Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.Die Gunst der öffentlichen Meinung stand der Na- Die Gunſt der öffentlichen Meinung ſtand der Na- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0342" n="332"/> <p>Die Gunſt der öffentlichen Meinung ſtand der Na-<lb/> tionalverſammlung faſt unbedingt zur Seite. Fielen grobe<lb/> Ruheſtörungen vor, die Franzoſen glaubten das Böſe<lb/> mit dem Guten hinnehmen zu müſſen und bauten auf<lb/> die Hülfe der Verſammlung und des Königs. Das frohe<lb/> Selbſtgefühl eines freier aufathmenden Volks entfal-<lb/> tete ſeine Schwingen. Man will ſich die ſchönen jüngſt<lb/> errungenen Güter der Selbſtändigkeit um keinen Preis<lb/> entreißen laſſen. Die Nationalgarden mehrerer Städte<lb/> leiſten ſich wechſelſeitig Bundeseide auf treue Verthei-<lb/> digung der Verfaſſung und des Königs; ſie verbrüdern<lb/> ſich zu demſelben Zwecke mit den Linientruppen, erneuern<lb/> gemeinſam den Bürgereid. Man fühlt ſich in guten Vor-<lb/> ſätzen geſtärkt, aber es ſcheint nicht genug damit gethan,<lb/> die Gedanken wachſen, man möchte aus dieſen Bun-<lb/> desvereinen einen allgemeinen Verein, der das ganze<lb/> Vaterland umfaßt, einen Geſammtbund auf gleiche Grund-<lb/> ſätze hervorgehn ſehen. Das aber kann allein würdig<lb/> in Paris geſchehen; im Angeſicht der Nationalverſamm-<lb/> lung und des Königs müſſen die Abgeordneten aller<lb/> Vereine ſich zum großen Bunde zuſammenſchließen, ſeine<lb/> Gelübde beſchwören, ſein Feſt feiern; der Tag darf kein<lb/> anderer als der Jahrestag des 14ten Julius ſeyn, wel-<lb/> cher die Baſtille fallen ſah. Der Maire Bailly trat an<lb/><note place="left">Juni 5.</note>der Spitze einer Deputation des Gemeinderathes an die<lb/> Schranken der Nationalverſammlung; ſein Antrag auf<lb/> ein Bundesfeſt des franzöſiſchen Volks ward mit Be-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [332/0342]
Die Gunſt der öffentlichen Meinung ſtand der Na-
tionalverſammlung faſt unbedingt zur Seite. Fielen grobe
Ruheſtörungen vor, die Franzoſen glaubten das Böſe
mit dem Guten hinnehmen zu müſſen und bauten auf
die Hülfe der Verſammlung und des Königs. Das frohe
Selbſtgefühl eines freier aufathmenden Volks entfal-
tete ſeine Schwingen. Man will ſich die ſchönen jüngſt
errungenen Güter der Selbſtändigkeit um keinen Preis
entreißen laſſen. Die Nationalgarden mehrerer Städte
leiſten ſich wechſelſeitig Bundeseide auf treue Verthei-
digung der Verfaſſung und des Königs; ſie verbrüdern
ſich zu demſelben Zwecke mit den Linientruppen, erneuern
gemeinſam den Bürgereid. Man fühlt ſich in guten Vor-
ſätzen geſtärkt, aber es ſcheint nicht genug damit gethan,
die Gedanken wachſen, man möchte aus dieſen Bun-
desvereinen einen allgemeinen Verein, der das ganze
Vaterland umfaßt, einen Geſammtbund auf gleiche Grund-
ſätze hervorgehn ſehen. Das aber kann allein würdig
in Paris geſchehen; im Angeſicht der Nationalverſamm-
lung und des Königs müſſen die Abgeordneten aller
Vereine ſich zum großen Bunde zuſammenſchließen, ſeine
Gelübde beſchwören, ſein Feſt feiern; der Tag darf kein
anderer als der Jahrestag des 14ten Julius ſeyn, wel-
cher die Baſtille fallen ſah. Der Maire Bailly trat an
der Spitze einer Deputation des Gemeinderathes an die
Schranken der Nationalverſammlung; ſein Antrag auf
ein Bundesfeſt des franzöſiſchen Volks ward mit Be-
Juni 5.
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