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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

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Predigt.
als mit rothen Buchstaben in dem Calender Heiliger Schrifft auffge-
schrieben/ als obsides, Zeugen vnd Geiseln/ daß auch wir/ wann wir in
jhre exemplarische glaubens Fußstapffen tretten werden/ gleicher gestalt jhre
Miterben seyn/ vnd vnsere Namen im Buch deß Lebens sollen gefunden
werden.

Zwar was meines Nechsten vnd eines andern Christen seligkeit an-Si Pilatus
dixit, quod
scripsi, scri-
psi, an Deus
quenquan
scribat &
deleat? ait
August. in
Psalm.
68.

langt/ davon kan ich nicht ohnfehlbar gewiß seyn/ ob er in das Buch deß
Lebens auffgeschrieben/ man kan keinem Heuchler ins Hertz sehen

Ultima semper expectanda dies, dicique beatus,
Ante obitum nemo supremaque funera debet,

man kan niemand vor seinem End Selig preisen/ sintemahl es mehr ge-
schehen/ daß ein frommer Junger Salomon im männlichen Alter vmbge-
schlagen grewel vnd ärgerniß angerichtet; auß Christlicher Lieb die alles glau-
bet/ hoffet man zwar von einem Christlichen Menschen/ der das Liecht seines
glaubens in guten Wercken leuchten laßt/ er sey ein außerwehlt Kind Gottes.Phil 4. vid.
ib. D. Bal-
duin. pag.

235.

Von dem Heiligen Clemente vnd andern trewen Mitgehülffen Pauli schreibt
St. Paulus auß guter hoffnung jhre Namen seyen im Buch deß Lebens
geschrieben/ in welchem Verstand auch bey den Leichpredigten die elogia,
da die abgeleibte für Selig gepriesen werden/ auffzunehmen sind; Aber
was einem glaubigen Christen innsonderheit betrifft/ so kan er von sich selbs
vnd seiner jhme geeygneten Gnaden-Wahl ohnfehlbar auß GOttes Wort
gewiß seyn. Gewiß seyn sag ich. Jm Buch Josua befihlt der HERRvid.
Ios.
13, 6.

Josua/ er solle vmb ein stück deß Lands Canaan losen/ welches doch von
den Kindern Jsrael noch nicht eingenommen gewest/ so gewiß solt er seiner
Sach seyn/ dann es werde ohnfehlbar eingenommen werden: Eben also
können gläubige Kinder Gottes vmb jhre himmlische monas vnd Wohnung
losen/ versichert sein/ ob sie es gleich noch nicht haben.

Aber nicht auß sonderbahrer Göttlicher vorgeschriebener revelation,
Traum vnd Gesichte/ wie zwar im blinden Bapstumb vorzeiten von et-
lichen Heiligen gedichtet worden/ sonderlich von dem Heiligen Arnoldo, daß
als er einsmahls sehnlich gebeten/ Christus wolte jhm doch offenbahren/ ob
er ins Buch deß Lebens ein geschrieben? Er der Herr jhm hierauff erschienen
vnd auß seinem Busen ein Buch herauß gethan/ dem Arnoldo gezeigt/ vnd
gesagt/ er soll hinein gucken; da hab er seinen Namen eygentlich gesehen/
vnd sey dardurch zu einem Heiligen leben angefrischet worden/ aber diese
geschicht stehet im grossen Buch der kleinen Warheit beschrieben.

Auch nicht auff eine blose vnbedingte gantz vnvermeidenliche weiß/ er
möchte auch GOttes Ordnung begegnen wie er wolte/ ob er gleich in

Sünden

Predigt.
als mit rothen Buchſtaben in dem Calender Heiliger Schrifft auffge-
ſchrieben/ als obſides, Zeugen vnd Geiſeln/ daß auch wir/ wann wir in
jhre exemplariſche glaubens Fußſtapffen tretten werden/ gleicher geſtalt jhre
Miterben ſeyn/ vnd vnſere Namen im Buch deß Lebens ſollen gefunden
werden.

Zwar was meines Nechſten vnd eines andern Chriſten ſeligkeit an-Si Pilatus
dixit, quod
ſcripſi, ſcri-
pſi, an Deus
quenquã
ſcribat &
deleat? ait
Auguſt. in
Pſalm.
68.

langt/ davon kan ich nicht ohnfehlbar gewiß ſeyn/ ob er in das Buch deß
Lebens auffgeſchrieben/ man kan keinem Heuchler ins Hertz ſehen

Ultima ſemper expectanda dies, diciq́ue beatus,
Ante obitum nemo ſupremaq́ue funera debet,

man kan niemand vor ſeinem End Selig preiſen/ ſintemahl es mehr ge-
ſchehen/ daß ein frommer Junger Salomon im maͤnnlichen Alter vmbge-
ſchlagẽ grewel vnd aͤrgerniß angerichtet; auß Chriſtlicher Lieb die alles glau-
bet/ hoffet man zwar von einem Chriſtlichen Menſchen/ der das Liecht ſeines
glaubens in guten Wercken leuchtẽ laßt/ er ſey ein außerwehlt Kind Gottes.Phil 4. vid.
ib. D. Bal-
duin. pag.

235.

Von dem Heiligẽ Clemente vñ andern trewẽ Mitgehuͤlffen Pauli ſchreibt
St. Paulus auß guter hoffnung jhre Namen ſeyen im Buch deß Lebens
geſchrieben/ in welchem Verſtand auch bey den Leichpredigten die elogia,
da die abgeleibte fuͤr Selig geprieſen werden/ auffzunehmen ſind; Aber
was einem glaubigen Chriſten innſonderheit betrifft/ ſo kan er von ſich ſelbs
vnd ſeiner jhme geeygneten Gnaden-Wahl ohnfehlbar auß GOttes Wort
gewiß ſeyn. Gewiß ſeyn ſag ich. Jm Buch Joſua befihlt der HERRvid.
Ioſ.
13, 6.

