Sie kennen Alle jenes Gemälde, in welchem ein geist¬ voller Künstler unserer Tage es gewagt hat, mit kühner Hand den Anfang aller Menschengeschichte darzustellen. Der Riesen¬ bau, der als ein Denkmal titanischen Uebermuths in den Him¬ mel steigen sollte, ist durch die Hand des göttlichen Zorns gehemmt und die Geschlechter der Menschen, aus schmachvollem Frohndienste befreit, trennen sich in Gruppen, um von nun an verschiedene Bahnen einzuschlagen.
Mit trägem Schritt zieht in der Mitte ein Volk dahin, das von niederen Lüsten beherrscht die Bilder der Götzen, welche hier zu Schanden geworden sind, in dumpfem Wahn umklammert hält; zur Linken sehen wir eine edlere Schaar, eine Gruppe von Hausgenossen, traulich versammelt um das Haupt eines Patriarchen, welcher mitten unter dem Toben der Völker wie ein guter Hirt die Seinen zusammenhält; zur Rechten aber sprengt eine Jünglingsschaar in das Land, um mit stürmender Hand die Welt zu gewinnen.
Während der Sohn des Sem rückwärts blickend noch ver¬ senkt ist in den Anblick des lebendigen Gottes, der sich im Strafgerichte offenbart hat, sind die Japetiden nur vorwärts gerichtet; im frohen Gefühle entfesselter Kraft eilen sie in die Bahn wetteifernder Thatenlust. Bald lassen sie die andern
VIII. Der Wettkampf.
Sie kennen Alle jenes Gemälde, in welchem ein geiſt¬ voller Künſtler unſerer Tage es gewagt hat, mit kühner Hand den Anfang aller Menſchengeſchichte darzuſtellen. Der Rieſen¬ bau, der als ein Denkmal titaniſchen Uebermuths in den Him¬ mel ſteigen ſollte, iſt durch die Hand des göttlichen Zorns gehemmt und die Geſchlechter der Menſchen, aus ſchmachvollem Frohndienſte befreit, trennen ſich in Gruppen, um von nun an verſchiedene Bahnen einzuſchlagen.
Mit trägem Schritt zieht in der Mitte ein Volk dahin, das von niederen Lüſten beherrſcht die Bilder der Götzen, welche hier zu Schanden geworden ſind, in dumpfem Wahn umklammert hält; zur Linken ſehen wir eine edlere Schaar, eine Gruppe von Hausgenoſſen, traulich verſammelt um das Haupt eines Patriarchen, welcher mitten unter dem Toben der Völker wie ein guter Hirt die Seinen zuſammenhält; zur Rechten aber ſprengt eine Jünglingsſchaar in das Land, um mit ſtürmender Hand die Welt zu gewinnen.
Während der Sohn des Sem rückwärts blickend noch ver¬ ſenkt iſt in den Anblick des lebendigen Gottes, der ſich im Strafgerichte offenbart hat, ſind die Japetiden nur vorwärts gerichtet; im frohen Gefühle entfeſſelter Kraft eilen ſie in die Bahn wetteifernder Thatenluſt. Bald laſſen ſie die andern
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VIII.
Der Wettkampf.
Sie kennen Alle jenes Gemälde, in welchem ein geiſt¬
voller Künſtler unſerer Tage es gewagt hat, mit kühner Hand
den Anfang aller Menſchengeſchichte darzuſtellen. Der Rieſen¬
bau, der als ein Denkmal titaniſchen Uebermuths in den Him¬
mel ſteigen ſollte, iſt durch die Hand des göttlichen Zorns
gehemmt und die Geſchlechter der Menſchen, aus ſchmachvollem
Frohndienſte befreit, trennen ſich in Gruppen, um von nun
an verſchiedene Bahnen einzuſchlagen.
Mit trägem Schritt zieht in der Mitte ein Volk dahin,
das von niederen Lüſten beherrſcht die Bilder der Götzen,
welche hier zu Schanden geworden ſind, in dumpfem Wahn
umklammert hält; zur Linken ſehen wir eine edlere Schaar,
eine Gruppe von Hausgenoſſen, traulich verſammelt um das
Haupt eines Patriarchen, welcher mitten unter dem Toben der
Völker wie ein guter Hirt die Seinen zuſammenhält; zur
Rechten aber ſprengt eine Jünglingsſchaar in das Land, um
mit ſtürmender Hand die Welt zu gewinnen.
Während der Sohn des Sem rückwärts blickend noch ver¬
ſenkt iſt in den Anblick des lebendigen Gottes, der ſich im
Strafgerichte offenbart hat, ſind die Japetiden nur vorwärts
gerichtet; im frohen Gefühle entfeſſelter Kraft eilen ſie in die
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Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_alterthum01_1875/148>, abgerufen am 21.11.2024.
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