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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Predigt.
führet/ der doch das Liecht/ der Weg/ die Warheit zum Himmelreich ist gewest:
Er wer ein Rebell/ der dem Keyser verbiet Tribut zugeben/ der doch gesagt/ ge-
bet dem Keyser etc. Er were ein Feind deß Römischen Reichs/ er gebe sich für
einen König auß/ der doch in armer Knechts-gestalt daher ginge: Er sey ein
Majestät-lästerer/ er gebe sich für Gottes Sohn auß/ da er doch dessen zeugnüs
vom Himmel herab gehabt. Sind eben die Klagen/ die die Päbstler noch
wider vns auff den heutigen Tag führen. O der tieffen Hertzwunden/
welche diese klage abermahl gemacht! Die falsche Klag der Richter;
die jhn als einen Gotteslästerer außgeruffen vnd zum tode verdampt/ nachLev. 24, 16.
dem Gesetz. O wie wehe muß es aber gethan haben/ daß Er/ als das vn-
schuldige Lamb Gottes/ solche calumnien vber fich soll ergehen lassen. Bern-
hardus
schreibt/ daß die verleumbdungs Zungen viel grewlicher vnd schär-
fer schneiden als der Speer/ mit welchen die Seite deß Herren Christi sey ge-
öffnet worden.

III. Injuria, das würckliche Hand-leiden/ die würckliche miß-
handlung/ so da geschehen per alapas, Rapismata, gleichsam mit einerIoh. 18, 22.
Spießgert; Antwortestu also dem Hohenpriester. Jst eine vberauß
grosse Schmach; Invenies servos, sagt Seneca, qui flagellis quam colaphis
coedi malint;
es seind Knechte/ die sich lieber geisseln lassen/ als Backenstrei-
che leiden.

IV. Darauff folget injuria verbalis, das Wort-leiden/ allerley
Schmachwort/ verhönung/ verspottung/ schmachreden/ lästerungen/
Noch nicht gnug/ sondern sie speyeten jhm jhren garstigen Speichel ins An-
gesicht/ in das klare Angesicht/ das schöne Angesicht/ dadurch die Gottheit
herfür gefunckelt/ darein die Engel gelust zuschawen/ das viel Könige vnd
Propheten begehrten zu sehen/ darüber sich nunmehr alle Außerwöhlten er-
quicken; sie schlagen noch mit Fäusten drein/ daß die Sonn erschwartzen
vnd alle Elementen sich entsetzen möchten.

V. Das Hertzen-leiden/ oder das grosse schmertzliche Hertzen-
leid/ das er an seinen Jüngern sehen vnd erfahren müssen; das alles leidet
er von seinen Feinden vnd war erträglich; aber das sich auch zween Jünger
an jhm vergriffen/ das war gar schröcklich/ wenn mich doch meinPsal. 55, 13.
14.

Feind schendet/ wolte ichs leiden/ du aber bist mein Jünger
vnd mein verwander/
St. Petrus/ der jhn schändlicher weise verleug-
net; Petrus der albereit einen Vorschmack hatte deß ewigen Lebens/ der
Felsine Mann/ der sich zuvor vermessen mit dem HErren in den tod zu ge-

hen/

Predigt.
fuͤhret/ der doch das Liecht/ der Weg/ die Warheit zum Him̃elreich iſt geweſt:
Er wer ein Rebell/ der dem Keyſer verbiet Tribut zugebẽ/ der doch geſagt/ ge-
bet dem Keyſer ꝛc. Er were ein Feind deß Roͤmiſchen Reichs/ er gebe ſich fuͤr
einen Koͤnig auß/ der doch in armer Knechts-geſtalt daher ginge: Er ſey ein
Majeſtaͤt-laͤſterer/ er gebe ſich fuͤr Gottes Sohn auß/ da er doch deſſẽ zeugnuͤs
vom Himmel herab gehabt. Sind eben die Klagen/ die die Paͤbſtler noch
wider vns auff den heutigen Tag fuͤhren. O der tieffen Hertzwunden/
welche dieſe klage abermahl gemacht! Die falſche Klag der Richter;
die jhn als einen Gotteslaͤſterer außgeruffen vnd zum tode verdampt/ nachLev. 24, 16.
dem Geſetz. O wie wehe muß es aber gethan haben/ daß Er/ als das vn-
ſchuldige Lamb Gottes/ ſolche calumnien vber fich ſoll ergehen laſſen. Bern-
hardus
ſchreibt/ daß die verleumbdungs Zungen viel grewlicher vnd ſchaͤr-
fer ſchneiden als der Speer/ mit welchen die Seite deß Herꝛen Chriſti ſey ge-
oͤffnet worden.

III. Injuria, das wuͤrckliche Hand-leiden/ die wuͤrckliche miß-
handlung/ ſo da geſchehen per alapas, ῥαπίσματα, gleichſam mit einerIoh. 18, 22.
Spießgert; Antworteſtu alſo dem Hohenprieſter. Jſt eine vberauß
groſſe Schmach; Invenies ſervos, ſagt Seneca, qui flagellis quàm colaphis
cœdi malint;
es ſeind Knechte/ die ſich lieber geiſſeln laſſen/ als Backenſtrei-
che leiden.

