnfften ſchreibet
Jacobus Auguſtus Thuanus in ſeiner hiſtoria lib. 1. 21. wie derſebe/ nach
dem er die Reichs-Regierung ſeinem Bruder Kaͤyſer Ferdinand reſignirt
und abgetretten/ und zwey Jahr hernach auff das Todes-Bett gerathen/
ſich mit demuͤthigem Hertzen zu Gott gewendet und offters geſpro-
chen/ er waͤre unwuͤrdig durch ſeine Werck und Verdienſt das Himmel-
reich zu erlangen/ ſondern das haͤtte ſein Herr Chriſtus und Erloͤſer ge-
than/ der/ wie er aus dem Bernhardo, welchen er fleiſſig geleſen/ behalten/
das Reich Gottes auff zweyerley Recht beſitze/ primò, jure hæreditatis
proprio,
durch Erb-Recht/ als wahrer Gott mit dem Vater und Heili-
gen Geiſt von Ewigkeit. Secundo, merito paſſionis ſuæ, durch Ver-
dienſt ſeines bittern Leidens und Sterbens. Auff die erſte Weiſe behalte
Chriſtus ihme den Himmel felbſten/ auff die andere Weiſe habe er ihme
denſelbigen erworben und mitgetheilet. Hierauff wolte er ein feſtes Ver-
trauen ſetzen/ und bey deme/ in te Domine confido, auff dich Herr
traue ich/ verbleiben. Jtem/ mein liebſter Erloͤſer/ bleibe du in mir/ auff
daß ich in dir bleibe/ und darauff abgetrucket/ wie ſolches Thuanus und
andere mit mehrerm beſchreiben.

Famianus Strada l. 1. bell. belg. p. 13. erzehlet/ welcher maſſen ihn
eins mahls ankommen vor ſeinem Tod ihme ſelbſt ein Leich-Begaͤngnuͤß
zu halten und zu feyren. Darumb als er hievon ſeine Gedancken und
Meynung ſeinem Beicht-Vater Johanni Regulæ angedeutet/ derſelbe es
aber fuͤr ein ungewoͤhnlich und unerhoͤrtes/ doch gottſeliges und heilſames
Beginnen auffgenommen/ hat er darauff ihme auffs ſchleunichſte ein
Leich-Begaͤngnuͤß zu begehen angeordnet. Da dann ein caſtrum do-
loris
und Grab im Tempel bereitet/ die Wachs-Kertzen angezuͤndet/ die
ſchwartz-bekleideten Diener und Trabanten herumb geſtanden/ und die

Toden-
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[460/0492] Die Sieben und Dreiſſigſte (Erſte) ſchehen kan/ daß wañ man () auff das Siechbette gerathen/ Leib und Seele als die beyde beſte Freunde ſich ſcheiden/ und man mit dem Tode zum Hauptſtreich ſich anſchicken muͤſſen/ daß alles das jenige gaͤntzlich zu Heu/ Stroh und Stoppeln/ ſo durch das Feuer der Anfechtung verzehret wor- den/ worauff man ſich auſſer Chriſtum verlaſſen 1. Cor. 3. worden/ und das gantze fundament der Seligkeit und das Vertrauen allein auff Chriſtum/ deſſen theuren Verdienſt/ Heilige Wunden und roſinfarbes/ vor alle Men- ſchen vergoſſenes Blut/ geſetzt/ und dadurch des Todes Bitterkeit uͤber- wunden/ und mit rechtem Helden-Muth in wahren Glauben abgetrucket. () Confer exemplum Philippi Regis Galliarum à D. Reinking. Bibl. Policey axiom. 54. p. 116. laudatum. Von weiland dem gewaltigen Kaͤyſer Carl dem Fuͤnfften ſchreibet Jacobus Auguſtus Thuanus in ſeiner hiſtoria lib. 1. 21. wie derſebe/ nach dem er die Reichs-Regierung ſeinem Bruder Kaͤyſer Ferdinand reſignirt und abgetretten/ und zwey Jahr hernach auff das Todes-Bett gerathen/ ſich mit demuͤthigem Hertzen zu Gott gewendet und offters geſpro- chen/ er waͤre unwuͤrdig durch ſeine Werck und Verdienſt das Himmel- reich zu erlangen/ ſondern das haͤtte ſein Herr Chriſtus und Erloͤſer ge- than/ der/ wie er aus dem Bernhardo, welchen er fleiſſig geleſen/ behalten/ das Reich Gottes auff zweyerley Recht beſitze/ primò, jure hæreditatis proprio, durch Erb-Recht/ als wahrer Gott mit dem Vater und Heili- gen Geiſt von Ewigkeit. Secundo, merito paſſionis ſuæ, durch Ver- dienſt ſeines bittern Leidens und Sterbens. Auff die erſte Weiſe behalte Chriſtus ihme den Himmel felbſten/ auff die andere Weiſe habe er ihme denſelbigen erworben und mitgetheilet. Hierauff wolte er ein feſtes Ver- trauen ſetzen/ und bey deme/ in te Domine confido, auff dich Herr traue ich/ verbleiben. Jtem/ mein liebſter Erloͤſer/ bleibe du in mir/ auff daß ich in dir bleibe/ und darauff abgetrucket/ wie ſolches Thuanus und andere mit mehrerm beſchreiben. Famianus Strada l. 1. bell. belg. p. 13. erzehlet/ welcher maſſen ihn eins mahls ankommen vor ſeinem Tod ihme ſelbſt ein Leich-Begaͤngnuͤß zu halten und zu feyren. Darumb als er hievon ſeine Gedancken und Meynung ſeinem Beicht-Vater Johanni Regulæ angedeutet/ derſelbe es aber fuͤr ein ungewoͤhnlich und unerhoͤrtes/ doch gottſeliges und heilſames Beginnen auffgenommen/ hat er darauff ihme auffs ſchleunichſte ein Leich-Begaͤngnuͤß zu begehen angeordnet. Da dann ein caſtrum do- loris und Grab im Tempel bereitet/ die Wachs-Kertzen angezuͤndet/ die ſchwartz-bekleideten Diener und Trabanten herumb geſtanden/ und die Toden-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/492>, abgerufen am 17.05.2024.