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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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te Donne Marie, die von Liebe
und Verlangen ausser sich selbst war,
ihre Sinne zusammen, und verdop-
pelte ihre lebhafte Umarmungen und
ihre brünstige Seufzer. Wer wollte
eine solche Antwort nicht annehmen?
Jhr Glück war so vollkommen, daß
sie lange in dieser stummen Trunken-
heit waren. Wer kann einen solchen
Zustand beschreiben? Er ist für al-
le Worte und Schreibart zu hoch.
Jch stelle ihn mit in Gedanken vor,
ich sehne mich auch darnach, ein je-
der Leser mache es eben so. Alles,
was ich als ein aufrichtiger Ge-
schichtschreiber erzehlen muß, ist,
daß der Hahn schon einige mahl die
Ankunft der Sonnen verkündigt hat-
te, ohne daß der eine oder der ande-
re die geringste Schwachheit in dem
Streite bezeugte hätte; so gleich wa-
ren ihre Waffen. Wie sie endlich
ganz ermüdet, so machten sie sich
zum Schlaf bereit: aber die Liebe
liesse sie nicht lange in einem so
schimpflichen Schlage, und weckte
sie auf, um das wieder anzufangen,

was

te Donne Marie, die von Liebe
und Verlangen auſſer ſich ſelbſt war,
ihre Sinne zuſammen, und verdop-
pelte ihre lebhafte Umarmungen und
ihre bruͤnſtige Seufzer. Wer wollte
eine ſolche Antwort nicht annehmen?
Jhr Gluͤck war ſo vollkommen, daß
ſie lange in dieſer ſtummen Trunken-
heit waren. Wer kann einen ſolchen
Zuſtand beſchreiben? Er iſt fuͤr al-
le Worte und Schreibart zu hoch.
Jch ſtelle ihn mit in Gedanken vor,
ich ſehne mich auch darnach, ein je-
der Leſer mache es eben ſo. Alles,
was ich als ein aufrichtiger Ge-
ſchichtſchreiber erzehlen muß, iſt,
daß der Hahn ſchon einige mahl die
Ankunft der Sonnen verkuͤndigt hat-
te, ohne daß der eine oder der ande-
re die geringſte Schwachheit in dem
Streite bezeugte haͤtte; ſo gleich wa-
ren ihre Waffen. Wie ſie endlich
ganz ermuͤdet, ſo machten ſie ſich
zum Schlaf bereit: aber die Liebe
lieſſe ſie nicht lange in einem ſo
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ſie auf, um das wieder anzufangen,

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[62/0064] te Donne Marie, die von Liebe und Verlangen auſſer ſich ſelbſt war, ihre Sinne zuſammen, und verdop- pelte ihre lebhafte Umarmungen und ihre bruͤnſtige Seufzer. Wer wollte eine ſolche Antwort nicht annehmen? Jhr Gluͤck war ſo vollkommen, daß ſie lange in dieſer ſtummen Trunken- heit waren. Wer kann einen ſolchen Zuſtand beſchreiben? Er iſt fuͤr al- le Worte und Schreibart zu hoch. Jch ſtelle ihn mit in Gedanken vor, ich ſehne mich auch darnach, ein je- der Leſer mache es eben ſo. Alles, was ich als ein aufrichtiger Ge- ſchichtſchreiber erzehlen muß, iſt, daß der Hahn ſchon einige mahl die Ankunft der Sonnen verkuͤndigt hat- te, ohne daß der eine oder der ande- re die geringſte Schwachheit in dem Streite bezeugte haͤtte; ſo gleich wa- ren ihre Waffen. Wie ſie endlich ganz ermuͤdet, ſo machten ſie ſich zum Schlaf bereit: aber die Liebe lieſſe ſie nicht lange in einem ſo ſchimpflichen Schlage, und weckte ſie auf, um das wieder anzufangen, was

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/64>, abgerufen am 22.11.2024.