IV. Darauff folget injuria verbalis, das Wort-leiden/ allerley
Schmachwort/ verhoͤnung/ verſpottung/ ſchmachreden/ laͤſterungen/
Noch nicht gnug/ ſondern ſie ſpeyeten jhm jhren garſtigen Speichel ins An-
geſicht/ in das klare Angeſicht/ das ſchoͤne Angeſicht/ dadurch die Gottheit
herfuͤr gefunckelt/ darein die Engel geluſt zuſchawen/ das viel Koͤnige vnd
Propheten begehrten zu ſehen/ daruͤber ſich nunmehr alle Außerwoͤhlten er-
quicken; ſie ſchlagen noch mit Faͤuſten drein/ daß die Sonn erſchwartzen
vnd alle Elementen ſich entſetzen moͤchten.

V. Das Hertzen-leiden/ oder das groſſe ſchmertzliche Hertzen-
leid/ das er an ſeinen Juͤngern ſehen vnd erfahren muͤſſen; das alles leidet
er von ſeinen Feinden vnd war ertraͤglich; aber das ſich auch zween Juͤnger
an jhm vergriffen/ das war gar ſchroͤcklich/ wenn mich doch meinPſal. 55, 13.
14.

Feind ſchendet/ wolte ichs leiden/ du aber biſt mein Juͤnger
vnd mein verwander/
St. Petrus/ der jhn ſchaͤndlicher weiſe verleug-
net; Petrus der albereit einen Vorſchmack hatte deß ewigen Lebens/ der
Felſine Mann/ der ſich zuvor vermeſſen mit dem HErꝛen in den tod zu ge-

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[943/0427] Predigt. fuͤhret/ der doch das Liecht/ der Weg/ die Warheit zum Him̃elreich iſt geweſt: Er wer ein Rebell/ der dem Keyſer verbiet Tribut zugebẽ/ der doch geſagt/ ge- bet dem Keyſer ꝛc. Er were ein Feind deß Roͤmiſchen Reichs/ er gebe ſich fuͤr einen Koͤnig auß/ der doch in armer Knechts-geſtalt daher ginge: Er ſey ein Majeſtaͤt-laͤſterer/ er gebe ſich fuͤr Gottes Sohn auß/ da er doch deſſẽ zeugnuͤs vom Himmel herab gehabt. Sind eben die Klagen/ die die Paͤbſtler noch wider vns auff den heutigen Tag fuͤhren. O der tieffen Hertzwunden/ welche dieſe klage abermahl gemacht! Die falſche Klag der Richter; die jhn als einen Gotteslaͤſterer außgeruffen vnd zum tode verdampt/ nach dem Geſetz. O wie wehe muß es aber gethan haben/ daß Er/ als das vn- ſchuldige Lamb Gottes/ ſolche calumnien vber fich ſoll ergehen laſſen. Bern- hardus ſchreibt/ daß die verleumbdungs Zungen viel grewlicher vnd ſchaͤr- fer ſchneiden als der Speer/ mit welchen die Seite deß Herꝛen Chriſti ſey ge- oͤffnet worden. Lev. 24, 16. III. Injuria, das wuͤrckliche Hand-leiden/ die wuͤrckliche miß- handlung/ ſo da geſchehen per alapas, ῥαπίσματα, gleichſam mit einer Spießgert; Antworteſtu alſo dem Hohenprieſter. Jſt eine vberauß groſſe Schmach; Invenies ſervos, ſagt Seneca, qui flagellis quàm colaphis cœdi malint; es ſeind Knechte/ die ſich lieber geiſſeln laſſen/ als Backenſtrei- che leiden. Ioh. 18, 22. IV. Darauff folget injuria verbalis, das Wort-leiden/ allerley Schmachwort/ verhoͤnung/ verſpottung/ ſchmachreden/ laͤſterungen/ Noch nicht gnug/ ſondern ſie ſpeyeten jhm jhren garſtigen Speichel ins An- geſicht/ in das klare Angeſicht/ das ſchoͤne Angeſicht/ dadurch die Gottheit herfuͤr gefunckelt/ darein die Engel geluſt zuſchawen/ das viel Koͤnige vnd Propheten begehrten zu ſehen/ daruͤber ſich nunmehr alle Außerwoͤhlten er- quicken; ſie ſchlagen noch mit Faͤuſten drein/ daß die Sonn erſchwartzen vnd alle Elementen ſich entſetzen moͤchten. V. Das Hertzen-leiden/ oder das groſſe ſchmertzliche Hertzen- leid/ das er an ſeinen Juͤngern ſehen vnd erfahren muͤſſen; das alles leidet er von ſeinen Feinden vnd war ertraͤglich; aber das ſich auch zween Juͤnger an jhm vergriffen/ das war gar ſchroͤcklich/ wenn mich doch mein Feind ſchendet/ wolte ichs leiden/ du aber biſt mein Juͤnger vnd mein verwander/ St. Petrus/ der jhn ſchaͤndlicher weiſe verleug- net; Petrus der albereit einen Vorſchmack hatte deß ewigen Lebens/ der Felſine Mann/ der ſich zuvor vermeſſen mit dem HErꝛen in den tod zu ge- hen/ Pſal. 55, 13. 14.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/427>, abgerufen am 19.05.2024.