Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875.Der Gruß. versöhnlichen Gegensätze, Königthum und Gesetz, Souveränitätund Bürgerfreiheit, Gehorsam und Liebe sich zu einem har¬ monischen Ganzen verschmolzen haben. Heute empfinden wir in vollem Maße, welche Weihe auf In diesen, dem Gedächtniß der Zeiten geweihten Räumen So dürfen wir auch unserm Könige den vollen Gruß der Der Gruß. verſöhnlichen Gegenſätze, Königthum und Geſetz, Souveränitätund Bürgerfreiheit, Gehorſam und Liebe ſich zu einem har¬ moniſchen Ganzen verſchmolzen haben. Heute empfinden wir in vollem Maße, welche Weihe auf In dieſen, dem Gedächtniß der Zeiten geweihten Räumen So dürfen wir auch unſerm Könige den vollen Gruß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0266" n="250"/><fw place="top" type="header">Der Gruß.<lb/></fw> verſöhnlichen Gegenſätze, Königthum und Geſetz, Souveränität<lb/> und Bürgerfreiheit, Gehorſam und Liebe ſich zu einem har¬<lb/> moniſchen Ganzen verſchmolzen haben.</p><lb/> <p>Heute empfinden wir in vollem Maße, welche Weihe auf<lb/> dem Gruße liegt, der aus dem Herzen kommt; denn wir<lb/> wiſſen, daß in dieſem Feſtſaale ſowie in den tauſend und<lb/> abertauſend Plätzen, wo innerhalb des Vaterlandes oder in<lb/> fernen Ländern oder auf deutſchen Seeſchiffen dieſer Tag ge¬<lb/> feiert wird, ein Gefühl, ein Gedanke, ein voller Segensgruß<lb/> die Herzen durchſtrömt. Alles iſt, einer unſichtbaren Gemeinde<lb/> gleich, um ein theures Haupt verſammelt, und dies einſtimmige<lb/> Grüßen — iſt es nicht ein Zeugniß von der Geſundheit des<lb/> Staats, eine Bürgſchaft ſeiner Größe, ein Siegel ſeiner Macht?</p><lb/> <p>In dieſen, dem Gedächtniß der Zeiten geweihten Räumen<lb/> ſind wir berufen, uns alles Schöne und Gute, mit dem die<lb/> Alten uns vorangegangen ſind, alſo auch die Grüße, worin<lb/> ſie das zuſammen gefaßt haben, was einem Menſchenleben<lb/> Werth und Bedeutung verleiht, zu eigen zu machen.</p><lb/> <p>So dürfen wir auch unſerm Könige den vollen Gruß der<lb/> Freude darbringen, wie ihn die Hellenen einander zuriefen,<lb/> denn die theuer erworbene Siegesfreude umſchwebt Sein Haupt,<lb/> und der freudige Dank für das im Kampf Erſtrittene; mit<lb/> dem alten Römergruße erflehen wir für Ihn die feſte Dauer<lb/> der Kraft und Stärke, welche Ihm durch Gottes Gnade bis<lb/> in das höhere Alter ſo herrlich erhalten iſt. Ihm weihen<lb/> wir endlich den Gruß des Friedens, im Sinne der äußeren<lb/> Sicherheit und Größe, welche Er dem deutſchen Vaterlande<lb/> gegeben hat, ſowie in dem höheren Sinne des inneren Frie¬<lb/> dens, welcher aus der Gerechtigkeit ſtammt und aus dem<lb/> hohen Bewußtſein, ſelbſtlos das Gute gewollt und nur für<lb/> das Vaterland gelebt zu haben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [250/0266]
Der Gruß.
verſöhnlichen Gegenſätze, Königthum und Geſetz, Souveränität
und Bürgerfreiheit, Gehorſam und Liebe ſich zu einem har¬
moniſchen Ganzen verſchmolzen haben.
Heute empfinden wir in vollem Maße, welche Weihe auf
dem Gruße liegt, der aus dem Herzen kommt; denn wir
wiſſen, daß in dieſem Feſtſaale ſowie in den tauſend und
abertauſend Plätzen, wo innerhalb des Vaterlandes oder in
fernen Ländern oder auf deutſchen Seeſchiffen dieſer Tag ge¬
feiert wird, ein Gefühl, ein Gedanke, ein voller Segensgruß
die Herzen durchſtrömt. Alles iſt, einer unſichtbaren Gemeinde
gleich, um ein theures Haupt verſammelt, und dies einſtimmige
Grüßen — iſt es nicht ein Zeugniß von der Geſundheit des
Staats, eine Bürgſchaft ſeiner Größe, ein Siegel ſeiner Macht?
In dieſen, dem Gedächtniß der Zeiten geweihten Räumen
ſind wir berufen, uns alles Schöne und Gute, mit dem die
Alten uns vorangegangen ſind, alſo auch die Grüße, worin
ſie das zuſammen gefaßt haben, was einem Menſchenleben
Werth und Bedeutung verleiht, zu eigen zu machen.
So dürfen wir auch unſerm Könige den vollen Gruß der
Freude darbringen, wie ihn die Hellenen einander zuriefen,
denn die theuer erworbene Siegesfreude umſchwebt Sein Haupt,
und der freudige Dank für das im Kampf Erſtrittene; mit
dem alten Römergruße erflehen wir für Ihn die feſte Dauer
der Kraft und Stärke, welche Ihm durch Gottes Gnade bis
in das höhere Alter ſo herrlich erhalten iſt. Ihm weihen
wir endlich den Gruß des Friedens, im Sinne der äußeren
Sicherheit und Größe, welche Er dem deutſchen Vaterlande
gegeben hat, ſowie in dem höheren Sinne des inneren Frie¬
dens, welcher aus der Gerechtigkeit ſtammt und aus dem
hohen Bewußtſein, ſelbſtlos das Gute gewollt und nur für
das Vaterland gelebt zu haben.
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