sich mit der Festung in die Luft sprengen; einer seiner Un- terofficiere hielt ihn mit Gewalt zurück. Man steckte die weiße Fahne auf, als Zeichen der Capitulation, und Lau- nay schrieb die Worte: "Wir haben 20 Centner Pulver, wir sprengen das Schloß in die Luft, nehmt Ihr die Ca- pitulation nicht an." Man steckt das Papier durch eine Öffnung der zweiten noch aufgezogenen Zugbrücke, mit Hülfe einer übergelegten Diele nimmt es einer der Stür- mer in Empfang. Elie verbürgt sein Wort für die Sicher- heit der Besatzung. Noch aber verhandelte man um Abzug mit kriegerischen Ehren, um Bestätigung der Capitulation auf dem Stadthause, als die angstvollen Invaliden die Zugbrücke fallen ließen. Da erhub sich das Jubelgeschrei des Volks: "Die Bastille ergiebt sich." Das begab sich, während mehrere Regimenter königlicher Truppen unter dem General von Besenval auf dem Marsfelde standen. Besenval aber that nichts weiter als daß er dem Comman- danten der Bastille den schriftlichen Befehl zusandte, sich aufs Äußerste zu halten, und Verstärkung zu schicken ver- sprach. Der Überbringer ward unterwegs aufgefangen und auf das Stadthaus geschleppt. Elie und Hullin bo- ten Alles auf um Launay und seine Besatzung zu schützen. Der Zug zum Stadthause ward angetreten. Als man auf den Greveplatz kam, wurden Launay und sein Major von einer andringenden Horde ihren heldenmüthigen Ver- theidigern entrissen. Nicht lange so sah man ihre zerfleisch- ten Körper und Launay's Haupt auf einer Pike. Ein Paar
ſich mit der Feſtung in die Luft ſprengen; einer ſeiner Un- terofficiere hielt ihn mit Gewalt zurück. Man ſteckte die weiße Fahne auf, als Zeichen der Capitulation, und Lau- nay ſchrieb die Worte: „Wir haben 20 Centner Pulver, wir ſprengen das Schloß in die Luft, nehmt Ihr die Ca- pitulation nicht an.“ Man ſteckt das Papier durch eine Öffnung der zweiten noch aufgezogenen Zugbrücke, mit Hülfe einer übergelegten Diele nimmt es einer der Stür- mer in Empfang. Elie verbürgt ſein Wort für die Sicher- heit der Beſatzung. Noch aber verhandelte man um Abzug mit kriegeriſchen Ehren, um Beſtätigung der Capitulation auf dem Stadthauſe, als die angſtvollen Invaliden die Zugbrücke fallen ließen. Da erhub ſich das Jubelgeſchrei des Volks: „Die Baſtille ergiebt ſich.“ Das begab ſich, während mehrere Regimenter königlicher Truppen unter dem General von Beſenval auf dem Marsfelde ſtanden. Beſenval aber that nichts weiter als daß er dem Comman- danten der Baſtille den ſchriftlichen Befehl zuſandte, ſich aufs Äußerſte zu halten, und Verſtärkung zu ſchicken ver- ſprach. Der Überbringer ward unterwegs aufgefangen und auf das Stadthaus geſchleppt. Elie und Hullin bo- ten Alles auf um Launay und ſeine Beſatzung zu ſchützen. Der Zug zum Stadthauſe ward angetreten. Als man auf den Greveplatz kam, wurden Launay und ſein Major von einer andringenden Horde ihren heldenmüthigen Ver- theidigern entriſſen. Nicht lange ſo ſah man ihre zerfleiſch- ten Körper und Launay’s Haupt auf einer Pike. Ein Paar
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0243"n="233"/>ſich mit der Feſtung in die Luft ſprengen; einer ſeiner Un-<lb/>
terofficiere hielt ihn mit Gewalt zurück. Man ſteckte die<lb/>
