Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Sieben und Dreissigste (Erste)
dencken/ mit was Freuden er auff das Kind gefallen/ wie er gesagt: Ach
biß willkommen du edler Gast! O mich Glückseligen und Vberseligen!
Abraham hat dich nur in typo und Vorbild gesehen/ ich aber sehe dich in
Luc. 10, 24.deinem eigenen Fleische! Viel Könige haben wollen sehen/ was
ich sehe/ und habens nicht gesehen.
Jn einer Summa war
2. Reg. 2,
12.
dieser liebe Mann ein rechter Heer-Rüst- und Schutz-Wa-
gen Jsrael und sein Reuter/
den Gott vom Himmel herab ge-
sendet/ die damahlige in der Jrr gehende/ und von allerhand Secten jäm-
merlich verführete Seelen auffzuladen/ und mit sich in Himmel hinauff zu
tragen: war also wol ein rechter Fuhrmann/ der mit Fried und Freud
davon gefahren: Dann nach dem er davon gefahren/ ist bald darauff der
alarma im Jüdischen Lande angegangen/ und nach dem der silberne
Schnee seines Haupts geschmoltzen/ so ists gar kothig worden.

Dieses sind die charismata extraordinaria, die sonder-
bare Göttliche Gaben.
Haec parentatio Spiritus Sancti,
Dieses ist der Lob-Spruch/ damit St. Lucas diesen lieben
werthen Mann Gottes verehret/
damit er alle unfere Leich-Be-
gängnüssen/ programmata, epicedia, () epitaphia, Leich-Ceremonien und
parentationes canonisiret/ und damit bezeuget/ in quaestione an sit?
daß es löblich und Christlich gethan seye/ nicht nur die Abge-
1. Thess. 4,
13.
storbenen zu betrauren mit gebührender moderation, von Hertzen/
ungezwungen/ aus fürdringender Christlichen und Bluts-Liebe/ anders
als die gezwungenen Thränen thun/ so man vergiesset Ehren und Schein
halben; sit divus dummodo non vivus! wie es dann wenig Artemisias
gibt unter den Weibern/ die ihren Tranck mit Thränen und der Asche der
verbranten Toden-Beine der verstorbenen Ehemänner mischen/ wenig
Matt. 8, 21.Kinder/ die umb ihrer Eltern langes Leben bitten: Jener Sohn im Evan-
gelio/ den der Herr zu sich geruffen/ er soll ihm folgen/ bittet zwar umb
Erlaubnüß seinen Vater zuvor zu begraben/ aber nicht umb desselben
Aufferweckung aus dem Tod.

() de epitaphiis vide collecta a Casp. Sanct. ad Threnos c. 1. p. 1065. ad
Ezech. p. 764. Corn. a lap. ad Ezech. p. 1116. confer Mart. Delrio ad ag. S. p.
13.

Daß/ sag ich/ recht und löblich seye nicht nur sepultura,
die Begräbnüß/ daß ein Mensch ehrlich begraben werde in die Erde/
Syr. 40, 1.die unser aller Mutter ist; nicht gehöre in die Lufft den Vögeln preiß/ wie
etliche Barbarische Völcker zu thun gepflogen; nicht ins Feuer/ wie nicht

allein

Die Sieben und Dreiſſigſte (Erſte)
dencken/ mit was Freuden er auff das Kind gefallen/ wie er geſagt: Ach
biß willkommen du edler Gaſt! O mich Gluͤckſeligen und Vberſeligen!
Abraham hat dich nur in typo und Vorbild geſehen/ ich aber ſehe dich in
Luc. 10, 24.deinem eigenen Fleiſche! Viel Koͤnige haben wollen ſehen/ was
ich ſehe/ und habens nicht geſehen.
Jn einer Summa war
2. Reg. 2,
12.
dieſer liebe Mann ein rechter Heer-Ruͤſt- und Schutz-Wa-
gen Jſrael und ſein Reuter/
den Gott vom Himmel herab ge-
ſendet/ die damahlige in der Jrr gehende/ und von allerhand Secten jaͤm-
merlich verfuͤhrete Seelen auffzuladen/ und mit ſich in Himmel hinauff zu
tragen: war alſo wol ein rechter Fuhrmann/ der mit Fried und Freud
davon gefahren: Dann nach dem er davon gefahren/ iſt bald darauff der
alarma im Juͤdiſchen Lande angegangen/ und nach dem der ſilberne
Schnee ſeines Haupts geſchmoltzen/ ſo iſts gar kothig worden.

