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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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allen Kräften den Kellermann, welcher seit der Argonne
schon geneigter war sich zu bequemen, ihn dort zu finden.
Im Gesichte von St. Menehould erheben sich mehrere An-
höhen im Kreise; eine von ihnen trägt die Mühle von
Valmy. So langsam Kellermann heranrückte, so ließ der
Herzog von Braunschweig ihm dennoch Zeit am 19ten
anzukommen. Er bildete jetzt den linken Flügel Du-
mouriez's, mit welchem dieser gegen Paris gewendet da-
stand; die Verbündeten, auf der Chaussee von Chalons,
mußten, wenn sie dem Feinde ins Auge sehen wollten, gegen
Deutschland hinblicken. Und sie rückten wirklich am 20sten
September auf den Feind, denn der König, der eine
Schlacht verlangte, befahl es so; es galt beide französi-
sche Feldherren an demselben Schlachttage zu vernichten.
Diese, vereinigt 53,000 Mann stark, hielten auf den Hö-
hen Stand und eine furchtbare Kanonade begann früh
Morgens von beiden Seiten. Als es zehn Uhr war, be-
schloß der Herzog die Erstürmung der Anhöhe von Valmy.
Schon drangen drei seiner Sturmhaufen heran, und Kel-
lermann wartete ihrer, als plötzlich der Herzog nachsprengte,
zuerst langsamer vorrücken hieß, weil Clairfait noch nicht
zur Stelle sey, um zu gleicher Zeit den feindlichen rechten
Flügel anzugreifen, bald darauf aber den Rückzug anord-
nete. "Hier schlagen wir uns nicht," sprach er zu seiner
Umgebung. Bloß das Kanoniren ging fort. Hierauf um
vier Uhr abermals Aufstellung der Preußen gleichwie zum
Sturme, denn so wollte es der König, und abermals

allen Kräften den Kellermann, welcher ſeit der Argonne
ſchon geneigter war ſich zu bequemen, ihn dort zu finden.
Im Geſichte von St. Menehould erheben ſich mehrere An-
höhen im Kreiſe; eine von ihnen trägt die Mühle von
Valmy. So langſam Kellermann heranrückte, ſo ließ der
Herzog von Braunſchweig ihm dennoch Zeit am 19ten
anzukommen. Er bildete jetzt den linken Flügel Du-
mouriez’s, mit welchem dieſer gegen Paris gewendet da-
ſtand; die Verbündeten, auf der Chauſſee von Chalons,
mußten, wenn ſie dem Feinde ins Auge ſehen wollten, gegen
Deutſchland hinblicken. Und ſie rückten wirklich am 20ſten
September auf den Feind, denn der König, der eine
Schlacht verlangte, befahl es ſo; es galt beide franzöſi-
ſche Feldherren an demſelben Schlachttage zu vernichten.
Dieſe, vereinigt 53,000 Mann ſtark, hielten auf den Hö-
hen Stand und eine furchtbare Kanonade begann früh
Morgens von beiden Seiten. Als es zehn Uhr war, be-
ſchloß der Herzog die Erſtürmung der Anhöhe von Valmy.
Schon drangen drei ſeiner Sturmhaufen heran, und Kel-
lermann wartete ihrer, als plötzlich der Herzog nachſprengte,
zuerſt langſamer vorrücken hieß, weil Clairfait noch nicht
zur Stelle ſey, um zu gleicher Zeit den feindlichen rechten
Flügel anzugreifen, bald darauf aber den Rückzug anord-
nete. „Hier ſchlagen wir uns nicht,“ ſprach er zu ſeiner
Umgebung. Bloß das Kanoniren ging fort. Hierauf um
vier Uhr abermals Aufſtellung der Preußen gleichwie zum
Sturme, denn ſo wollte es der König, und abermals

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[457/0467] allen Kräften den Kellermann, welcher ſeit der Argonne ſchon geneigter war ſich zu bequemen, ihn dort zu finden. Im Geſichte von St. Menehould erheben ſich mehrere An- höhen im Kreiſe; eine von ihnen trägt die Mühle von Valmy. So langſam Kellermann heranrückte, ſo ließ der Herzog von Braunſchweig ihm dennoch Zeit am 19ten anzukommen. Er bildete jetzt den linken Flügel Du- mouriez’s, mit welchem dieſer gegen Paris gewendet da- ſtand; die Verbündeten, auf der Chauſſee von Chalons, mußten, wenn ſie dem Feinde ins Auge ſehen wollten, gegen Deutſchland hinblicken. Und ſie rückten wirklich am 20ſten September auf den Feind, denn der König, der eine Schlacht verlangte, befahl es ſo; es galt beide franzöſi- ſche Feldherren an demſelben Schlachttage zu vernichten. Dieſe, vereinigt 53,000 Mann ſtark, hielten auf den Hö- hen Stand und eine furchtbare Kanonade begann früh Morgens von beiden Seiten. Als es zehn Uhr war, be- ſchloß der Herzog die Erſtürmung der Anhöhe von Valmy. Schon drangen drei ſeiner Sturmhaufen heran, und Kel- lermann wartete ihrer, als plötzlich der Herzog nachſprengte, zuerſt langſamer vorrücken hieß, weil Clairfait noch nicht zur Stelle ſey, um zu gleicher Zeit den feindlichen rechten Flügel anzugreifen, bald darauf aber den Rückzug anord- nete. „Hier ſchlagen wir uns nicht,“ ſprach er zu ſeiner Umgebung. Bloß das Kanoniren ging fort. Hierauf um vier Uhr abermals Aufſtellung der Preußen gleichwie zum Sturme, denn ſo wollte es der König, und abermals

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/467>, abgerufen am 28.04.2024.