Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Vber den Propheten Haggai. es müste derselbige nicht auff Gleißnerey und Scheinheiligkeit beru-hen/ sondern freywillig/ und beständig seyn. Das Volck muß sich recht geschickt antreffen lassen/ dem HErrn zu dienen/ und auff sei- nem Religions-Eyfer verharten. Wer solcher Andacht ergeben ist/ der verrichtet einen wahren Gottesdienst/ und hat zu gewarten/ daß ihn GOtt ie mehr und mehr mit den Gaben des heiligen Geistes zieren und krönen werde/ nach dem Fürbilde der Seulen Sa- lomonis/ auff weichen es oben stund wie Rosen. Jch kan fast nicht ersinnen/ was sich besser auff unsern Zweck Nachdem er aber vom Tempel zu predigen auffgehöret tze Weis-
Vber den Propheten Haggai. es muͤſte derſelbige nicht auff Gleißnerey und Scheinheiligkeit beru-hen/ ſondern freywillig/ und beſtändig ſeyn. Das Volck muß ſich recht geſchickt antreffen laſſen/ dem HErrn zu dienen/ und auff ſei- nem Religions-Eyfer verharten. Wer ſolcher Andacht ergeben iſt/ der verrichtet einen wahren Gottesdienſt/ und hat zu gewarten/ daß ihn GOtt ie mehr und mehr mit den Gaben des heiligen Geiſtes zieren und kroͤnen werde/ nach dem Fuͤrbilde der Seulen Sa- lomonis/ auff weichen es oben ſtund wie Roſen. Jch kan faſt nicht erſinnen/ was ſich beſſer auff unſern Zweck Nachdem er aber vom Tempel zu predigen auffgehoͤret tze Weiſ-
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Vber den Propheten Haggai.
es muͤſte derſelbige nicht auff Gleißnerey und Scheinheiligkeit beru-
hen/ ſondern freywillig/ und beſtändig ſeyn. Das Volck muß ſich
recht geſchickt antreffen laſſen/ dem HErrn zu dienen/ und auff ſei-
nem Religions-Eyfer verharten. Wer ſolcher Andacht ergeben
iſt/ der verrichtet einen wahren Gottesdienſt/ und hat zu gewarten/
daß ihn GOtt ie mehr und mehr mit den Gaben des heiligen Geiſtes
zieren und kroͤnen werde/ nach dem Fuͤrbilde der Seulen Sa-
lomonis/ auff weichen es oben ſtund wie Roſen.
Jch kan faſt nicht erſinnen/ was ſich beſſer auff unſern Zweck
reimen koͤnte. Haggai iſt ſeinem Nahmen nach/ ein Feyrer o-
der Feſt-Prophet: Er bewelſets auch mit der That/ indem er die
Fortſtellung des Tempelbawes fleiſſig treibet/ und kurtzumb haben
will/ daß man dem HErrn ſein Hauß wieder ſoll auffrichten und
verfertigen. Er leſſet es nicht fehlen an Bereitung der Gemuͤther/
ſondern unterweiſet ſeine Zuhoͤrer/ zeiget auch an/ worinnẽ der rech-
te Gottesdienſt ſtehe/ und wie man von gantzem Hertzẽ dem HErrn
muͤſte nachwandeln/ wenn man demſelbigen dienen wolte. Er
laͤſſet es nicht mangeln an Staͤrckung und Troͤſtung der Kleinmuͤ-
thigen. Was er aus Eingeben des heiligen Geiſtes redet und vor-
bringet/ das weißer ſtatlich zubehaͤupten/ und mit unwiedertreibli-
chen Gruͤnden zubefeſtigen.
Nachdem er aber vom Tempel zu predigen auffgehoͤret
und ſeinen Lehr-Baw vollendet hat/ ſo richtet er auch gleichſam
zwo Seulen auff/ eine zur Lincken/ die ander zur Rechten: die
Seule zur Lincken iſt die ſcharff Drewung/ darinnen den maͤch-
tigen Koͤnigreichen der Heyden ihr Vntergang wird verkuͤndiget/
davon unlängſt gehandelt worden. Die Seule zur Rechten
iſt die noch uͤbrige ſuͤſſe Verheiſſung/ in welcher der grundguͤtige
GOtt verſpricht/ wie er des Serubabels ſich mit Gnaden anneh-
men/ ihn vaͤterlich ſtärcken und erhalten wolle. Diß heiſſet eitel
Roſen reden und mit ſchoͤnen Granat-Aepffeln die geiſt-
liche Seule zieren/ maſſen gewißſehr anmuthig iſt/ daß dieſe gan-
tze Weiſ-
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