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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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Hand für ihres Mannes Hand hielt,
und im Begriff war, heraus zu sprin-
gen, um sein Leben zu vertheidigen,
und ihn mit dem Dolche zu tödten,
den er bey sich behalten hatte. Da
aber die Person, welche ihn anrühr-
te, kein Wort sagte, so überredete
er sich der Wahrheit: und nachdem
Cataline endlich den Schuh, den
sie tausendmahl verfluchte, wieder ge-
funden hatte; so gab sie ihn ihrem
Manne, welcher seiner Seits das
Licht und den Leuchte hielt, die
Finsterniß, Frau, Schuh und sich
selbst allen Teufeln übergab. Darauf
fand sich Cataline trotzig, oder
wenigstens fieng sie an, in ihren Sa-
chen klärer zu sehen, legte sich in ihr
Bette, hieß ihren Mann närrisch und
tumm, und sagte endlich: Fürwahr
ich glaube, daß er nicht Herz ge-
nung hat, ein Licht anzuzünden.
Man kann sich nicht besser verant-
worten, als mit Dingen, die wehe
thun, oder die gleichgültig sind: das
ist noch eine von den natürlichen Ga-
ben der Weiber, daß sie dergleichen

leicht
C

Hand fuͤr ihres Mannes Hand hielt,
und im Begriff war, heraus zu ſprin-
gen, um ſein Leben zu vertheidigen,
und ihn mit dem Dolche zu toͤdten,
den er bey ſich behalten hatte. Da
aber die Perſon, welche ihn anruͤhr-
te, kein Wort ſagte, ſo uͤberredete
er ſich der Wahrheit: und nachdem
Cataline endlich den Schuh, den
ſie tauſendmahl verfluchte, wieder ge-
funden hatte; ſo gab ſie ihn ihrem
Manne, welcher ſeiner Seits das
Licht und den Leuchte hielt, die
Finſterniß, Frau, Schuh und ſich
ſelbſt allen Teufeln uͤbergab. Darauf
fand ſich Cataline trotzig, oder
wenigſtens fieng ſie an, in ihren Sa-
chen klaͤrer zu ſehen, legte ſich in ihr
Bette, hieß ihren Mann naͤrriſch und
tumm, und ſagte endlich: Fuͤrwahr
ich glaube, daß er nicht Herz ge-
nung hat, ein Licht anzuzuͤnden.
Man kann ſich nicht beſſer verant-
worten, als mit Dingen, die wehe
thun, oder die gleichguͤltig ſind: das
iſt noch eine von den natuͤrlichen Ga-
ben der Weiber, daß ſie dergleichen

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[33/0035] Hand fuͤr ihres Mannes Hand hielt, und im Begriff war, heraus zu ſprin- gen, um ſein Leben zu vertheidigen, und ihn mit dem Dolche zu toͤdten, den er bey ſich behalten hatte. Da aber die Perſon, welche ihn anruͤhr- te, kein Wort ſagte, ſo uͤberredete er ſich der Wahrheit: und nachdem Cataline endlich den Schuh, den ſie tauſendmahl verfluchte, wieder ge- funden hatte; ſo gab ſie ihn ihrem Manne, welcher ſeiner Seits das Licht und den Leuchte hielt, die Finſterniß, Frau, Schuh und ſich ſelbſt allen Teufeln uͤbergab. Darauf fand ſich Cataline trotzig, oder wenigſtens fieng ſie an, in ihren Sa- chen klaͤrer zu ſehen, legte ſich in ihr Bette, hieß ihren Mann naͤrriſch und tumm, und ſagte endlich: Fuͤrwahr ich glaube, daß er nicht Herz ge- nung hat, ein Licht anzuzuͤnden. Man kann ſich nicht beſſer verant- worten, als mit Dingen, die wehe thun, oder die gleichguͤltig ſind: das iſt noch eine von den natuͤrlichen Ga- ben der Weiber, daß ſie dergleichen leicht C

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/35>, abgerufen am 22.11.2024.