bestellten Sammel-Platz fertig macht, und die Fehler des Alters und der Natur ausbessern will.
Wie die Magd in der Kammer angelangt war, wo sie Don Alon- so erwartete; so machte sie die Thür leise zu, und fand ohne Mühe das Bette, das er ihr angezeiget hatte: denn sie konnte des Nachts wohl wan- dern. Don Alonso nahm sie in seine Arme. Der liebliche Geruch und die Beschaffenheit des Orts liessen ihn bald vergessen, von was für Art die- ses Mädgen war, und nöthigte ihn, sie als ein gutes Glück anzusehen; und bald erkannte er in dem Vergnügen, das er empfand, daß viele vornehme Frauen ihm in einer gleichen Finster- niß nicht angenehmer gewesen wären. Er blieb nur eine Viertel-Stunde bey ihr, allezeit in dem tiefsten Stillschwei- gen, und da die Stunde seines Herrn nahe war, so gieng er sachte hinaus, und zu ihm in seiner Leute Kammer. Sie scherzeten einige Zeit über das, was sich zugetragen. Auf der andern
Sei-
beſtellten Sammel-Platz fertig macht, und die Fehler des Alters und der Natur ausbeſſern will.
Wie die Magd in der Kammer angelangt war, wo ſie Don Alon- ſo erwartete; ſo machte ſie die Thuͤr leiſe zu, und fand ohne Muͤhe das Bette, das er ihr angezeiget hatte: denn ſie konnte des Nachts wohl wan- dern. Don Alonſo nahm ſie in ſeine Arme. Der liebliche Geruch und die Beſchaffenheit des Orts lieſſen ihn bald vergeſſen, von was fuͤr Art die- ſes Maͤdgen war, und noͤthigte ihn, ſie als ein gutes Gluͤck anzuſehen; und bald erkannte er in dem Vergnuͤgen, das er empfand, daß viele vornehme Frauen ihm in einer gleichen Finſter- niß nicht angenehmer geweſen waͤren. Er blieb nur eine Viertel-Stunde bey ihr, allezeit in dem tiefſten Stillſchwei- gen, und da die Stunde ſeines Herrn nahe war, ſo gieng er ſachte hinaus, und zu ihm in ſeiner Leute Kammer. Sie ſcherzeten einige Zeit uͤber das, was ſich zugetragen. Auf der andern
Sei-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0097"n="95"/>
beſtellten Sammel-Platz fertig macht,<lb/>
und die Fehler des Alters und der Natur<lb/>
ausbeſſern will.</p><lb/><p>Wie die Magd in der Kammer<lb/>
angelangt war, wo ſie <hirendition="#fr"><hirendition="#g">Don Alon-<lb/>ſo</hi></hi> erwartete; ſo machte ſie die Thuͤr<lb/>
leiſe zu, und fand ohne Muͤhe das<lb/>
Bette, das er ihr angezeiget hatte:<lb/>
denn ſie konnte des Nachts wohl wan-<lb/>
dern. <hirendition="#fr"><hirendition="#g">Don Alonſo</hi></hi> nahm ſie in<lb/>ſeine Arme. Der liebliche Geruch und<lb/>
die Beſchaffenheit des Orts lieſſen ihn<lb/>
bald vergeſſen, von was fuͤr Art die-<lb/>ſes Maͤdgen war, und noͤthigte ihn,<lb/>ſie als ein gutes Gluͤck anzuſehen; und<lb/>
bald erkannte er in dem Vergnuͤgen,<lb/>
das er empfand, daß viele vornehme<lb/>
Frauen ihm in einer gleichen Finſter-<lb/>
niß nicht angenehmer geweſen waͤren.<lb/>
Er blieb nur eine Viertel-Stunde bey<lb/>
ihr, allezeit in dem tiefſten Stillſchwei-<lb/>
gen, und da die Stunde ſeines Herrn<lb/>
nahe war, ſo gieng er ſachte hinaus,<lb/>
und zu ihm in ſeiner Leute Kammer.<lb/>
Sie ſcherzeten einige Zeit uͤber das,<lb/>
was ſich zugetragen. Auf der andern<lb/><fwtype="catch"place="bottom">Sei-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[95/0097]
beſtellten Sammel-Platz fertig macht,
und die Fehler des Alters und der Natur
ausbeſſern will.
Wie die Magd in der Kammer
angelangt war, wo ſie Don Alon-
ſo erwartete; ſo machte ſie die Thuͤr
leiſe zu, und fand ohne Muͤhe das
Bette, das er ihr angezeiget hatte:
denn ſie konnte des Nachts wohl wan-
dern. Don Alonſo nahm ſie in
ſeine Arme. Der liebliche Geruch und
die Beſchaffenheit des Orts lieſſen ihn
bald vergeſſen, von was fuͤr Art die-
ſes Maͤdgen war, und noͤthigte ihn,
ſie als ein gutes Gluͤck anzuſehen; und
bald erkannte er in dem Vergnuͤgen,
das er empfand, daß viele vornehme
Frauen ihm in einer gleichen Finſter-
niß nicht angenehmer geweſen waͤren.
Er blieb nur eine Viertel-Stunde bey
ihr, allezeit in dem tiefſten Stillſchwei-
gen, und da die Stunde ſeines Herrn
nahe war, ſo gieng er ſachte hinaus,
und zu ihm in ſeiner Leute Kammer.
Sie ſcherzeten einige Zeit uͤber das,
was ſich zugetragen. Auf der andern
Sei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/97>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.