Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. verkauffen/ insinuirt sich/ wird ein regenitus, widergeborner und frommerMensch/ in den Augen der Menschen: hingegen mancher heisset ein Kätzer und Zäncker/ ein Phariseer und Sonderling/ der es doch nicht ist: Also sind wir ietzo versichert und gewiß/ daß hie in diesem Hauffen seye eine solche unsichtbare Kirche/ es kan nicht anders seyn/ Gottes Wort gehet nicht leer ab; welche es aber seyen/ ist unbewust: Ach Gott/ es gibt man- chen einfältigen Mann/ der gehet auffrichtig in seiner Einfalt hin/ thut redlich was ihm befohlen/ machet von seinem Glauben/ Werck/ Gebet nicht viel pralens/ kan den Heuchler nicht spielen/ der schliesset sein Kämmerlein hin- der ihm zu/ betet für die gemeine Noth: seine Frommkeit ist ihm an der Stirn nicht geschrieben: Ja mancher ist novissimus, der letzte/ das ist/ geringste/ verachteste für der Welt/ aber für Gottes Augen ist er der erste und beste; Gott konnet die seinen Zuletzt wird sichs finden/ wann der Schnee ver- gehet/ in der grossen panegyri, da die Verächter und Spötter die Reu füh- len werden und sagen: Das ist der/ den wir etwa für einen SpottSap. 5, 3. 4. 5. hatten/ und für ein hönisch Beyspiel: Wir Narren hielten sein Leben für unsinnig/ und sein Ende für eine Schande; Wie ist er nun gezehlet unter die Kinder Gottes/ und sein Erbe ist unter den Heiligen? Hie II. Elenchus, Straffe oder Widerlegung; Dann Hie III. Monitum prudentiae Christianae, Eine Ver- man C c c 2
Predigt. verkauffen/ inſinuirt ſich/ wird ein regenitus, widergeborner und frommerMenſch/ in den Augen der Menſchen: hingegen mancher heiſſet ein Kaͤtzer und Zaͤncker/ ein Phariſeer und Sonderling/ der es doch nicht iſt: Alſo ſind wir ietzo verſichert und gewiß/ daß hie in dieſem Hauffen ſeye eine ſolche unſichtbare Kirche/ es kan nicht anders ſeyn/ Gottes Wort gehet nicht leer ab; welche es aber ſeyen/ iſt unbewuſt: Ach Gott/ es gibt man- chen einfaͤltigen Mann/ der gehet auffrichtig in ſeiner Einfalt hin/ thut redlich was ihm befohlen/ machet von ſeinem Glauben/ Werck/ Gebet nicht viel pralens/ kan den Heuchler nicht ſpielen/ der ſchlieſſet ſein Kaͤm̃erlein hin- der ihm zu/ betet fuͤr die gemeine Noth: ſeine From̃keit iſt ihm an der Stirn nicht geſchrieben: Ja mancher iſt noviſſimus, der letzte/ das iſt/ geringſte/ verachteſte fuͤr der Welt/ aber fuͤr Gottes Augen iſt er der erſte und beſte; Gott konnet die ſeinen Zuletzt wird ſichs finden/ wann der Schnee ver- gehet/ in der groſſen panegyri, da die Veraͤchter und Spoͤtter die Reu fuͤh- len werden und ſagen: Das iſt der/ den wir etwa fuͤr einen SpottSap. 5, 3. 4. 5. hatten/ und fuͤr ein hoͤniſch Beyſpiel: Wir Narren hielten ſein Leben fuͤr unſinnig/ und ſein Ende fuͤr eine Schande; Wie iſt er nun gezehlet unter die Kinder Gottes/ und ſein Erbe iſt unter den Heiligen? Hie II. Elenchus, Straffe oder Widerlegung; Dann Hie III. Monitum prudentiæ Chriſtianæ, Eine Ver- man C c c 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0419" n="387"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/> verkauffen/ <hi rendition="#aq">inſinuirt</hi> ſich/ wird ein <hi rendition="#aq">regenitus,</hi> widergeborner und frommer<lb/> Menſch/ in den Augen der Menſchen: hingegen mancher heiſſet ein Kaͤtzer<lb/> und Zaͤncker/ ein Phariſeer und Sonderling/ der es doch nicht iſt: Alſo<lb/> ſind wir ietzo verſichert und gewiß/ daß hie in dieſem Hauffen ſeye eine<lb/> ſolche unſichtbare Kirche/ es kan nicht anders ſeyn/ Gottes Wort gehet<lb/> nicht leer ab; welche es aber ſeyen/ iſt unbewuſt: Ach <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott/</hi></hi> es gibt man-<lb/> chen einfaͤltigen Mann/ der gehet auffrichtig in ſeiner Einfalt hin/ thut<lb/> redlich was ihm befohlen/ machet von ſeinem Glauben/ Werck/ Gebet nicht<lb/> viel pralens/ kan den Heuchler nicht ſpielen/ der ſchlieſſet ſein Kaͤm̃erlein hin-<lb/> der ihm zu/ betet fuͤr die gemeine Noth: ſeine From̃keit iſt ihm an der Stirn<lb/> nicht geſchrieben: Ja mancher iſt <hi rendition="#aq">noviſſimus,</hi> der letzte/ das iſt/ geringſte/<lb/> verachteſte fuͤr der Welt/ aber fuͤr Gottes Augen iſt er der erſte und beſte;<lb/><hi rendition="#k">Gott</hi> konnet die ſeinen Zuletzt wird ſichs finden/ wann der Schnee ver-<lb/> gehet/ in der groſſen <hi rendition="#aq">panegyri,</hi> da die Veraͤchter und Spoͤtter die Reu fuͤh-<lb/> len werden und ſagen: <hi rendition="#fr">Das iſt der/ den wir etwa fuͤr einen Spott</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Sap.</hi> 5, 3. 4.<lb/> 5.</note><lb/><hi rendition="#fr">hatten/ und fuͤr ein hoͤniſch Beyſpiel: Wir Narren hielten<lb/> ſein Leben fuͤr unſinnig/ und ſein Ende fuͤr eine Schande;<lb/> Wie iſt er nun gezehlet unter die Kinder Gottes/ und ſein Erbe<lb/> iſt unter den Heiligen?</hi></p><lb/> <p>Hie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi> Elenchus,</hi> <hi rendition="#fr">Straffe oder Widerlegung;</hi> Dann<lb/> wann dem alſo/ wie bißher erwieſen/ ſo iſt freylich die Roͤmiſche <hi rendition="#aq">coaxatio</hi><lb/> und Froſchgeſchrey falſch und vergebens vor der ſichtbaren Kirchen. Wañ<lb/> der Roͤmiſche Cardinal <hi rendition="#aq">Bellarminus</hi> aufftritt/ und die Kirche alſo be-<note place="right"><hi rendition="#aq">Bellarm.<lb/> l. 3. de Eccl.<lb/> c.</hi> 2.</note><lb/> ſchreibet: <hi rendition="#aq">Eccleſia eſt cœtus hominum ita viſibilis & palpabilis, uti cœ<lb/> tus populi Rom. vel Regnum Galliæ vel Respubl. Venetorum;</hi> Die<lb/> Kirche iſt ein Hauffen oder Verſamlung der Menſchen alſo ſeh- und<lb/> fuͤhlbar/ als das Roͤmiſche Volck/ oder das Frantzoͤſiſche Koͤnigreich/ oder<lb/> der Venetier <hi rendition="#aq">Respublic;</hi> mit ſolchen großſprechen ſpiegelt ſich ſelbſt die<lb/> Roͤmiſche Dam/ anders nicht als eine Jungfrau/ die den Krantz verloh-<lb/> ren/ und ihn doch auffſetzt und erſcheinet μετὰ πολλῆς φαντασίας, mit einem<lb/> groſſen Schein und Gepraͤng; die beſten Jungfrauen ſind die beſchloſſe-<lb/> nen/ die nicht auff allen Hoppelreyen fornen drau ſind. Jn der Hebreiſchen<lb/> Sprach heiſſet eine Jungfrau <hi rendition="#aq">Alma,</hi> hat den Namen von <hi rendition="#aq">Alam,</hi> vom ver-<lb/> bergẽ/ wie dañ bey ihnen ſolche <hi rendition="#aq">virgines</hi> κατάκλειςοι, beſchloſſene Jungfrau-<lb/> en/ die nicht unter die Leute gegangen/ geweſen ſind/ wie zu ſehen 2. Macc. 3.<note place="right">2. <hi rendition="#aq">Macc.</hi> 3,<lb/> 19,</note></p><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Hie</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III.</hi> Monitum prudentiæ Chriſtianæ,</hi> <hi rendition="#fr">Eine Ver-<lb/> mahnung zur Chriſtlichen Klugheit</hi> <hi rendition="#aq">ad nomen & omen,</hi> <hi rendition="#fr">daß</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">C c c</hi> 2</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">man</hi> </fw><lb/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [387/0419]
Predigt.