Joſua/ er ſolle vmb ein ſtuͤck deß Lands Canaan loſen/ welches doch von
den Kindern Jſrael noch nicht eingenommen geweſt/ ſo gewiß ſolt er ſeiner
Sach ſeyn/ dann es werde ohnfehlbar eingenommen werden: Eben alſo
koͤnnen glaͤubige Kinder Gottes vmb jhre himmliſche μονὰς vnd Wohnung
loſen/ verſichert ſein/ ob ſie es gleich noch nicht haben.

Aber nicht auß ſonderbahrer Goͤttlicher vorgeſchriebener revelation,
Traum vnd Geſichte/ wie zwar im blinden Bapſtumb vorzeiten von et-
lichen Heiligẽ gedichtet worden/ ſonderlich von dem Heiligen Arnoldo, daß
als er einsmahls ſehnlich gebeten/ Chriſtus wolte jhm doch offenbahren/ ob
er ins Buch deß Lebens ein geſchrieben? Er der Herꝛ jhm hierauff erſchienen
vnd auß ſeinem Buſen ein Buch herauß gethan/ dem Arnoldo gezeigt/ vnd
geſagt/ er ſoll hinein gucken; da hab er ſeinen Namen eygentlich geſehen/
vnd ſey dardurch zu einem Heiligen leben angefriſchet worden/ aber dieſe
geſchicht ſtehet im groſſen Buch der kleinen Warheit beſchrieben.

Auch nicht auff eine bloſe vnbedingte gantz vnvermeidenliche weiß/ er
moͤchte auch GOttes Ordnung begegnen wie er wolte/ ob er gleich in

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[543/0561] Predigt. als mit rothen Buchſtaben in dem Calender Heiliger Schrifft auffge- ſchrieben/ als obſides, Zeugen vnd Geiſeln/ daß auch wir/ wann wir in jhre exemplariſche glaubens Fußſtapffen tretten werden/ gleicher geſtalt jhre Miterben ſeyn/ vnd vnſere Namen im Buch deß Lebens ſollen gefunden werden. Zwar was meines Nechſten vnd eines andern Chriſten ſeligkeit an- langt/ davon kan ich nicht ohnfehlbar gewiß ſeyn/ ob er in das Buch deß Lebens auffgeſchrieben/ man kan keinem Heuchler ins Hertz ſehen Si Pilatus dixit, quod ſcripſi, ſcri- pſi, an Deus quenquã ſcribat & deleat? ait Auguſt. in Pſalm. 68. Ultima ſemper expectanda dies, diciq́ue beatus, Ante obitum nemo ſupremaq́ue funera debet, man kan niemand vor ſeinem End Selig preiſen/ ſintemahl es mehr ge- ſchehen/ daß ein frommer Junger Salomon im maͤnnlichen Alter vmbge- ſchlagẽ grewel vnd aͤrgerniß angerichtet; auß Chriſtlicher Lieb die alles glau- bet/ hoffet man zwar von einem Chriſtlichen Menſchen/ der das Liecht ſeines glaubens in guten Wercken leuchtẽ laßt/ er ſey ein außerwehlt Kind Gottes. Von dem Heiligẽ Clemente vñ andern trewẽ Mitgehuͤlffen Pauli ſchreibt St. Paulus auß guter hoffnung jhre Namen ſeyen im Buch deß Lebens geſchrieben/ in welchem Verſtand auch bey den Leichpredigten die elogia, da die abgeleibte fuͤr Selig geprieſen werden/ auffzunehmen ſind; Aber was einem glaubigen Chriſten innſonderheit betrifft/ ſo kan er von ſich ſelbs vnd ſeiner jhme geeygneten Gnaden-Wahl ohnfehlbar auß GOttes Wort gewiß ſeyn. Gewiß ſeyn ſag ich. Jm Buch Joſua befihlt der HERR Joſua/ er ſolle vmb ein ſtuͤck deß Lands Canaan loſen/ welches doch von den Kindern Jſrael noch nicht eingenommen geweſt/ ſo gewiß ſolt er ſeiner Sach ſeyn/ dann es werde ohnfehlbar eingenommen werden: Eben alſo koͤnnen glaͤubige Kinder Gottes vmb jhre himmliſche μονὰς vnd Wohnung loſen/ verſichert ſein/ ob ſie es gleich noch nicht haben. Phil 4. vid. ib. D. Bal- duin. pag. 235. vid. Ioſ. 13, 6. Aber nicht auß ſonderbahrer Goͤttlicher vorgeſchriebener revelation, Traum vnd Geſichte/ wie zwar im blinden Bapſtumb vorzeiten von et- lichen Heiligẽ gedichtet worden/ ſonderlich von dem Heiligen Arnoldo, daß als er einsmahls ſehnlich gebeten/ Chriſtus wolte jhm doch offenbahren/ ob er ins Buch deß Lebens ein geſchrieben? Er der Herꝛ jhm hierauff erſchienen vnd auß ſeinem Buſen ein Buch herauß gethan/ dem Arnoldo gezeigt/ vnd geſagt/ er ſoll hinein gucken; da hab er ſeinen Namen eygentlich geſehen/ vnd ſey dardurch zu einem Heiligen leben angefriſchet worden/ aber dieſe geſchicht ſtehet im groſſen Buch der kleinen Warheit beſchrieben. Auch nicht auff eine bloſe vnbedingte gantz vnvermeidenliche weiß/ er moͤchte auch GOttes Ordnung begegnen wie er wolte/ ob er gleich in Suͤnden

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/561>, abgerufen am 22.11.2024.