Dieſes ſind die chariſmata extraordinaria, die ſonder-
bare Goͤttliche Gaben.
Hæc parentatio Spiritus Sancti,
Dieſes iſt der Lob-Spruch/ damit St. Lucas dieſen lieben
werthen Mann Gottes verehret/
damit er alle unfere Leich-Be-
gaͤngnuͤſſen/ programmata, epicedia, () epitaphia, Leich-Ceremonien und
parentationes canoniſiret/ und damit bezeuget/ in quæſtione an ſit?
daß es loͤblich und Chriſtlich gethan ſeye/ nicht nur die Abge-
1. Theſſ. 4,
13.
ſtorbenen zu betrauren mit gebuͤhrender moderation, von Hertzen/
ungezwungen/ aus fuͤrdringender Chriſtlichen und Bluts-Liebe/ anders
als die gezwungenen Thraͤnen thun/ ſo man vergieſſet Ehren und Schein
halben; ſit divus dummodo non vivus! wie es dann wenig Artemiſias
gibt unter den Weibern/ die ihren Tranck mit Thraͤnen und der Aſche der
verbranten Toden-Beine der verſtorbenen Ehemaͤnner miſchen/ wenig
Matt. 8, 21.Kinder/ die umb ihrer Eltern langes Leben bitten: Jener Sohn im Evan-
gelio/ den der Herr zu ſich geruffen/ er ſoll ihm folgen/ bittet zwar umb
Erlaubnuͤß ſeinen Vater zuvor zu begraben/ aber nicht umb deſſelben
Aufferweckung aus dem Tod.

() de epitaphiis vide collecta à Caſp. Sanct. ad Threnos c. 1. p. 1065. ad
Ezech. p. 764. Corn. à lap. ad Ezech. p. 1116. confer Mart. Delrio ad ag. S. p.
13.

Daß/ ſag ich/ recht und loͤblich ſeye nicht nur ſepultura,
die Begraͤbnuͤß/ daß ein Menſch ehrlich begraben werde in die Erde/
Syr. 40, 1.die unſer aller Mutter iſt; nicht gehoͤre in die Lufft den Voͤgeln preiß/ wie
etliche Barbariſche Voͤlcker zu thun gepflogen; nicht ins Feuer/ wie nicht

allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0490" n="458"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Sieben und Drei&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;te (Er&#x017F;te)</hi></fw><lb/>
dencken/ mit was Freuden er auff das Kind gefallen/ wie er ge&#x017F;agt: Ach<lb/>
biß willkommen du edler Ga&#x017F;t! O mich Glu&#x0364;ck&#x017F;eligen und Vber&#x017F;eligen!<lb/>
Abraham hat dich nur in <hi rendition="#aq">typo</hi> und Vorbild ge&#x017F;ehen/ ich aber &#x017F;ehe dich in<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 10, 24.</note>deinem eigenen Flei&#x017F;che! <hi rendition="#fr">Viel Ko&#x0364;nige haben wollen &#x017F;ehen/ was<lb/>
ich &#x017F;ehe/ und habens nicht ge&#x017F;ehen.</hi> Jn einer Summa war<lb/><note place="left">2. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 2,<lb/>
12.</note><hi rendition="#fr">die&#x017F;er liebe Mann ein rechter Heer-Ru&#x0364;&#x017F;t- und Schutz-Wa-<lb/>
gen J&#x017F;rael und &#x017F;ein Reuter/</hi> den <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> vom Himmel herab ge-<lb/>
&#x017F;endet/ die damahlige in der Jrr gehende/ und von allerhand Secten ja&#x0364;m-<lb/>
merlich verfu&#x0364;hrete Seelen auffzuladen/ und mit &#x017F;ich in Himmel hinauff zu<lb/>
tragen: war al&#x017F;o wol ein rechter Fuhrmann/ der mit Fried und Freud<lb/>
davon gefahren: Dann nach dem er davon gefahren/ i&#x017F;t bald darauff der<lb/><hi rendition="#aq">alarma</hi> im Ju&#x0364;di&#x017F;chen Lande angegangen/ und nach dem der &#x017F;ilberne<lb/>
Schnee &#x017F;eines Haupts ge&#x017F;chmoltzen/ &#x017F;o i&#x017F;ts gar kothig worden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Die&#x017F;es &#x017F;ind die</hi><hi rendition="#aq">chari&#x017F;mata extraordinaria,</hi><hi rendition="#fr">die &#x017F;onder-<lb/>
bare Go&#x0364;ttliche Gaben.</hi><hi rendition="#aq">Hæc parentatio Spiritus Sancti,</hi><lb/><hi rendition="#fr">Die&#x017F;es i&#x017F;t der Lob-Spruch/ damit St. Lucas die&#x017F;en lieben<lb/>
werthen Mann Gottes verehret/</hi> damit er alle unfere Leich-Be-<lb/>
ga&#x0364;ngnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">programmata, epicedia, () epitaphia,</hi> Leich-Ceremonien und<lb/><hi rendition="#aq">parentationes canoni&#x017F;i</hi>ret/ und damit bezeuget/ <hi rendition="#aq">in quæ&#x017F;tione an &#x017F;it?</hi><lb/><hi rendition="#fr">daß es lo&#x0364;blich und Chri&#x017F;tlich gethan &#x017F;eye/ nicht nur die Abge-</hi><lb/><note place="left">1. <hi rendition="#aq">The&#x017F;&#x017F;.</hi> 4,<lb/>
13.</note><hi rendition="#fr">&#x017F;torbenen zu betrauren</hi> mit gebu&#x0364;hrender <hi rendition="#aq">moderation,</hi> von Hertzen/<lb/>
ungezwungen/ aus fu&#x0364;rdringender Chri&#x017F;tlichen und Bluts-Liebe/ anders<lb/>
als die gezwungenen Thra&#x0364;nen thun/ &#x017F;o man vergie&#x017F;&#x017F;et Ehren und Schein<lb/>
halben; <hi rendition="#aq">&#x017F;it divus dummodo non vivus!</hi> wie es dann wenig <hi rendition="#aq">Artemi&#x017F;ias</hi><lb/>
gibt unter den Weibern/ die ihren Tranck mit Thra&#x0364;nen und der A&#x017F;che der<lb/>
verbranten Toden-Beine der ver&#x017F;torbenen Ehema&#x0364;nner mi&#x017F;chen/ wenig<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matt.</hi> 8, 21.</note>Kinder/ die umb ihrer Eltern langes Leben bitten: Jener Sohn im Evan-<lb/>
gelio/ den der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> zu &#x017F;ich geruffen/ er &#x017F;oll ihm folgen/ bittet zwar umb<lb/>
Erlaubnu&#x0364;ß &#x017F;einen Vater zuvor zu begraben/ aber nicht umb de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
