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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
des Vaters/ Sohns und Heiligen Geistes aus dem unver-
gänglichen Samen des Göttlichen Worts und gnadenrei-
chen Wasser-Bad der Wiedergeburt/ wider im Verstand/
Hertz und Willen/ und von neuen geboren und geartet/ wird
zu einem frommen/ edlen/ königlichen Glück und Erb-Kind
des himmlischen Canaans/ der ewigen Freude und Seligkeit.

O eine theure Gabe! Sehet welch eine Liebe ist das/ Sehet1. Ioh. 3, 1.
welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget/ daß wir Gottes
Kinder heissen!
Erkennets doch/ aestimirt es auch/ daß ihr nicht einen
Verweiß verdienet/ wie Nicodemus/ der alles gewust/ ohne dieses einige
necessarium, welches von nöthen zu wissen. Geschicht noch manchen Rabbi
und weltweisen Mann; und mag dieselbe wol genennet werden I. Gratia-
rum apex,
der höchste Gnaden-Adel! Der Welt-Adel wird hoch
gehalten/ machet auffgeblasene Hertzen; A jax und Ulysses schlagen sich
umb die Narren-Kapp/ welcher Jovi näher verwand: Alexander M.
reiset in Libyam AEthiopiae durch Wüsteneyen und wilde Sandfeld/ mit
grossem Vnkosten/ Lebens-Gefahr und Beschwerden/ auff daß er von Jove
Ammonio,
das ist/ dem Teufel für einen Sohn Jovis erkant und gegrüsset
werde: last ehe seinem Vater Philippo Hörner auffsetzen/ die Mutter zu
schanden werden/ als daß er ihm diesen Titul nehmen ließ. Romulus
will eintziger noth Martis Sohn heissen. Lasset sie pralen/ ihr Pracht ist
längst aus/ und schwitzen allbereit in der Höllen-Glut. So pranget man
heutiges Tages mit Adel und Namen/ Herkommen und Stammen/ und
gedenckt doch so gar nicht zurück an die natürliche unflätige Geburt/ deren
wir uns mehr zu schämen als zu freuen. Was rühmet sich ein Kind/
dessen Vater ein maleficant, ein Bandit/ ein perduell gewest? Wir
schreiben uns alle von Adams Jammerthal und Evae Grabstein. Was
hilfft es/ wann einer sich schreibet invictissimus, der Vnüberwindlichste/
und muß sich von einem Fieberlein überwinden lassen? Serenissimum,
den Allerdurchläuchtigsten/ dessen Hertz verfinstert/ der sich für Gottes Au-

Prima. ait Augustinus serm. 24. de temp. nativitas ex masculo & foemina;
secunda nativitas ex Deo & Ecclesia. Ecce ex Deo nati sunt. Vnde factum est,
ut habitaret in nobis. Magna mutatio! ille factus est caro, iste spiritus! Quid
est hoc? qualis Dignatio, Fratres mei? Erigite animum ad speranda & capienda
potiora, nolite adjicere cupiditatibus secularibus, precio emti estis, propter nos
verbum caro factum est: propter vos, qui erat Filius Dei, factus est Filius homi-
nis, ut qui eratis Filii hominum, efficeremini Filii Dei.

gen
P 3

Predigt.
des Vaters/ Sohns und Heiligen Geiſtes aus dem unver-
gänglichen Samen des Goͤttlichen Worts und gnadenrei-
chen Waſſer-Bad der Wiedergeburt/ wider im Verſtand/
Hertz und Willen/ und von neuen geboren und geartet/ wird
zu einem frommen/ edlen/ koͤniglichen Gluͤck und Erb-Kind
des himmliſchen Canaans/ der ewigen Freude und Seligkeit.

O eine theure Gabe! Sehet welch eine Liebe iſt das/ Sehet1. Ioh. 3, 1.
welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget/ daß wir Gottes
Kinder heiſſen!
Erkennets doch/ æſtimirt es auch/ daß ihr nicht einen
Verweiß verdienet/ wie Nicodemus/ der alles gewuſt/ ohne dieſes einige
neceſſarium, welches von noͤthen zu wiſſen. Geſchicht noch manchẽ Rabbi
und weltweiſen Mañ; und mag dieſelbe wol genennet werden I. Gratia-
rum apex,
der höchſte Gnaden-Adel! Der Welt-Adel wird hoch
gehalten/ machet auffgeblaſene Hertzen; A jax und Ulyſſes ſchlagen ſich
umb die Narren-Kapp/ welcher Jovi naͤher verwand: Alexander M.
reiſet in Libyam Æthiopiæ durch Wuͤſteneyen und wilde Sandfeld/ mit
groſſem Vnkoſten/ Lebens-Gefahr und Beſchwerden/ auff daß er von Jove
Ammonio,
das iſt/ dem Teufel fuͤr einen Sohn Jovis erkant und gegruͤſſet
werde: laſt ehe ſeinem Vater Philippo Hoͤrner auffſetzen/ die Mutter zu
ſchanden werden/ als daß er ihm dieſen Titul nehmen ließ. Romulus
will eintziger noth Martis Sohn heiſſen. Laſſet ſie pralen/ ihr Pracht iſt
laͤngſt aus/ und ſchwitzen allbereit in der Hoͤllen-Glut. So pranget man
heutiges Tages mit Adel und Namen/ Herkommen und Stammen/ und
gedenckt doch ſo gar nicht zuruͤck an die natuͤrliche unflaͤtige Geburt/ deren
wir uns mehr zu ſchaͤmen als zu freuen. Was ruͤhmet ſich ein Kind/
deſſen Vater ein maleficant, ein Bandit/ ein perduell geweſt? Wir
ſchreiben uns alle von Adams Jammerthal und Evæ Grabſtein. Was
hilfft es/ wann einer ſich ſchreibet invictiſſimus, der Vnuͤberwindlichſte/
und muß ſich von einem Fieberlein uͤberwinden laſſen? Sereniſſimum,
den Allerdurchlaͤuchtigſten/ deſſen Hertz verfinſtert/ der ſich fuͤr Gottes Au-

