neue Kriegsminister Graf St. Germain, im October 1775 ernannt. Dieser merkwürdige Mann fand seine Jugend- bildung bei den Jesuiten. Siebzehnjährig warf er das Or- denskleid von sich und trat als Unterlieutenant ein. Eine Ehrensache vertrieb ihn aus Frankreich, er nahm Dienste bei einem deutschen Fürsten nach dem andern, bis ihn der Marschall von Sachsen zur Rückkehr in sein Vaterland be- wog. Hier machte er in schon hohen Graden den sieben- jährigen Krieg mit; die Achtung vor seiner Fähigkeit war so verbreitet wie der Ruf von seiner bissigen und unhof- männischen Gemüthsart. Die Frau von Pompadour nannte ihn nur den schlechten Patron und diese Titulatur fand Beifall als er mitten im Kriege seinen Befehl am Niederrhein aufgab, hastig austrat, Alles aus Unzu- friedenheit mit seinem Oberbefehlshaber dem Herzog von Broglie. Der Hof war froh den Bären los zu seyn, man schickte ihm seinen Abschied nach und hatte nichts dagegen daß er in die Dienste der Krone Dännemark als Feldmarschall und Präsident des Kriegscollegiums trat; dort nämlich be- durfte man eines kräftigen Armes, um ein verfallenes Kriegs- wesen rasch wiederherzustellen. Denn Kaiser Peter III. von Rußland drohte für schwere Unbilden, die sein Stamm in Schleswig-Holstein erlitten, unversöhnliche Rache zu neh- men; sein Gedanke war, den König Friedrich V. von Dän- nemark allernächstens nach Trankebar an die Küste Koro- mandel zu verpflanzen. Da war nun St. Germain ganz an seiner Stelle, schuf ein Heer, bemannte die Flotte und
neue Kriegsminiſter Graf St. Germain, im October 1775 ernannt. Dieſer merkwürdige Mann fand ſeine Jugend- bildung bei den Jeſuiten. Siebzehnjährig warf er das Or- denskleid von ſich und trat als Unterlieutenant ein. Eine Ehrenſache vertrieb ihn aus Frankreich, er nahm Dienſte bei einem deutſchen Fürſten nach dem andern, bis ihn der Marſchall von Sachſen zur Rückkehr in ſein Vaterland be- wog. Hier machte er in ſchon hohen Graden den ſieben- jährigen Krieg mit; die Achtung vor ſeiner Fähigkeit war ſo verbreitet wie der Ruf von ſeiner biſſigen und unhof- männiſchen Gemüthsart. Die Frau von Pompadour nannte ihn nur den ſchlechten Patron und dieſe Titulatur fand Beifall als er mitten im Kriege ſeinen Befehl am Niederrhein aufgab, haſtig austrat, Alles aus Unzu- friedenheit mit ſeinem Oberbefehlshaber dem Herzog von Broglie. Der Hof war froh den Bären los zu ſeyn, man ſchickte ihm ſeinen Abſchied nach und hatte nichts dagegen daß er in die Dienſte der Krone Dännemark als Feldmarſchall und Präſident des Kriegscollegiums trat; dort nämlich be- durfte man eines kräftigen Armes, um ein verfallenes Kriegs- weſen raſch wiederherzuſtellen. Denn Kaiſer Peter III. von Rußland drohte für ſchwere Unbilden, die ſein Stamm in Schleswig-Holſtein erlitten, unverſöhnliche Rache zu neh- men; ſein Gedanke war, den König Friedrich V. von Dän- nemark allernächſtens nach Trankebar an die Küſte Koro- mandel zu verpflanzen. Da war nun St. Germain ganz an ſeiner Stelle, ſchuf ein Heer, bemannte die Flotte und
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neue Kriegsminiſter Graf St. Germain, im October 1775
ernannt. Dieſer merkwürdige Mann fand ſeine Jugend-
bildung bei den Jeſuiten. Siebzehnjährig warf er das Or-
denskleid von ſich und trat als Unterlieutenant ein. Eine
Ehrenſache vertrieb ihn aus Frankreich, er nahm Dienſte
bei einem deutſchen Fürſten nach dem andern, bis ihn der
Marſchall von Sachſen zur Rückkehr in ſein Vaterland be-
wog. Hier machte er in ſchon hohen Graden den ſieben-
jährigen Krieg mit; die Achtung vor ſeiner Fähigkeit war
ſo verbreitet wie der Ruf von ſeiner biſſigen und unhof-
männiſchen Gemüthsart. Die Frau von Pompadour
nannte ihn nur den ſchlechten Patron und dieſe Titulatur
fand Beifall als er mitten im Kriege ſeinen Befehl am
Niederrhein aufgab, haſtig austrat, Alles aus Unzu-
friedenheit mit ſeinem Oberbefehlshaber dem Herzog von
Broglie. Der Hof war froh den Bären los zu ſeyn, man
ſchickte ihm ſeinen Abſchied nach und hatte nichts dagegen
daß er in die Dienſte der Krone Dännemark als Feldmarſchall
und Präſident des Kriegscollegiums trat; dort nämlich be-
durfte man eines kräftigen Armes, um ein verfallenes Kriegs-
weſen raſch wiederherzuſtellen. Denn Kaiſer Peter III. von
Rußland drohte für ſchwere Unbilden, die ſein Stamm in
Schleswig-Holſtein erlitten, unverſöhnliche Rache zu neh-
men; ſein Gedanke war, den König Friedrich V. von Dän-
nemark allernächſtens nach Trankebar an die Küſte Koro-
mandel zu verpflanzen. Da war nun St. Germain ganz
an ſeiner Stelle, ſchuf ein Heer, bemannte die Flotte und
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/68>, abgerufen am 27.11.2024.
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