Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. der rechte Stul-Erbe nicht ist von Geblüt und Gemüth. Der andereNachsatz hincket auch; dann ja Paulus propheceyet von der Kirch zu1. Tim. 3, 15. Act. 20, 29. Epheso/ die den Ruhm gehabt/ daß sie ein Pfeiler und Grundfeste der Warheit seye/ es werden Wölfe daselbst einnisten: Die Römische Kirch hat kein Brieflein dafür oder privilegium, daß ihr nicht auch dergleichen hätte begegnen können/ und ist mehrmal geschehen/ daß ein Wolf (in ge- stalt des Hirten) einen andern Wolf in den Schaf-Stall zur gemeinen Beuth eingeladen und eingelassen. Die so hoch gepriesene Kette der Nach- folge ist nicht nur einmal zerbrochen und anffgelöset worden. Die vielfäl- tige unterlauffende schismata haben manche Lucken gemacht; blutdürstige Tyranney/ wie auch arglistige Fuchs Betrug und Simoni hat die Sache gar zweifelhafftig gemacht/ sonderlich die Päpstin Johanna/ die auff den Römischen Stul gerathen/ und offentlich bezeugt/ was damal die Römische Kirch im Schild geführet/ und die geistliche Hurerey mit ihrer leiblichen Hurerey anzeigen müssen/ welche in einer offentlichen procession eines Kin- des genesen/ wie die allerältesten/ unpartheyische/ unpassionirte/ hochgehal- tene/ bewährte Historici vor Luthero bezeugen/ Ranolphus ein Benedicti- ner Mönch/ Marianus Scotus, Sigebertus Abbas Gemblacensis, Martinus Polonus; und was dörffen wir viel beweisens? Wir haben confitentem reum, der den Schalck entdecket/ Genebrardum den Römischen Chrono- logum & Theologum, der hat aus der Schul geschwätzet/ da er aufs Jahr Christi 901. kommet/ schreibt er klar: Infelix hoc seculum, quod per annos fere 150. Pontifices circiter 50. a Johanne VIII. ad Leonem IX. usque apostatici potius Apostaticive fuerint, quam Apostolici, O eine un- glückselige Zeit/ da in die 150. Jahr/ nahe bey 50. Päpste von Johanne VIII, biß auff Leonem IX. mehr böse Wölfe und abtrünnige Mamelucken gesessen als Apostolische Männer. Nun diese bißher außgeführte Erklärung der Apostolischen besorg- Sechster Theil. L l l
Predigt. der rechte Stul-Erbe nicht iſt von Gebluͤt und Gemuͤth. Der andereNachſatz hincket auch; dann ja Paulus propheceyet von der Kirch zu1. Tim. 3, 15. Act. 20, 29. Epheſo/ die den Ruhm gehabt/ daß ſie ein Pfeiler und Grundfeſte der Warheit ſeye/ es werden Woͤlfe daſelbſt einniſten: Die Roͤmiſche Kirch hat kein Brieflein dafuͤr oder privilegium, daß ihr nicht auch dergleichen haͤtte begegnen koͤnnen/ und iſt mehrmal geſchehen/ daß ein Wolf (in ge- ſtalt des Hirten) einen andern Wolf in den Schaf-Stall zur gemeinen Beuth eingeladen und eingelaſſen. Die ſo hoch geprieſene Kette der Nach- folge iſt nicht nur einmal zerbrochen und anffgeloͤſet worden. Die vielfaͤl- tige unterlauffende ſchiſmata haben manche Lucken gemacht; blutduͤrſtige Tyranney/ wie auch argliſtige Fuchs Betrug und Simoni hat die Sache gar zweifelhafftig gemacht/ ſonderlich die Paͤpſtin Johanna/ die auff den Roͤmiſchen Stul gerathẽ/ und offentlich bezeugt/ was damal die Roͤmiſche Kirch im Schild gefuͤhret/ und die geiſtliche Hurerey mit ihrer leiblichen Hurerey anzeigen muͤſſen/ welche in einer offentlichẽ proceſſion eines Kin- des geneſen/ wie die alleraͤlteſten/ unpartheyiſche/ unpaſſionirte/ hochgehal- tene/ bewaͤhrte Hiſtorici vor Luthero bezeugen/ Ranolphus ein Benedicti- ner Moͤnch/ Marianus Scotus, Sigebertus Abbas Gemblacenſis, Martinus Polonus; und was doͤrffen wir viel beweiſens? Wir haben confitentem reum, der den Schalck entdecket/ Genebrardum den Roͤmiſchen Chrono- logum & Theologum, der hat aus der Schul geſchwaͤtzet/ da er aufs Jahr Chriſti 901. kommet/ ſchreibt er klar: Infelix hoc ſeculum, quod per annos ferè 150. Pontifices circiter 50. à Johanne VIII. ad Leonem IX. usque apoſtatici potius Apoſtaticivé fuerint, quam Apoſtolici, O eine un- gluͤckſelige Zeit/ da in die 150. Jahr/ nahe bey 50. Paͤpſte von Johanne VIII, biß auff Leonem IX. mehr boͤſe Woͤlfe und abtruͤnnige Mamelucken geſeſſen als Apoſtoliſche Maͤnner. Nun dieſe bißher außgefuͤhrte Erklaͤrung der Apoſtoliſchen beſorg- Sechſter Theil. L l l
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Predigt.