Prima. ait Auguſtinus ſerm. 24. de temp. nativitas ex maſculo & fœminâ;
ſecunda nativitas ex Deo & Eccleſiâ. Ecce ex Deo nati ſunt. Vnde factum eſt,
ut habitaret in nobis. Magna mutatio! ille factus eſt caro, iſte ſpiritus! Quid
eſt hoc? qualis Dignatio, Fratres mei? Erigite animum ad ſperanda & capienda
potiora, nolite adjicere cupiditatibus ſecularibus, precio emti eſtis, propter nos
verbum caro factum eſt: propter vos, qui erat Filius Dei, factus eſt Filius homi-
nis, ut qui eratis Filii hominum, efficeremini Filii Dei.

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[117/0149] Predigt. des Vaters/ Sohns und Heiligen Geiſtes aus dem unver- gänglichen Samen des Goͤttlichen Worts und gnadenrei- chen Waſſer-Bad der Wiedergeburt/ wider im Verſtand/ Hertz und Willen/ und von neuen geboren und geartet/ wird zu einem frommen/ edlen/ koͤniglichen Gluͤck und Erb-Kind des himmliſchen Canaans/ der ewigen Freude und Seligkeit. O eine theure Gabe! Sehet welch eine Liebe iſt das/ Sehet welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget/ daß wir Gottes Kinder heiſſen! Erkennets doch/ æſtimirt es auch/ daß ihr nicht einen Verweiß verdienet/ wie Nicodemus/ der alles gewuſt/ ohne dieſes einige neceſſarium, welches von noͤthen zu wiſſen. Geſchicht noch manchẽ Rabbi und weltweiſen Mañ; und mag dieſelbe wol genennet werden I. Gratia- rum apex, der höchſte Gnaden-Adel! Der Welt-Adel wird hoch gehalten/ machet auffgeblaſene Hertzen; A jax und Ulyſſes ſchlagen ſich umb die Narren-Kapp/ welcher Jovi naͤher verwand: Alexander M. reiſet in Libyam Æthiopiæ durch Wuͤſteneyen und wilde Sandfeld/ mit groſſem Vnkoſten/ Lebens-Gefahr und Beſchwerden/ auff daß er von Jove Ammonio, das iſt/ dem Teufel fuͤr einen Sohn Jovis erkant und gegruͤſſet werde: laſt ehe ſeinem Vater Philippo Hoͤrner auffſetzen/ die Mutter zu ſchanden werden/ als daß er ihm dieſen Titul nehmen ließ. Romulus will eintziger noth Martis Sohn heiſſen. Laſſet ſie pralen/ ihr Pracht iſt laͤngſt aus/ und ſchwitzen allbereit in der Hoͤllen-Glut. So pranget man heutiges Tages mit Adel und Namen/ Herkommen und Stammen/ und gedenckt doch ſo gar nicht zuruͤck an die natuͤrliche unflaͤtige Geburt/ deren wir uns mehr zu ſchaͤmen als zu freuen. Was ruͤhmet ſich ein Kind/ deſſen Vater ein maleficant, ein Bandit/ ein perduell geweſt? Wir ſchreiben uns alle von Adams Jammerthal und Evæ Grabſtein. Was hilfft es/ wann einer ſich ſchreibet invictiſſimus, der Vnuͤberwindlichſte/ und muß ſich von einem Fieberlein uͤberwinden laſſen? Sereniſſimum, den Allerdurchlaͤuchtigſten/ deſſen Hertz verfinſtert/ der ſich fuͤr Gottes Au- 1. Ioh. 3, 1. Prima. ait Auguſtinus ſerm. 24. de temp. nativitas ex maſculo & fœminâ; ſecunda nativitas ex Deo & Eccleſiâ. Ecce ex Deo nati ſunt. Vnde factum eſt, ut habitaret in nobis. Magna mutatio! ille factus eſt caro, iſte ſpiritus! Quid eſt hoc? qualis Dignatio, Fratres mei? Erigite animum ad ſperanda & capienda potiora, nolite adjicere cupiditatibus ſecularibus, precio emti eſtis, propter nos verbum caro factum eſt: propter vos, qui erat Filius Dei, factus eſt Filius homi- nis, ut qui eratis Filii hominum, efficeremini Filii Dei. gen P 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/149>, abgerufen am 24.11.2024.