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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Sinn, so wenig christliche Frömmigkeit sich findet -
zum großen Schaden, zum Verderben für die Kinder.

Wir nannten die pünktliche Verrichtung des Mor-
gen- und Abendgebetes eine so einfache und leichte
Uebung. Ist sie es nicht? Am Morgen beim Auf-
stehen, beim Ankleiden, und indem man vielleicht auf
einige Augenblicke hinkniet oder wenn man will ste-
hend sich bewußt werden, was man denn heut soll,
sich dazu, zu christlichem Wandel von Neuem kurz
entschließen, und darauf den Herrn vielleicht durch
ein andächtiges h. Vater unser und unter Anrufung
der h. Jungfrau und der Heiligen um seinen Gna-
denbeistand bitten; eben so am Abende, ehe man sich
zur Ruhe begiebt, in Danksagung, Abbitte und Empfeh-
lung an Gottes Schutz eine entsprechende Gebetsübung
machen; könnte das schwer erscheinen? Oder dürfte
man Mangel an Zeit dazu vorschützen? Wo ist denn
Jemand, der nicht täglich die Zeit fände, die für ihn
erforderliche Nahrung zu sich zu nehmen? Nun hat
aber das tägliche Gebet für das höhere Leben so ziem-
lich dieselbe Bedeutung, wie die tägliche Nahrung für
das leibliche Leben; ohne dasselbe verkümmert es, um
allmählich zu ersterben.

O christlicher Vater, bei den um deinetwillen
und um deiner Kinder willen so viel, Alles daran
liegt, im rechten christlichen Geiste zu bestehen, laß
es dir eine heilige unverbrüchliche Regel sein, stets am
Morgen und Abende zu beten. Es ist das noth-
wendige Mittel dazu. Muß nicht schon der Hinblick
auf deine Kinder und wie sehr auch ihnen Gottes
Gnade Noth thut, an und für sich dich dazu vermögen?

Ja wir möchten noch weiter gehen. Vor etlichen
Jahren hielt ein namhafter Jesuitenpater in einer

Sinn, so wenig christliche Frömmigkeit sich findet -
zum großen Schaden, zum Verderben für die Kinder.

Wir nannten die pünktliche Verrichtung des Mor-
gen- und Abendgebetes eine so einfache und leichte
Uebung. Ist sie es nicht? Am Morgen beim Auf-
stehen, beim Ankleiden, und indem man vielleicht auf
einige Augenblicke hinkniet oder wenn man will ste-
hend sich bewußt werden, was man denn heut soll,
sich dazu, zu christlichem Wandel von Neuem kurz
entschließen, und darauf den Herrn vielleicht durch
ein andächtiges h. Vater unser und unter Anrufung
der h. Jungfrau und der Heiligen um seinen Gna-
denbeistand bitten; eben so am Abende, ehe man sich
zur Ruhe begiebt, in Danksagung, Abbitte und Empfeh-
lung an Gottes Schutz eine entsprechende Gebetsübung
machen; könnte das schwer erscheinen? Oder dürfte
man Mangel an Zeit dazu vorschützen? Wo ist denn
Jemand, der nicht täglich die Zeit fände, die für ihn
erforderliche Nahrung zu sich zu nehmen? Nun hat
aber das tägliche Gebet für das höhere Leben so ziem-
lich dieselbe Bedeutung, wie die tägliche Nahrung für
das leibliche Leben; ohne dasselbe verkümmert es, um
allmählich zu ersterben.

O christlicher Vater, bei den um deinetwillen
und um deiner Kinder willen so viel, Alles daran
liegt, im rechten christlichen Geiste zu bestehen, laß
es dir eine heilige unverbrüchliche Regel sein, stets am
Morgen und Abende zu beten. Es ist das noth-
wendige Mittel dazu. Muß nicht schon der Hinblick
auf deine Kinder und wie sehr auch ihnen Gottes
Gnade Noth thut, an und für sich dich dazu vermögen?

Ja wir möchten noch weiter gehen. Vor etlichen
Jahren hielt ein namhafter Jesuitenpater in einer

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[76/0079] Sinn, so wenig christliche Frömmigkeit sich findet - zum großen Schaden, zum Verderben für die Kinder. Wir nannten die pünktliche Verrichtung des Mor- gen- und Abendgebetes eine so einfache und leichte Uebung. Ist sie es nicht? Am Morgen beim Auf- stehen, beim Ankleiden, und indem man vielleicht auf einige Augenblicke hinkniet oder wenn man will ste- hend sich bewußt werden, was man denn heut soll, sich dazu, zu christlichem Wandel von Neuem kurz entschließen, und darauf den Herrn vielleicht durch ein andächtiges h. Vater unser und unter Anrufung der h. Jungfrau und der Heiligen um seinen Gna- denbeistand bitten; eben so am Abende, ehe man sich zur Ruhe begiebt, in Danksagung, Abbitte und Empfeh- lung an Gottes Schutz eine entsprechende Gebetsübung machen; könnte das schwer erscheinen? Oder dürfte man Mangel an Zeit dazu vorschützen? Wo ist denn Jemand, der nicht täglich die Zeit fände, die für ihn erforderliche Nahrung zu sich zu nehmen? Nun hat aber das tägliche Gebet für das höhere Leben so ziem- lich dieselbe Bedeutung, wie die tägliche Nahrung für das leibliche Leben; ohne dasselbe verkümmert es, um allmählich zu ersterben. O christlicher Vater, bei den um deinetwillen und um deiner Kinder willen so viel, Alles daran liegt, im rechten christlichen Geiste zu bestehen, laß es dir eine heilige unverbrüchliche Regel sein, stets am Morgen und Abende zu beten. Es ist das noth- wendige Mittel dazu. Muß nicht schon der Hinblick auf deine Kinder und wie sehr auch ihnen Gottes Gnade Noth thut, an und für sich dich dazu vermögen? Ja wir möchten noch weiter gehen. Vor etlichen Jahren hielt ein namhafter Jesuitenpater in einer

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/79>, abgerufen am 18.04.2024.