Aufferweckung aus dem Tod.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">() de epitaphiis vide collecta à Ca&#x017F;p. Sanct. ad Threnos c. 1. p. 1065. ad<lb/>
Ezech. p. 764. Corn. à lap. ad Ezech. p. 1116. confer Mart. Delrio ad ag. S. p.</hi> 13.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Daß/</hi> &#x017F;ag ich/ <hi rendition="#fr">recht und lo&#x0364;blich &#x017F;eye nicht nur</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;epultura,</hi><lb/><hi rendition="#fr">die Begra&#x0364;bnu&#x0364;ß/</hi> daß ein Men&#x017F;ch ehrlich begraben werde in die Erde/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Syr.</hi> 40, 1.</note>die un&#x017F;er aller Mutter i&#x017F;t; nicht geho&#x0364;re in die Lufft den Vo&#x0364;geln preiß/ wie<lb/>
etliche Barbari&#x017F;che Vo&#x0364;lcker zu thun gepflogen; nicht ins Feuer/ wie nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0490] Die Sieben und Dreiſſigſte (Erſte) dencken/ mit was Freuden er auff das Kind gefallen/ wie er geſagt: Ach biß willkommen du edler Gaſt! O mich Gluͤckſeligen und Vberſeligen! Abraham hat dich nur in typo und Vorbild geſehen/ ich aber ſehe dich in deinem eigenen Fleiſche! Viel Koͤnige haben wollen ſehen/ was ich ſehe/ und habens nicht geſehen. Jn einer Summa war dieſer liebe Mann ein rechter Heer-Ruͤſt- und Schutz-Wa- gen Jſrael und ſein Reuter/ den Gott vom Himmel herab ge- ſendet/ die damahlige in der Jrr gehende/ und von allerhand Secten jaͤm- merlich verfuͤhrete Seelen auffzuladen/ und mit ſich in Himmel hinauff zu tragen: war alſo wol ein rechter Fuhrmann/ der mit Fried und Freud davon gefahren: Dann nach dem er davon gefahren/ iſt bald darauff der alarma im Juͤdiſchen Lande angegangen/ und nach dem der ſilberne Schnee ſeines Haupts geſchmoltzen/ ſo iſts gar kothig worden. Luc. 10, 24. 2. Reg. 2, 12. Dieſes ſind die chariſmata extraordinaria, die ſonder- bare Goͤttliche Gaben. Hæc parentatio Spiritus Sancti, Dieſes iſt der Lob-Spruch/ damit St. Lucas dieſen lieben werthen Mann Gottes verehret/ damit er alle unfere Leich-Be- gaͤngnuͤſſen/ programmata, epicedia, () epitaphia, Leich-Ceremonien und parentationes canoniſiret/ und damit bezeuget/ in quæſtione an ſit? daß es loͤblich und Chriſtlich gethan ſeye/ nicht nur die Abge- ſtorbenen zu betrauren mit gebuͤhrender moderation, von Hertzen/ ungezwungen/ aus fuͤrdringender Chriſtlichen und Bluts-Liebe/ anders als die gezwungenen Thraͤnen thun/ ſo man vergieſſet Ehren und Schein halben; ſit divus dummodo non vivus! wie es dann wenig Artemiſias gibt unter den Weibern/ die ihren Tranck mit Thraͤnen und der Aſche der verbranten Toden-Beine der verſtorbenen Ehemaͤnner miſchen/ wenig Kinder/ die umb ihrer Eltern langes Leben bitten: Jener Sohn im Evan- gelio/ den der Herr zu ſich geruffen/ er ſoll ihm folgen/ bittet zwar umb Erlaubnuͤß ſeinen Vater zuvor zu begraben/ aber nicht umb deſſelben Aufferweckung aus dem Tod. 1. Theſſ. 4, 13. Matt. 8, 21. () de epitaphiis vide collecta à Caſp. Sanct. ad Threnos c. 1. p. 1065. ad Ezech. p. 764. Corn. à lap. ad Ezech. p. 1116. confer Mart. Delrio ad ag. S. p. 13. Daß/ ſag ich/ recht und loͤblich ſeye nicht nur ſepultura, die Begraͤbnuͤß/ daß ein Menſch ehrlich begraben werde in die Erde/ die unſer aller Mutter iſt; nicht gehoͤre in die Lufft den Voͤgeln preiß/ wie etliche Barbariſche Voͤlcker zu thun gepflogen; nicht ins Feuer/ wie nicht allein Syr. 40, 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/490
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/490>, abgerufen am 17.05.2024.