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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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zu dieser neuen Ordnung der Dinge gewünscht, aber nicht
minder aufrichtig ist darum meine Anhänglichkeit an den
Grundsätzen constitutioneller Freiheit. Mögen alle Einzel-
nen, die noch bittere Erinnerungen hegen, diese heute mir
zum Opfer bringen; meine Erkenntlichkeit und Liebe soll
sie bezahlen." Die Versammlung war gerührt, unterbrach
die Rede mit Beifallklatschen, schickte dem Monarchen eine
Deputation nach. Diese ward auch der Königin vorge-
stellt. Sie sprach: "Sehet hier meinen Sohn; ich will
ihm ohne Ende von den Tugenden des besten der Väter
erzählen, will ihn bei Zeiten die öffentliche Freiheit lieben
lehren, und er wird ihre festeste Stütze seyn." Fragt man
aber nach dem Ergebnisse des ganzen Auftrittes: es war
der allgemeine Bürgereid. Die durch die königlichen Worte
begeisterte Versammlung beschloß daß jeder Abgeordnete
ohne Ausnahme den Eid ableisten solle, der Nation, dem
Gesetze und dem Könige treu zu seyn und mit aller Kraft
die Staatsverfassung aufrecht zu halten, welche die Na-
tionalversammlung beschließen und der König annehmen
wird. Die Nationalversammlung ging sogleich mit dem
Beispiele voran und alle 44000 Municipalitäten Frank-
reichs folgten nach. Allein es ließ sich vernünftiger Weise
nicht hoffen durch politische Eide Menschen zu binden, die
im Innern längst dem Königthum als einer Unvernunft
barbarischer Zeitalter abgesagt hatten, nicht hoffen durch
einen Act royalistischer Aufwallung den französischen Adel
zu versöhnen, der seine Sterbestunde vor Augen sah, die

zu dieſer neuen Ordnung der Dinge gewünſcht, aber nicht
minder aufrichtig iſt darum meine Anhänglichkeit an den
Grundſätzen conſtitutioneller Freiheit. Mögen alle Einzel-
nen, die noch bittere Erinnerungen hegen, dieſe heute mir
zum Opfer bringen; meine Erkenntlichkeit und Liebe ſoll
ſie bezahlen.“ Die Verſammlung war gerührt, unterbrach
die Rede mit Beifallklatſchen, ſchickte dem Monarchen eine
Deputation nach. Dieſe ward auch der Königin vorge-
ſtellt. Sie ſprach: „Sehet hier meinen Sohn; ich will
ihm ohne Ende von den Tugenden des beſten der Väter
erzählen, will ihn bei Zeiten die öffentliche Freiheit lieben
lehren, und er wird ihre feſteſte Stütze ſeyn.“ Fragt man
aber nach dem Ergebniſſe des ganzen Auftrittes: es war
der allgemeine Bürgereid. Die durch die königlichen Worte
begeiſterte Verſammlung beſchloß daß jeder Abgeordnete
ohne Ausnahme den Eid ableiſten ſolle, der Nation, dem
Geſetze und dem Könige treu zu ſeyn und mit aller Kraft
die Staatsverfaſſung aufrecht zu halten, welche die Na-
tionalverſammlung beſchließen und der König annehmen
wird. Die Nationalverſammlung ging ſogleich mit dem
Beiſpiele voran und alle 44000 Municipalitäten Frank-
reichs folgten nach. Allein es ließ ſich vernünftiger Weiſe
nicht hoffen durch politiſche Eide Menſchen zu binden, die
im Innern längſt dem Königthum als einer Unvernunft
barbariſcher Zeitalter abgeſagt hatten, nicht hoffen durch
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[308/0318] zu dieſer neuen Ordnung der Dinge gewünſcht, aber nicht minder aufrichtig iſt darum meine Anhänglichkeit an den Grundſätzen conſtitutioneller Freiheit. Mögen alle Einzel- nen, die noch bittere Erinnerungen hegen, dieſe heute mir zum Opfer bringen; meine Erkenntlichkeit und Liebe ſoll ſie bezahlen.“ Die Verſammlung war gerührt, unterbrach die Rede mit Beifallklatſchen, ſchickte dem Monarchen eine Deputation nach. Dieſe ward auch der Königin vorge- ſtellt. Sie ſprach: „Sehet hier meinen Sohn; ich will ihm ohne Ende von den Tugenden des beſten der Väter erzählen, will ihn bei Zeiten die öffentliche Freiheit lieben lehren, und er wird ihre feſteſte Stütze ſeyn.“ Fragt man aber nach dem Ergebniſſe des ganzen Auftrittes: es war der allgemeine Bürgereid. Die durch die königlichen Worte begeiſterte Verſammlung beſchloß daß jeder Abgeordnete ohne Ausnahme den Eid ableiſten ſolle, der Nation, dem Geſetze und dem Könige treu zu ſeyn und mit aller Kraft die Staatsverfaſſung aufrecht zu halten, welche die Na- tionalverſammlung beſchließen und der König annehmen wird. Die Nationalverſammlung ging ſogleich mit dem Beiſpiele voran und alle 44000 Municipalitäten Frank- reichs folgten nach. Allein es ließ ſich vernünftiger Weiſe nicht hoffen durch politiſche Eide Menſchen zu binden, die im Innern längſt dem Königthum als einer Unvernunft barbariſcher Zeitalter abgeſagt hatten, nicht hoffen durch einen Act royaliſtiſcher Aufwallung den franzöſiſchen Adel zu verſöhnen, der ſeine Sterbeſtunde vor Augen ſah, die

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/318>, abgerufen am 29.11.2024.