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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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brauchen," und das Parlament gab die Erklärung ab:
die Nation, durch Reichsstände vertreten, habe allein das
Recht eine dauernde Steuer zu bewilligen. Das hieß eineJuli.
ganz neue Bahn betreten; es war ein entschiedener Sieg
der jüngeren Parlamentsräthe über die älteren. Der hef-
tigste Redner unter jenen war Duval d'Espremenil, kein
Jüngling mehr, er stand in seinem fünften Jahrzehnt,
aber von Natur Enthusiast. Wie ihm früher in Cagliostro
und Mesmer das Heil der Welt erschien, so malte ihm
jetzt seine Phantasie das Bild der Reichsstände, mit dem
Parlament verknüpft, vor, jene als die mächtigere aber
wechselnde Erscheinung, dieses als eine Darstellung der
Reichsstände im verjüngten Maßstabe, aber bleibend. Die
Sache ließ sich hören und konnte auch denjenigen jüngeren
Räthen, die sonst mehr in nordamerikanischen Ideen leb-
ten, wie Duport, zusagen. Auf die milden Warnungen
des Königs antwortete das Parlament mit gesteigertem
Selbstgefühl, sprach jetzt unbedingt die Nothwendigkeit
von Reichsständen, insofern Steuern irgend einer Art be-
gehrt würden, aus. So war denn alle auf die Notabeln
gesetzte Hoffnung gescheitert, ein Lit de justice mußteAug. 6.
aushelfen, allein das Parlament protestirte schon vor dem-
selben gegen seine Ergebnisse, in der Sitzung tönten aus
dem Munde des ersten Präsidenten dem Könige die herben
Worte entgegen, die Steuern wären unter seiner Regie-
rung um 200 Millionen vermehrt und der Verfassungs-
grundsatz der französischen Monarchie daß die Steuern von

brauchen,“ und das Parlament gab die Erklärung ab:
die Nation, durch Reichsſtände vertreten, habe allein das
Recht eine dauernde Steuer zu bewilligen. Das hieß eineJuli.
ganz neue Bahn betreten; es war ein entſchiedener Sieg
der jüngeren Parlamentsräthe über die älteren. Der hef-
tigſte Redner unter jenen war Duval d’Espréménil, kein
Jüngling mehr, er ſtand in ſeinem fünften Jahrzehnt,
aber von Natur Enthuſiaſt. Wie ihm früher in Caglioſtro
und Mesmer das Heil der Welt erſchien, ſo malte ihm
jetzt ſeine Phantaſie das Bild der Reichsſtände, mit dem
Parlament verknüpft, vor, jene als die mächtigere aber
wechſelnde Erſcheinung, dieſes als eine Darſtellung der
Reichsſtände im verjüngten Maßſtabe, aber bleibend. Die
Sache ließ ſich hören und konnte auch denjenigen jüngeren
Räthen, die ſonſt mehr in nordamerikaniſchen Ideen leb-
ten, wie Duport, zuſagen. Auf die milden Warnungen
des Königs antwortete das Parlament mit geſteigertem
Selbſtgefühl, ſprach jetzt unbedingt die Nothwendigkeit
von Reichsſtänden, inſofern Steuern irgend einer Art be-
gehrt würden, aus. So war denn alle auf die Notabeln
geſetzte Hoffnung geſcheitert, ein Lit de justice mußteAug. 6.
aushelfen, allein das Parlament proteſtirte ſchon vor dem-
ſelben gegen ſeine Ergebniſſe, in der Sitzung tönten aus
dem Munde des erſten Präſidenten dem Könige die herben
Worte entgegen, die Steuern wären unter ſeiner Regie-
rung um 200 Millionen vermehrt und der Verfaſſungs-
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[117/0127] brauchen,“ und das Parlament gab die Erklärung ab: die Nation, durch Reichsſtände vertreten, habe allein das Recht eine dauernde Steuer zu bewilligen. Das hieß eine ganz neue Bahn betreten; es war ein entſchiedener Sieg der jüngeren Parlamentsräthe über die älteren. Der hef- tigſte Redner unter jenen war Duval d’Espréménil, kein Jüngling mehr, er ſtand in ſeinem fünften Jahrzehnt, aber von Natur Enthuſiaſt. Wie ihm früher in Caglioſtro und Mesmer das Heil der Welt erſchien, ſo malte ihm jetzt ſeine Phantaſie das Bild der Reichsſtände, mit dem Parlament verknüpft, vor, jene als die mächtigere aber wechſelnde Erſcheinung, dieſes als eine Darſtellung der Reichsſtände im verjüngten Maßſtabe, aber bleibend. Die Sache ließ ſich hören und konnte auch denjenigen jüngeren Räthen, die ſonſt mehr in nordamerikaniſchen Ideen leb- ten, wie Duport, zuſagen. Auf die milden Warnungen des Königs antwortete das Parlament mit geſteigertem Selbſtgefühl, ſprach jetzt unbedingt die Nothwendigkeit von Reichsſtänden, inſofern Steuern irgend einer Art be- gehrt würden, aus. So war denn alle auf die Notabeln geſetzte Hoffnung geſcheitert, ein Lit de justice mußte aushelfen, allein das Parlament proteſtirte ſchon vor dem- ſelben gegen ſeine Ergebniſſe, in der Sitzung tönten aus dem Munde des erſten Präſidenten dem Könige die herben Worte entgegen, die Steuern wären unter ſeiner Regie- rung um 200 Millionen vermehrt und der Verfaſſungs- grundſatz der franzöſiſchen Monarchie daß die Steuern von Juli. Aug. 6.

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/127>, abgerufen am 23.11.2024.