Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.DEDICATIO. Es hat sich aber der Vater aller Barmhertzigkeit über Teutsch-land in dem letzten Welt-Abend erbarmet/ und demselben eine helle Abend-Röthe und helles Liecht bescheret; Die Weissa- gung hat sich widerumb herfür blicken lassen in Luthero son- derlich/ dem außerwehlten Rüstzeug Gottes/ deme/ wer seine Propheceyung von Teutschland mit der heutigen scheinbaren und traurigen experientz vergleicht/ niemand leichtlich diesel- be allerdings wird absprechen können. Der auch sampt seinen getreuen parastaten und eiserigen Nachfolgern die lange Bar- barische Nacht und dero Gespenst/ sonderlich das Blind- mäußspiel des eingeflochtenen Köhlers-Glaubens beschämet und vertrieben; Vnd wäre gut gewest/ wann solcher Fleiß wäre allezeit und allenthalben secundirt worden: Aber der unzeitige Eifer des jungen Josua hat sich zeitlich mit herfür gethan/ der auch geruffen. Wehre ihnen! Wie solt ieder- man ohne Vnterscheid jung und alt/ Burger und Bauren/ Mann und Weib weissagen/ die Schrifft außlegen/ alle Ge- heimnüssen der Christlichen religion fassen wollen oder auch müssen/ welche confusion wird daraus entstehen? biß endlich die schwartzsagende Nacht- monstra nach einander/ der Gal- lionismus, Syncretismus &c. mit ihren höchstschädlichen Früchten fast unmercksam eingeschlichen/ davon in dem re- formirten Gruß und Widergruß außfuhrlich gehandelt wor- den. Nun aber ist es einmahl Gottes Ordnung/ Eines ist nöthig/ dem allein und fürnemlich abzuwarten/ andere Welt-Geschäffte sind parerga und Neben-Wercke; Sollen diese gesegnet seyn/ so muß das Liecht der gründlichen Erkänt- Matt. 6, 24.nüß Gottes vorher leuchten/ Matth. 6. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes/ und nach seiner Gerech- tigkeit/ so wird euch das ander alles zufallen. O` anagi- noskon noeito, Wer Gottes Wort liset/ der mercke drauf/ er lerne es auch verstehen! Mein Wundsch ist Mosis Wundsch:
DEDICATIO. Es hat ſich aber der Vater aller Barmhertzigkeit uͤber Teutſch-land in dem letzten Welt-Abend erbarmet/ und demſelben eine helle Abend-Roͤthe und helles Liecht beſcheret; Die Weiſſa- gung hat ſich widerumb herfuͤr blicken laſſen in Luthero ſon- derlich/ dem außerwehlten Ruͤſtzeug Gottes/ deme/ wer ſeine Propheceyung von Teutſchland mit der heutigen ſcheinbaren und traurigen experientz vergleicht/ niemand leichtlich dieſel- be allerdings wird abſprechen können. Der auch ſampt ſeinen getreuen paraſtaten und eiſerigen Nachfolgern die lange Bar- bariſche Nacht und dero Geſpenſt/ ſonderlich das Blind- maͤußſpiel des eingeflochtenen Koͤhlers-Glaubens beſchämet und vertrieben; Vnd waͤre gut geweſt/ wann ſolcher Fleiß waͤre allezeit und allenthalben ſecundirt worden: Aber der unzeitige Eifer des jungen Joſua hat ſich zeitlich mit herfuͤr gethan/ der auch geruffen. Wehre ihnen! Wie ſolt ieder- man ohne Vnterſcheid jung und alt/ Burger und Bauren/ Mann und Weib weiſſagen/ die Schrifft außlegen/ alle Ge- heimnuͤſſen der Chriſtlichen religion faſſen wollen oder auch muͤſſen/ welche confuſion wird daraus entſtehen? biß endlich die ſchwartzſagende Nacht- monſtra nach einander/ der Gal- lioniſmus, Syncretiſmus &c. mit ihren höchſtſchädlichen Fruͤchten faſt unmerckſam eingeſchlichen/ davon in dem re- formirten Gruß und Widergruß außfůhrlich gehandelt wor- den. Nun aber iſt es einmahl Gottes Ordnung/ Eines iſt noͤthig/ dem allein und fuͤrnemlich abzuwarten/ andere Welt-Geſchäffte ſind parerga und Neben-Wercke; Sollen dieſe geſegnet ſeyn/ ſo muß das Liecht der gruͤndlichen Erkaͤnt- Matt. 6, 24.nuͤß Gottes vorher leuchten/ Matth. 6. Trachtet am erſten nach dem Reich Gottes/ und nach ſeiner Gerech- tigkeit/ ſo wird euch das ander alles zufallen. Ο῾ ἀναγι- νώσκων νοείτω, Wer Gottes Wort liſet/ der mercke drauf/ er lerne es auch verſtehen! Mein Wundſch iſt Moſis Wundſch:
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DEDICATIO.
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land in dem letzten Welt-Abend erbarmet/ und demſelben eine
helle Abend-Roͤthe und helles Liecht beſcheret; Die Weiſſa-
gung hat ſich widerumb herfuͤr blicken laſſen in Luthero ſon-
derlich/ dem außerwehlten Ruͤſtzeug Gottes/ deme/ wer ſeine
Propheceyung von Teutſchland mit der heutigen ſcheinbaren
und traurigen experientz vergleicht/ niemand leichtlich dieſel-
be allerdings wird abſprechen können. Der auch ſampt ſeinen
getreuen paraſtaten und eiſerigen Nachfolgern die lange Bar-
bariſche Nacht und dero Geſpenſt/ ſonderlich das Blind-
maͤußſpiel des eingeflochtenen Koͤhlers-Glaubens beſchämet
und vertrieben; Vnd waͤre gut geweſt/ wann ſolcher Fleiß
waͤre allezeit und allenthalben ſecundirt worden: Aber der
unzeitige Eifer des jungen Joſua hat ſich zeitlich mit herfuͤr
gethan/ der auch geruffen. Wehre ihnen! Wie ſolt ieder-
man ohne Vnterſcheid jung und alt/ Burger und Bauren/
Mann und Weib weiſſagen/ die Schrifft außlegen/ alle Ge-
heimnuͤſſen der Chriſtlichen religion faſſen wollen oder auch
muͤſſen/ welche confuſion wird daraus entſtehen? biß endlich
die ſchwartzſagende Nacht- monſtra nach einander/ der Gal-
lioniſmus, Syncretiſmus &c. mit ihren höchſtſchädlichen
Fruͤchten faſt unmerckſam eingeſchlichen/ davon in dem re-
formirten Gruß und Widergruß außfůhrlich gehandelt wor-
den. Nun aber iſt es einmahl Gottes Ordnung/ Eines iſt
noͤthig/ dem allein und fuͤrnemlich abzuwarten/ andere
Welt-Geſchäffte ſind parerga und Neben-Wercke; Sollen
dieſe geſegnet ſeyn/ ſo muß das Liecht der gruͤndlichen Erkaͤnt-
nuͤß Gottes vorher leuchten/ Matth. 6. Trachtet am erſten
nach dem Reich Gottes/ und nach ſeiner Gerech-
tigkeit/ ſo wird euch das ander alles zufallen. Ο῾ ἀναγι-
νώσκων νοείτω, Wer Gottes Wort liſet/ der mercke drauf/
er lerne es auch verſtehen! Mein Wundſch iſt Moſis
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Matt. 6, 24.
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/14>, abgerufen am 22.04.2021. |