Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.Die Neun vnd zwantzigste ZWeen bedenckliche vmbstände fallen hie für/ so in vnserm vral- Das eusserliche Leiden bestehet in folgenden actibus, handlungen/ II. Das lästerliche Zungen-leiden; Calumnia falsorum te- führet/
Die Neun vnd zwantzigſte ZWeen bedenckliche vmbſtaͤnde fallen hie fuͤr/ ſo in vnſerm vral- Das euſſerliche Leiden beſtehet in folgenden actibus, handlungen/ II. Das laͤſterliche Zungen-leiden; Calumnia falſorum te- fuͤhret/
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Die Neun vnd zwantzigſte
ZWeen bedenckliche vmbſtaͤnde fallen hie fuͤr/ ſo in vnſerm vral-
ten/ Chriſtlichen/ Apoſteliſchen Glauben werden angezeiget/ nemlich
das Leiden an jhm ſelbs/ vnd dann der Richter/ ſub quo, vn-
ter welchem daſſelbe fuͤrgegangen. Dann wer die leidende Perſon geweſen/
iſt hie nicht noͤtig zu widerholen/ es iſt wie vnſer Chriſtliche Glaub bekennet/
der eingeborne Sohn Gottes/ gleich wie es dem Hiel (deſſen im erſten
Buch der Koͤnigen/ c. 16. gedacht wird) ſeinen erſtgebohrnen Sohn
gekoſtet/ da er den Grund der verfluchten vnd verbannten Statt Jericho
widerumb geſetzt vnd die Statt darauff zubawen angefangen: alſo hat es
den ewigen vnd lebendigen Gott vnd Vatter im Himmel ſeinen ein vnd
Erſtgebornen Sohn gekoſt/ die durch den traurigen Suͤndenfall verſtoͤrte
Statt Gottes widerumb zuerbawen vnd auffzurichten.
Das euſſerliche Leiden beſtehet in folgenden actibus, handlungen/
vnd darauß entſtehen der marter/ qual vnd pein/ auff ſeiten der leidenden
Perſon. Erſtlich das Strick-leiden/ da man jhn gebunden vnd ge-
faͤſſelt auß dem Garten/ als einen vberwundenen Feind zum Triumph vnd
Schandſchaw außgefuͤhret. Einẽ vberwundenẽ Feind iſts ein groſſer ſpott/
wañ man jhn zum Schawſpiel herumb fuͤhret vñ ſeiner ſpottet/ bey Simſon
hats geheiſen/ Philiſter vber dir Simſon! Simſon thets ſo bitter wehe/ daß
er nicht mehr leben wolte/ da er gleichſam als in einer Comœdi von den
Philiſtern gefangen herfuͤr gefuͤhret vnd verhoͤnet worden? wie wehe wird es
denn Chriſto gethan habẽ? wie tieff wird es jhm in ſein zartes Hertz geſchnit-
ten haben? bevorab/ daß er als der Richter der lebendigen vnd der toden/
fuͤr ſolche heilloſe Richter ſoll gefuͤhret werden/ wie wird es jhm ſeyn Hertz
durchkrenckes haben?
Iud. 16, 25.
II. Das laͤſterliche Zungen-leiden; Calumnia falſorum te-
ſtium, die verleumbdung vnd vngerechte anklag der falſen Zeugen/ die nicht
mit einander vberein ſtimmeten; der eine gab vor/ er hette geſagt: Er koͤnne
Gottes Tempel brechen vnd in dreyen Tagen eben denſelben auffbawen;
der ander/ er wolle es thun/ vnd einen newen Tempel auffrichten/ der mit
Haͤnden nicht erbawet/ da er doch auff ſeinen Leib gedeutet Joh. 2. werden
jhm alſo ſeine Wort im Munde vmbgekehret/ deßgleichen auch hernach im
Richthauß Pontii Pilati geſchehen. Es war Chriſtus das col tobh, das
hoͤchſte Gutt vnd der edleſte Schatz vnſerer Seelẽ/ der rechte ἐυεϱγέτης; noch
gleichwol muß er hoͤren/ daß man jhn nennet κακοποιὸν, einen Vbelthaͤter/
in ſpecie aber vnd inſonderheit wurden von jhm geklagt vier ſtuͤck; vier Arti-
cul hatte er in ſeinem Blutgericht; Er were ein Kaͤtzer/ der das Volck ver-
fuͤhret/
Ioh. 2, 21.
Exod. 33, 19
Act. 10, 38.
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