der rechte Stul-Erbe nicht iſt von Gebluͤt und Gemuͤth. Der andere
Nachſatz hincket auch; dann ja Paulus propheceyet von der Kirch zu
Epheſo/ die den Ruhm gehabt/ daß ſie ein Pfeiler und Grundfeſte der
Warheit ſeye/ es werden Woͤlfe daſelbſt einniſten: Die Roͤmiſche Kirch
hat kein Brieflein dafuͤr oder privilegium, daß ihr nicht auch dergleichen
haͤtte begegnen koͤnnen/ und iſt mehrmal geſchehen/ daß ein Wolf (in ge-
ſtalt des Hirten) einen andern Wolf in den Schaf-Stall zur gemeinen
Beuth eingeladen und eingelaſſen. Die ſo hoch geprieſene Kette der Nach-
folge iſt nicht nur einmal zerbrochen und anffgeloͤſet worden. Die vielfaͤl-
tige unterlauffende ſchiſmata haben manche Lucken gemacht; blutduͤrſtige
Tyranney/ wie auch argliſtige Fuchs Betrug und Simoni hat die Sache
gar zweifelhafftig gemacht/ ſonderlich die Paͤpſtin Johanna/ die auff den
Roͤmiſchen Stul gerathẽ/ und offentlich bezeugt/ was damal die Roͤmiſche
Kirch im Schild gefuͤhret/ und die geiſtliche Hurerey mit ihrer leiblichen
Hurerey anzeigen muͤſſen/ welche in einer offentlichẽ proceſſion eines Kin-
des geneſen/ wie die alleraͤlteſten/ unpartheyiſche/ unpaſſionirte/ hochgehal-
tene/ bewaͤhrte Hiſtorici vor Luthero bezeugen/ Ranolphus ein Benedicti-
ner Moͤnch/ Marianus Scotus, Sigebertus Abbas Gemblacenſis, Martinus
Polonus; und was doͤrffen wir viel beweiſens? Wir haben confitentem
reum, der den Schalck entdecket/ Genebrardum den Roͤmiſchen Chrono-
logum & Theologum, der hat aus der Schul geſchwaͤtzet/ da er aufs Jahr
Chriſti 901. kommet/ ſchreibt er klar: Infelix hoc ſeculum, quod per annos
ferè 150. Pontifices circiter 50. à Johanne VIII. ad Leonem IX. usque
apoſtatici potius Apoſtaticivé fuerint, quam Apoſtolici, O eine un-
gluͤckſelige Zeit/ da in die 150. Jahr/ nahe bey 50. Paͤpſte von Johanne VIII,
biß auff Leonem IX. mehr boͤſe Woͤlfe und abtruͤnnige Mamelucken
geſeſſen als Apoſtoliſche Maͤnner.
1. Tim. 3, 15.
Act. 20, 29.
Nun dieſe bißher außgefuͤhrte Erklaͤrung der Apoſtoliſchen
Kirchen legt uns abermal ein hochnothwendigen Lehrpunct und
Glaubens-Articul zu lernen fuͤr: Zwar unachtſamen/ und anckba-
ren/ unverſtaͤndigen Zuhoͤrern/ die keine geuͤbte Sinne noch Geſchmack
haben zu unterſcheiden/ iſt dergleichen Fuͤrtrag nicht angenehm/ die ver-
weiſens in die Schul. Kommt ihnen abgeſchmackt fuͤr/ was nicht einerley
lautet/ die werdem im ewigen Leben nicht gern immer ein neues Lied hoͤren
wollen. Gott behuͤte daß man dergleichen Vnterricht nicht bedarff!
Aber wann wir als die Klugen und nicht thummen betrachten die vori-
gen Exempel/ die gegenwaͤrtigen fata und boͤſe Zeiten/ und die zukuͤnfftige
beſorg-
Sechſter Theil. L l l
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