Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.DEDICATIO. der Gabe der Propheceyung in gewisser Maß geblieben.Diese Gab/ schreibt Lutherus, ist nicht gar verloschen/Luth. l. cit. p. 349. dann von der Apostel Zeit an bißher ist in der Kir- chen allwege eine Wissenschafft und Erkäntnüß der zukünfftigen Dinge etlicher massen gewest/ durch welche die Gottseeligen und Christen ihr Leben und Wandel desto fleissiger regieret/ Linderung des Vn- glücks vom Vater im Himmel/ mit gewisser Hoff- nung der Erlösung/ gewartet haben. Sonderlich wann das Wort weissagen so viel heisset als die Schrifft auß- legen/ verstehen/ appliciren/ Trost/ Heil/ Leben/ Warnung daraus schöpffen/ die grosse Thaten Gottes mit Mund und Feder ruhmen und außsprechen/ so hat es hieran auch anfangs in der ersten Kirchen nicht gemangelt/ da so gar auch die Bar- barischen Völcker/ namentlich die Teutschen die H. Schrifft in der Hebreischen Sprach gelesen/ wie Hieronymus rühmet/Hieron. tom. 3. ep. ad Suniam & Fretel. da die edlen Tugend-Kronen/ die Gottesgelehrte Weiber Lae- ta, Furia, Salvia &c. an welche Hieronymus unterschiedliche Sendbriefe und dedicationes lassen abgehen/ dem Verstande der H. Schrifft embsig obgelegen/ (Si viri de scripturis quaere- rent, mulieribus non loquerer, scribit idem Hieronymus ad Principiam) da * Melania durch scharffes disputiren die Kätzer* apud Spond. an- no 434, n. 2. bekehret; biß der Guckguck den grossen Wider Christ und seine Schwartzsagenden Anhang außgebrütet/ welche/ auff daß sie desto rühiger und müssiger der Menschen Tage pflegen/ desto sicherer ihre fimbrias erweitern/ und ihre Scheuren erfüllen/ die Glaubens-Gnugsamkeit gar eng gesponnen/ und verur- sacht daß die arme/ getruckte/ in der Babylonischen Gefäng- nüß jämmerlich geängstigte/ verlassene Kirch seuffzen und kla- gen müssen aus Psal. 74. Wir sehen nicht mehr die Zeichen groß/ und kein Prophet uns prediget mehr/ Kirchen und Schulen stehn öd uud bloß/ man lehrt nicht mehr gesunde Lehr. Es hat ):( ):(
DEDICATIO. der Gabe der Propheceyung in gewiſſer Maß geblieben.Dieſe Gab/ ſchreibt Lutherus, iſt nicht gar verloſchen/Luth. l. cit. p. 349. dann von der Apoſtel Zeit an bißher iſt in der Kir- chen allwege eine Wiſſenſchafft und Erkaͤntnuͤß der zukuͤnfftigen Dinge etlicher maſſen geweſt/ durch welche die Gottſeeligen und Chriſten ihr Leben und Wandel deſto fleiſſiger regieret/ Linderung des Vn- gluͤcks vom Vater im Himmel/ mit gewiſſer Hoff- nung der Erloͤſung/ gewartet haben. Sonderlich wann das Wort weiſſagen ſo viel heiſſet als die Schrifft auß- legen/ verſtehen/ appliciren/ Troſt/ Heil/ Leben/ Warnung daraus ſchoͤpffen/ die groſſe Thaten Gottes mit Mund und Feder růhmen und außſprechen/ ſo hat es hieran auch anfangs in der erſten Kirchen nicht gemangelt/ da ſo gar auch die Bar- bariſchen Voͤlcker/ namentlich die Teutſchen die H. Schrifft in der Hebreiſchen Sprach geleſen/ wie Hieronymus ruͤhmet/Hieron. tom. 3. ep. ad Suniam & Fretel. da die edlen Tugend-Kronen/ die Gottesgelehrte Weiber Læ- ta, Furia, Salvia &c. an welche Hieronymus unterſchiedliche Sendbriefe und dedicationes laſſen abgehen/ dem Verſtande der H. Schrifft embſig obgelegen/ (Si viri de ſcripturis quære- rent, mulieribus non loquerer, ſcribit idem Hieronymus ad Principiam) da * Melania durch ſcharffes diſputiren die Kaͤtzer* apud Spond. an- no 434, n. 2. bekehret; biß der Guckguck den groſſen Wider Chriſt und ſeine Schwartzſagenden Anhang außgebruͤtet/ welche/ auff daß ſie deſto ruͤhiger und muͤſſiger der Menſchen Tage pflegen/ deſto ſicherer ihre fimbrias erweitern/ und ihre Scheuren erfuͤllen/ die Glaubens-Gnugſamkeit gar eng geſponnen/ und verur- ſacht daß die arme/ getruckte/ in der Babyloniſchen Gefaͤng- nuͤß jaͤmmerlich geaͤngſtigte/ verlaſſene Kirch ſeuffzen und kla- gen müſſen aus Pſal. 74. Wir ſehen nicht mehr die Zeichen groß/ und kein Prophet uns prediget mehr/ Kirchen und Schulen ſtehn oͤd uud bloß/ man lehrt nicht mehr geſunde Lehr. Es hat ):( ):(
