leicht erfinden. Dieser Vorwurf griff die Ehre des Roderigen an, und ganz fluchend sagte er: Du solst se- hen, ob ich es nicht anstecken wer- de. Alsobald gieng er hinaus, um in die Küche zu gehen, wo er glaub- te, Feuer und fürnemlich den Wem, davon ihm seine Frau gesagt hatte, zu finden. Er war noch nicht vier Schritte von der Thür, als Cata- line aufstunde, den unglücklichen Don Ferdinand eiligst zu erlösen, der vor Kälte erstarret, mit Federn und Dreck bedeckt, sich nicht zwey- mahl sagen ließ; wegzugehen. Er unterstand sich nicht, in dem Stan- de, worinn er sich befand, bey sei- ne Frau zu kommen; er gieng dem- nach nach der Kammer seiner Edel- knaben, er schlug zwey oder drey- mahl an ihre Thür. Valerie schlief noch nicht, er frug: was man woll- te? Und wie er seines Herrn Stim- me erkannte, so überfiel ihn ein Schrecken; und, ohne zu erwegen, daß Donne Marie nicht würde gestanden haben, was sich zugetra-
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leicht erfinden. Dieſer Vorwurf griff die Ehre des Roderigen an, und ganz fluchend ſagte er: Du ſolſt ſe- hen, ob ich es nicht anſtecken wer- de. Alſobald gieng er hinaus, um in die Kuͤche zu gehen, wo er glaub- te, Feuer und fuͤrnemlich den Wem, davon ihm ſeine Frau geſagt hatte, zu finden. Er war noch nicht vier Schritte von der Thuͤr, als Cata- line aufſtunde, den ungluͤcklichen Don Ferdinand eiligſt zu erloͤſen, der vor Kaͤlte erſtarret, mit Federn und Dreck bedeckt, ſich nicht zwey- mahl ſagen ließ; wegzugehen. Er unterſtand ſich nicht, in dem Stan- de, worinn er ſich befand, bey ſei- ne Frau zu kommen; er gieng dem- nach nach der Kammer ſeiner Edel- knaben, er ſchlug zwey oder drey- mahl an ihre Thuͤr. Valerie ſchlief noch nicht, er frug: was man woll- te? Und wie er ſeines Herrn Stim- me erkannte, ſo uͤberfiel ihn ein Schrecken; und, ohne zu erwegen, daß Donne Marie nicht wuͤrde geſtanden haben, was ſich zugetra-
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leicht erfinden. Dieſer Vorwurf griff
die Ehre des Roderigen an, und
ganz fluchend ſagte er: Du ſolſt ſe-
hen, ob ich es nicht anſtecken wer-
de. Alſobald gieng er hinaus, um
in die Kuͤche zu gehen, wo er glaub-
te, Feuer und fuͤrnemlich den Wem,
davon ihm ſeine Frau geſagt hatte,
zu finden. Er war noch nicht vier
Schritte von der Thuͤr, als Cata-
line aufſtunde, den ungluͤcklichen
Don Ferdinand eiligſt zu erloͤſen,
der vor Kaͤlte erſtarret, mit Federn
und Dreck bedeckt, ſich nicht zwey-
mahl ſagen ließ; wegzugehen. Er
unterſtand ſich nicht, in dem Stan-
de, worinn er ſich befand, bey ſei-
ne Frau zu kommen; er gieng dem-
nach nach der Kammer ſeiner Edel-
knaben, er ſchlug zwey oder drey-
mahl an ihre Thuͤr. Valerie ſchlief
noch nicht, er frug: was man woll-
te? Und wie er ſeines Herrn Stim-
me erkannte, ſo uͤberfiel ihn ein
Schrecken; und, ohne zu erwegen,
daß Donne Marie nicht wuͤrde
geſtanden haben, was ſich zugetra-
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/36>, abgerufen am 16.02.2025.
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