Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

niglich sehr geschwinde. Der Nah-
me Ferdinand, der ausgesprochen
worden, gab dem Roderige gleich
Verdacht: Er erinnerte sich, den
folgenden Tag nach seiner Ankunft
die Augen seiner Frau beständig auf
diesen Herrn geheftet gesehen zu ha-
ben, und alle Anzeigen kamen zusam-
men, ihm die Schmach, die ihm
angethan war, sehen zu lassen.
Er schloß, daß dieser Mantel eine
augenscheinliche Probe von der Un-
treue seiner Frauen sey. Jn dieser
Vorstellung ergriff er sie bey der
Hand, und ließ sie in seines Vet-
tern Kammer gehen, der ihnen folg-
te, er schloß die Thür zu, und sag-
te zu ihr: Jch will alsobald deutlich
unterrichtet seyn, und ich schwöre,
daß, wenn diese Verwegene mir nicht
die Wahrheit bekennet, ich sie also-
bald an diesem Fenster aufgangen wer-
de. Hernach machte er dem Osmin
eine Erzehlung von alle der List und
Kunstgriffen, kurz, von alle den
Mitteln, welche sie angewandt hat-
te, um den Don Ferdinand

aus

niglich ſehr geſchwinde. Der Nah-
me Ferdinand, der ausgeſprochen
worden, gab dem Roderige gleich
Verdacht: Er erinnerte ſich, den
folgenden Tag nach ſeiner Ankunft
die Augen ſeiner Frau beſtaͤndig auf
dieſen Herrn geheftet geſehen zu ha-
ben, und alle Anzeigen kamen zuſam-
men, ihm die Schmach, die ihm
angethan war, ſehen zu laſſen.
Er ſchloß, daß dieſer Mantel eine
augenſcheinliche Probe von der Un-
treue ſeiner Frauen ſey. Jn dieſer
Vorſtellung ergriff er ſie bey der
Hand, und ließ ſie in ſeines Vet-
tern Kammer gehen, der ihnen folg-
te, er ſchloß die Thuͤr zu, und ſag-
te zu ihr: Jch will alſobald deutlich
unterrichtet ſeyn, und ich ſchwoͤre,
daß, wenn dieſe Verwegene mir nicht
die Wahrheit bekennet, ich ſie alſo-
bald an dieſem Fenſter aufgangen wer-
de. Hernach machte er dem Oſmin
eine Erzehlung von alle der Liſt und
Kunſtgriffen, kurz, von alle den
Mitteln, welche ſie angewandt hat-
te, um den Don Ferdinand

aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0084" n="82"/>
niglich &#x017F;ehr ge&#x017F;chwinde. Der Nah-<lb/>
me <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Ferdinand</hi></hi>, der ausge&#x017F;prochen<lb/>
worden, gab dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Roderige</hi></hi> gleich<lb/>
Verdacht: Er erinnerte &#x017F;ich, den<lb/>
folgenden Tag nach &#x017F;einer Ankunft<lb/>
die Augen &#x017F;einer Frau be&#x017F;ta&#x0364;ndig auf<lb/>
die&#x017F;en Herrn geheftet ge&#x017F;ehen zu ha-<lb/>
ben, und alle Anzeigen kamen zu&#x017F;am-<lb/>
men, ihm die Schmach, die ihm<lb/>
angethan war, &#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Er &#x017F;chloß, daß die&#x017F;er Mantel eine<lb/>
augen&#x017F;cheinliche Probe von der Un-<lb/>
treue &#x017F;einer Frauen &#x017F;ey. Jn die&#x017F;er<lb/>
Vor&#x017F;tellung ergriff er &#x017F;ie bey der<lb/>
Hand, und ließ &#x017F;ie in &#x017F;eines Vet-<lb/>
tern Kammer gehen, der ihnen folg-<lb/>
te, er &#x017F;chloß die Thu&#x0364;r zu, und &#x017F;ag-<lb/>
te zu ihr: Jch will al&#x017F;obald deutlich<lb/>
unterrichtet &#x017F;eyn, und ich &#x017F;chwo&#x0364;re,<lb/>
daß, wenn die&#x017F;e Verwegene mir nicht<lb/>
die Wahrheit bekennet, ich &#x017F;ie al&#x017F;o-<lb/>
bald an die&#x017F;em Fen&#x017F;ter aufgangen wer-<lb/>
de. Hernach machte er dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">O&#x017F;min</hi></hi><lb/>
eine Erzehlung von alle der Li&#x017F;t und<lb/>
Kun&#x017F;tgriffen, kurz, von alle den<lb/>
Mitteln, welche &#x017F;ie angewandt hat-<lb/>
te, um den <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi><lb/>
<fw type="catch" place="bottom">aus</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0084] niglich ſehr geſchwinde. Der Nah- me Ferdinand, der ausgeſprochen worden, gab dem Roderige gleich Verdacht: Er erinnerte ſich, den folgenden Tag nach ſeiner Ankunft die Augen ſeiner Frau beſtaͤndig auf dieſen Herrn geheftet geſehen zu ha- ben, und alle Anzeigen kamen zuſam- men, ihm die Schmach, die ihm angethan war, ſehen zu laſſen. Er ſchloß, daß dieſer Mantel eine augenſcheinliche Probe von der Un- treue ſeiner Frauen ſey. Jn dieſer Vorſtellung ergriff er ſie bey der Hand, und ließ ſie in ſeines Vet- tern Kammer gehen, der ihnen folg- te, er ſchloß die Thuͤr zu, und ſag- te zu ihr: Jch will alſobald deutlich unterrichtet ſeyn, und ich ſchwoͤre, daß, wenn dieſe Verwegene mir nicht die Wahrheit bekennet, ich ſie alſo- bald an dieſem Fenſter aufgangen wer- de. Hernach machte er dem Oſmin eine Erzehlung von alle der Liſt und Kunſtgriffen, kurz, von alle den Mitteln, welche ſie angewandt hat- te, um den Don Ferdinand aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/84
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/84>, abgerufen am 23.11.2024.