Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

aus ihrer Kammer zu schaffen, wel-
cher ohne Zweifel, wie er sagte, un-
ter dem Bette müsse gewesen seyn.
Cataline that nichts als weinen,
aber Roderige, der von Eifer und
Wuth ganz ausser sich war, nahm
einen Strick, und sagte zu ihr:
Wenn du beym Leben bleiben willst,
um Zeit zu haben, deine Sünden
zu beweinen, so antworte frey auf
das, was ich dich fragen werde; Jch
will es dir vergeben, wenn du mir
versprichst, mir künftig treuer zu
seyn: sonst soll dieser Strick dich stra-
fen, und meine Rache vergnügen.
Die von Schmerz und Angst gedrun-
gene Cataline sahe ihren Mann
auf eine so rührende Weise an, daß
ein Barbar dadurch wäre erweichet
worden, und gestand alles, und be-
schloß mit Bitten um Verzeihung.
Ehe ich weiter gehe, will ich nur
das dabey sagen, daß eine Frau ni-
mahls dieses bekennen muß. Nach ei-
nem solchen Geständniß, welches der
Natur ungemein viel kostet, fiel sie
in Ohnmacht, und der Mann lief

zu
F 2

aus ihrer Kammer zu ſchaffen, wel-
cher ohne Zweifel, wie er ſagte, un-
ter dem Bette muͤſſe geweſen ſeyn.
Cataline that nichts als weinen,
aber Roderige, der von Eifer und
Wuth ganz auſſer ſich war, nahm
einen Strick, und ſagte zu ihr:
Wenn du beym Leben bleiben willſt,
um Zeit zu haben, deine Suͤnden
zu beweinen, ſo antworte frey auf
das, was ich dich fragen werde; Jch
will es dir vergeben, wenn du mir
verſprichſt, mir kuͤnftig treuer zu
ſeyn: ſonſt ſoll dieſer Strick dich ſtra-
fen, und meine Rache vergnuͤgen.
Die von Schmerz und Angſt gedrun-
gene Cataline ſahe ihren Mann
auf eine ſo ruͤhrende Weiſe an, daß
ein Barbar dadurch waͤre erweichet
worden, und geſtand alles, und be-
ſchloß mit Bitten um Verzeihung.
Ehe ich weiter gehe, will ich nur
das dabey ſagen, daß eine Frau ni-
mahls dieſes bekennen muß. Nach ei-
nem ſolchen Geſtaͤndniß, welches der
Natur ungemein viel koſtet, fiel ſie
in Ohnmacht, und der Mann lief

zu
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0085" n="83"/>
aus ihrer Kammer zu &#x017F;chaffen, wel-<lb/>
cher ohne Zweifel, wie er &#x017F;agte, un-<lb/>
ter dem Bette mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gewe&#x017F;en &#x017F;eyn.<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cataline</hi></hi> that nichts als weinen,<lb/>
aber <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Roderige</hi></hi>, der von Eifer und<lb/>
Wuth ganz au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich war, nahm<lb/>
einen Strick, und &#x017F;agte zu ihr:<lb/>
Wenn du beym Leben bleiben will&#x017F;t,<lb/>
um Zeit zu haben, deine Su&#x0364;nden<lb/>
zu beweinen, &#x017F;o antworte frey auf<lb/>
das, was ich dich fragen werde; Jch<lb/>
will es dir vergeben, wenn du mir<lb/>
ver&#x017F;prich&#x017F;t, mir ku&#x0364;nftig treuer zu<lb/>
&#x017F;eyn: &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;oll die&#x017F;er Strick dich &#x017F;tra-<lb/>
fen, und meine Rache vergnu&#x0364;gen.<lb/>
Die von Schmerz und Ang&#x017F;t gedrun-<lb/>
gene <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cataline</hi></hi> &#x017F;ahe ihren Mann<lb/>
auf eine &#x017F;o ru&#x0364;hrende Wei&#x017F;e an, daß<lb/>
ein Barbar dadurch wa&#x0364;re erweichet<lb/>
worden, und ge&#x017F;tand alles, und be-<lb/>
&#x017F;chloß mit Bitten um Verzeihung.<lb/>
Ehe ich weiter gehe, will ich nur<lb/>
das dabey &#x017F;agen, daß eine Frau ni-<lb/>
mahls die&#x017F;es bekennen muß. Nach ei-<lb/>
nem &#x017F;olchen Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß, welches der<lb/>
Natur ungemein viel ko&#x017F;tet, fiel &#x017F;ie<lb/>
in Ohnmacht, und der Mann lief<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">F 2</fw> <fw type="catch" place="bottom">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0085] aus ihrer Kammer zu ſchaffen, wel- cher ohne Zweifel, wie er ſagte, un- ter dem Bette muͤſſe geweſen ſeyn. Cataline that nichts als weinen, aber Roderige, der von Eifer und Wuth ganz auſſer ſich war, nahm einen Strick, und ſagte zu ihr: Wenn du beym Leben bleiben willſt, um Zeit zu haben, deine Suͤnden zu beweinen, ſo antworte frey auf das, was ich dich fragen werde; Jch will es dir vergeben, wenn du mir verſprichſt, mir kuͤnftig treuer zu ſeyn: ſonſt ſoll dieſer Strick dich ſtra- fen, und meine Rache vergnuͤgen. Die von Schmerz und Angſt gedrun- gene Cataline ſahe ihren Mann auf eine ſo ruͤhrende Weiſe an, daß ein Barbar dadurch waͤre erweichet worden, und geſtand alles, und be- ſchloß mit Bitten um Verzeihung. Ehe ich weiter gehe, will ich nur das dabey ſagen, daß eine Frau ni- mahls dieſes bekennen muß. Nach ei- nem ſolchen Geſtaͤndniß, welches der Natur ungemein viel koſtet, fiel ſie in Ohnmacht, und der Mann lief zu F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/85
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/85>, abgerufen am 23.11.2024.