weiße Fahne auf, als Zeichen der Capitulation, und Lau-<lb/>
nay ſchrieb die Worte: „Wir haben 20 Centner Pulver,<lb/>
wir ſprengen das Schloß in die Luft, nehmt Ihr die Ca-<lb/>
pitulation nicht an.“ Man ſteckt das Papier durch eine<lb/>
Öffnung der zweiten noch aufgezogenen Zugbrücke, mit<lb/>
Hülfe einer übergelegten Diele nimmt es einer der Stür-<lb/>
mer in Empfang. Elie verbürgt ſein Wort für die Sicher-<lb/>
heit der Beſatzung. Noch aber verhandelte man um Abzug<lb/>
mit kriegeriſchen Ehren, um Beſtätigung der Capitulation<lb/>
auf dem Stadthauſe, als die angſtvollen Invaliden die<lb/>
Zugbrücke fallen ließen. Da erhub ſich das Jubelgeſchrei<lb/>
des Volks: „Die Baſtille ergiebt ſich.“ Das begab ſich,<lb/>
während mehrere Regimenter königlicher Truppen unter<lb/>
dem General von Beſenval auf dem Marsfelde ſtanden.<lb/>
Beſenval aber that nichts weiter als daß er dem Comman-<lb/>
danten der Baſtille den ſchriftlichen Befehl zuſandte, ſich<lb/>
aufs Äußerſte zu halten, und Verſtärkung zu ſchicken ver-<lb/>ſprach. Der Überbringer ward unterwegs aufgefangen<lb/>
und auf das Stadthaus geſchleppt. Elie und Hullin bo-<lb/>
ten Alles auf um Launay und ſeine Beſatzung zu ſchützen.<lb/>
Der Zug zum Stadthauſe ward angetreten. Als man auf<lb/>
den Greveplatz kam, wurden Launay und ſein Major<lb/>
von einer andringenden Horde ihren heldenmüthigen Ver-<lb/>
theidigern entriſſen. Nicht lange ſo ſah man ihre zerfleiſch-<lb/>
ten Körper und Launay’s Haupt auf einer Pike. Ein Paar<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[233/0243]
ſich mit der Feſtung in die Luft ſprengen; einer ſeiner Un-
terofficiere hielt ihn mit Gewalt zurück. Man ſteckte die
weiße Fahne auf, als Zeichen der Capitulation, und Lau-
nay ſchrieb die Worte: „Wir haben 20 Centner Pulver,
wir ſprengen das Schloß in die Luft, nehmt Ihr die Ca-
pitulation nicht an.“ Man ſteckt das Papier durch eine
Öffnung der zweiten noch aufgezogenen Zugbrücke, mit
Hülfe einer übergelegten Diele nimmt es einer der Stür-
mer in Empfang. Elie verbürgt ſein Wort für die Sicher-
heit der Beſatzung. Noch aber verhandelte man um Abzug
mit kriegeriſchen Ehren, um Beſtätigung der Capitulation
auf dem Stadthauſe, als die angſtvollen Invaliden die
Zugbrücke fallen ließen. Da erhub ſich das Jubelgeſchrei
des Volks: „Die Baſtille ergiebt ſich.“ Das begab ſich,
während mehrere Regimenter königlicher Truppen unter
dem General von Beſenval auf dem Marsfelde ſtanden.
Beſenval aber that nichts weiter als daß er dem Comman-
danten der Baſtille den ſchriftlichen Befehl zuſandte, ſich
aufs Äußerſte zu halten, und Verſtärkung zu ſchicken ver-
ſprach. Der Überbringer ward unterwegs aufgefangen
und auf das Stadthaus geſchleppt. Elie und Hullin bo-
ten Alles auf um Launay und ſeine Beſatzung zu ſchützen.
Der Zug zum Stadthauſe ward angetreten. Als man auf
den Greveplatz kam, wurden Launay und ſein Major
von einer andringenden Horde ihren heldenmüthigen Ver-
theidigern entriſſen. Nicht lange ſo ſah man ihre zerfleiſch-
ten Körper und Launay’s Haupt auf einer Pike. Ein Paar
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/243>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.