verkauffen/ inſinuirt ſich/ wird ein regenitus, widergeborner und frommer
Menſch/ in den Augen der Menſchen: hingegen mancher heiſſet ein Kaͤtzer
und Zaͤncker/ ein Phariſeer und Sonderling/ der es doch nicht iſt: Alſo
ſind wir ietzo verſichert und gewiß/ daß hie in dieſem Hauffen ſeye eine
ſolche unſichtbare Kirche/ es kan nicht anders ſeyn/ Gottes Wort gehet
nicht leer ab; welche es aber ſeyen/ iſt unbewuſt: Ach Gott/ es gibt man-
chen einfaͤltigen Mann/ der gehet auffrichtig in ſeiner Einfalt hin/ thut
redlich was ihm befohlen/ machet von ſeinem Glauben/ Werck/ Gebet nicht
viel pralens/ kan den Heuchler nicht ſpielen/ der ſchlieſſet ſein Kaͤm̃erlein hin-
der ihm zu/ betet fuͤr die gemeine Noth: ſeine From̃keit iſt ihm an der Stirn
nicht geſchrieben: Ja mancher iſt noviſſimus, der letzte/ das iſt/ geringſte/
verachteſte fuͤr der Welt/ aber fuͤr Gottes Augen iſt er der erſte und beſte;
Gott konnet die ſeinen Zuletzt wird ſichs finden/ wann der Schnee ver-
gehet/ in der groſſen panegyri, da die Veraͤchter und Spoͤtter die Reu fuͤh-
len werden und ſagen: Das iſt der/ den wir etwa fuͤr einen Spott
hatten/ und fuͤr ein hoͤniſch Beyſpiel: Wir Narren hielten
ſein Leben fuͤr unſinnig/ und ſein Ende fuͤr eine Schande;
Wie iſt er nun gezehlet unter die Kinder Gottes/ und ſein Erbe
iſt unter den Heiligen?
Sap. 5, 3. 4.
5.
Hie II. Elenchus, Straffe oder Widerlegung; Dann
wann dem alſo/ wie bißher erwieſen/ ſo iſt freylich die Roͤmiſche coaxatio
und Froſchgeſchrey falſch und vergebens vor der ſichtbaren Kirchen. Wañ
der Roͤmiſche Cardinal Bellarminus aufftritt/ und die Kirche alſo be-
ſchreibet: Eccleſia eſt cœtus hominum ita viſibilis & palpabilis, uti cœ
tus populi Rom. vel Regnum Galliæ vel Respubl. Venetorum; Die
Kirche iſt ein Hauffen oder Verſamlung der Menſchen alſo ſeh- und
fuͤhlbar/ als das Roͤmiſche Volck/ oder das Frantzoͤſiſche Koͤnigreich/ oder
der Venetier Respublic; mit ſolchen großſprechen ſpiegelt ſich ſelbſt die
Roͤmiſche Dam/ anders nicht als eine Jungfrau/ die den Krantz verloh-
ren/ und ihn doch auffſetzt und erſcheinet μετὰ πολλῆς φαντασίας, mit einem
groſſen Schein und Gepraͤng; die beſten Jungfrauen ſind die beſchloſſe-
nen/ die nicht auff allen Hoppelreyen fornen drau ſind. Jn der Hebreiſchen
Sprach heiſſet eine Jungfrau Alma, hat den Namen von Alam, vom ver-
bergẽ/ wie dañ bey ihnen ſolche virgines κατάκλειςοι, beſchloſſene Jungfrau-
en/ die nicht unter die Leute gegangen/ geweſen ſind/ wie zu ſehen 2. Macc. 3.
Bellarm.
l. 3. de Eccl.
c. 2.
2. Macc. 3,
19,
Hie III. Monitum prudentiæ Chriſtianæ, Eine Ver-
mahnung zur Chriſtlichen Klugheit ad nomen & omen, daß
man
C c c 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |