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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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lichkeit auszudrücken, welche er dem
Don Alonso wußte, der ihn ver-
ließ, um alles zurecht zu machen: da
indeß sein Herr aufstand, der Don-
ne Marie
von seinen Anstalten Nach-
richt gab, und den Don Ferdinand
bestellete, so daß sie alle die Nacht
mit der äussersten Ungeduld und gar
mit ein wenig Betrübniß erwarteten.
Denn je hitziger die Begierden sind,
desto weniger sind die Menschen frö-
lich.

Vor zehn Uhr gieng Don Fran-
cesco
aus seiner Kammer; und die
Magd begab sich kurze Zeit nachher
auf den Weg, nach der Abrede mit
Don Alonso. Sie hatte alsobald
Lust gehabt zu wissen, ob die Um-
armungen eines Edelmannes angeneh-
mer wären als der Stall-Knechte.
Wer sie bey Tage gesehen hätte, wür-
de über ohren poßirlichen Haupt-Putz
gelacht haben. Sie war nach dem
Geschmack einer Dorf-Braut ge-
schmückt, die sich mehr durchgeräu-
chert als eine Alte, die sich auf einem

bestell-

lichkeit auszudruͤcken, welche er dem
Don Alonſo wußte, der ihn ver-
ließ, um alles zurecht zu machen: da
indeß ſein Herr aufſtand, der Don-
ne Marie
von ſeinen Anſtalten Nach-
richt gab, und den Don Ferdinand
beſtellete, ſo daß ſie alle die Nacht
mit der aͤuſſerſten Ungeduld und gar
mit ein wenig Betruͤbniß erwarteten.
Denn je hitziger die Begierden ſind,
deſto weniger ſind die Menſchen froͤ-
lich.

Vor zehn Uhr gieng Don Fran-
ceſco
aus ſeiner Kammer; und die
Magd begab ſich kurze Zeit nachher
auf den Weg, nach der Abrede mit
Don Alonſo. Sie hatte alſobald
Luſt gehabt zu wiſſen, ob die Um-
armungen eines Edelmannes angeneh-
mer waͤren als der Stall-Knechte.
Wer ſie bey Tage geſehen haͤtte, wuͤr-
de uͤber ohren poßirlichen Haupt-Putz
gelacht haben. Sie war nach dem
Geſchmack einer Dorf-Braut ge-
ſchmuͤckt, die ſich mehr durchgeraͤu-
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[94/0096] lichkeit auszudruͤcken, welche er dem Don Alonſo wußte, der ihn ver- ließ, um alles zurecht zu machen: da indeß ſein Herr aufſtand, der Don- ne Marie von ſeinen Anſtalten Nach- richt gab, und den Don Ferdinand beſtellete, ſo daß ſie alle die Nacht mit der aͤuſſerſten Ungeduld und gar mit ein wenig Betruͤbniß erwarteten. Denn je hitziger die Begierden ſind, deſto weniger ſind die Menſchen froͤ- lich. Vor zehn Uhr gieng Don Fran- ceſco aus ſeiner Kammer; und die Magd begab ſich kurze Zeit nachher auf den Weg, nach der Abrede mit Don Alonſo. Sie hatte alſobald Luſt gehabt zu wiſſen, ob die Um- armungen eines Edelmannes angeneh- mer waͤren als der Stall-Knechte. Wer ſie bey Tage geſehen haͤtte, wuͤr- de uͤber ohren poßirlichen Haupt-Putz gelacht haben. Sie war nach dem Geſchmack einer Dorf-Braut ge- ſchmuͤckt, die ſich mehr durchgeraͤu- chert als eine Alte, die ſich auf einem beſtell-

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/96>, abgerufen am 23.11.2024.