<TEI> <text> <front> <div type="dedication"> <p><pb facs="#f0013"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DEDICATIO.</hi></hi></fw><lb/> der Gabe der Propheceyung in gewiſſer Maß geblieben.<lb/><hi rendition="#fr">Dieſe Gab/</hi> ſchreibt <hi rendition="#aq">Lutherus,</hi> <hi rendition="#fr">iſt nicht gar verloſchen/</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Luth. l. cit.<lb/> p.</hi> 349.</note><lb/><hi rendition="#fr">dann von der Apoſtel Zeit an bißher iſt in der Kir-<lb/> chen allwege eine Wiſſenſchafft und Erkaͤntnuͤß der<lb/> zukuͤnfftigen Dinge etlicher maſſen geweſt/ durch<lb/> welche die Gottſeeligen und Chriſten ihr Leben und<lb/> Wandel deſto fleiſſiger regieret/ Linderung des Vn-<lb/> gluͤcks vom Vater im Himmel/ mit gewiſſer Hoff-<lb/> nung der Erloͤſung/ gewartet haben.</hi> Sonderlich<lb/> wann das Wort weiſſagen ſo viel heiſſet als die Schrifft auß-<lb/> legen/ verſtehen/ <hi rendition="#aq">applic</hi>iren/ Troſt/ Heil/ Leben/ Warnung<lb/> daraus ſchoͤpffen/ die groſſe Thaten Gottes mit Mund und<lb/> Feder růhmen und außſprechen/ ſo hat es hieran auch anfangs<lb/> in der erſten Kirchen nicht gemangelt/ da ſo gar auch die Bar-<lb/> bariſchen Voͤlcker/ namentlich die Teutſchen die H. Schrifft<lb/> in der Hebreiſchen Sprach geleſen/ wie <hi rendition="#aq">Hieronymus</hi> ruͤhmet/<note place="right"><hi rendition="#aq">Hieron.<lb/> tom. 3. ep.<lb/> ad Suniam<lb/> & Fretel.</hi></note><lb/> da die edlen Tugend-Kronen/ die Gottesgelehrte Weiber <hi rendition="#aq">Læ-<lb/> ta, Furia, Salvia &c.</hi> an welche <hi rendition="#aq">Hieronymus</hi> unterſchiedliche<lb/> Sendbriefe und <hi rendition="#aq">dedicationes</hi> laſſen abgehen/ dem Verſtande<lb/> der H. Schrifft embſig obgelegen/ <hi rendition="#aq">(Si viri de ſcripturis quære-<lb/> rent, mulieribus non loquerer, ſcribit idem Hieronymus ad<lb/> Principiam)</hi> da * <hi rendition="#aq">Melania</hi> durch ſcharffes <hi rendition="#aq">diſput</hi>iren die Kaͤtzer<note place="right">* <hi rendition="#aq">apud<lb/> Spond. an-<lb/> no 434,<lb/> n.</hi> 2.</note><lb/> bekehret; biß der Guckguck den groſſen Wider Chriſt und ſeine<lb/> Schwartzſagenden Anhang außgebruͤtet/ welche/ auff daß ſie<lb/> deſto ruͤhiger und muͤſſiger der Menſchen Tage pflegen/ deſto<lb/> ſicherer ihre <hi rendition="#aq">fimbrias</hi> erweitern/ und ihre Scheuren erfuͤllen/<lb/> die Glaubens-Gnugſamkeit gar eng geſponnen/ und verur-<lb/> ſacht daß die arme/ getruckte/ in der Babyloniſchen Gefaͤng-<lb/> nuͤß jaͤmmerlich geaͤngſtigte/ verlaſſene Kirch ſeuffzen und kla-<lb/> gen müſſen aus Pſal. 74. Wir ſehen nicht mehr die Zeichen<lb/> groß/ und kein Prophet uns prediget mehr/ Kirchen und<lb/> Schulen ſtehn oͤd uud bloß/ man lehrt nicht mehr geſunde Lehr.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">):( ):<hi rendition="#i">(</hi></fw><fw place="bottom" type="catch">Es hat</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0013]
DEDICATIO.
der Gabe der Propheceyung in gewiſſer Maß geblieben.
Dieſe Gab/ ſchreibt Lutherus, iſt nicht gar verloſchen/
dann von der Apoſtel Zeit an bißher iſt in der Kir-
chen allwege eine Wiſſenſchafft und Erkaͤntnuͤß der
zukuͤnfftigen Dinge etlicher maſſen geweſt/ durch
welche die Gottſeeligen und Chriſten ihr Leben und
Wandel deſto fleiſſiger regieret/ Linderung des Vn-
gluͤcks vom Vater im Himmel/ mit gewiſſer Hoff-
nung der Erloͤſung/ gewartet haben. Sonderlich
wann das Wort weiſſagen ſo viel heiſſet als die Schrifft auß-
legen/ verſtehen/ appliciren/ Troſt/ Heil/ Leben/ Warnung
daraus ſchoͤpffen/ die groſſe Thaten Gottes mit Mund und
Feder růhmen und außſprechen/ ſo hat es hieran auch anfangs
in der erſten Kirchen nicht gemangelt/ da ſo gar auch die Bar-
bariſchen Voͤlcker/ namentlich die Teutſchen die H. Schrifft
in der Hebreiſchen Sprach geleſen/ wie Hieronymus ruͤhmet/
da die edlen Tugend-Kronen/ die Gottesgelehrte Weiber Læ-
ta, Furia, Salvia &c. an welche Hieronymus unterſchiedliche
Sendbriefe und dedicationes laſſen abgehen/ dem Verſtande
der H. Schrifft embſig obgelegen/ (Si viri de ſcripturis quære-
rent, mulieribus non loquerer, ſcribit idem Hieronymus ad
Principiam) da * Melania durch ſcharffes diſputiren die Kaͤtzer
bekehret; biß der Guckguck den groſſen Wider Chriſt und ſeine
Schwartzſagenden Anhang außgebruͤtet/ welche/ auff daß ſie
deſto ruͤhiger und muͤſſiger der Menſchen Tage pflegen/ deſto
ſicherer ihre fimbrias erweitern/ und ihre Scheuren erfuͤllen/
die Glaubens-Gnugſamkeit gar eng geſponnen/ und verur-
ſacht daß die arme/ getruckte/ in der Babyloniſchen Gefaͤng-
nuͤß jaͤmmerlich geaͤngſtigte/ verlaſſene Kirch ſeuffzen und kla-
gen müſſen aus Pſal. 74. Wir ſehen nicht mehr die Zeichen
groß/ und kein Prophet uns prediget mehr/ Kirchen und
Schulen ſtehn oͤd uud bloß/ man lehrt nicht mehr geſunde Lehr.
Es hat
Luth. l. cit.
p. 349.
Hieron.
tom. 3. ep.
ad Suniam
& Fretel.
* apud
Spond. an-
no 434,
n. 2.
):( ):(
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/13 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/13>, abgerufen am 03.03.2021. |