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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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ständigkeit der Kleider die gute Sitte und den An-
stand verletzt. Mit Strenge soll daher die Mutter
darauf halten, daß die Kinder nie ihr Schlafgemach
verlassen, ohne wenigstens in sofern angekleidet zu
sein, daß Anstand und Schamhaftigkeit nicht ver-
letzt werden, daß sie sich vernünftiger Weise nicht
zu schämen haben, auch von Fremden gesehen zu
werden. Wie sehr steht's zu bedauern, wenn die
kleinen Kinder Morgens, man möchte sagen halb-
nackt, mit unbedeckten Füßen, im bloßen Hemde
u. s. w. im Hause herumlaufen oder außerhalb des
Hauses gesehen werden. Ist das geeignet, ihrer
Gesundheit zu schaden, so ist es noch viel schlimmer,
daß auf solche Art alle Zartheit des Schamgefühls,
die so wichtig ist, nach und nach abgestreift wird.
- So auch im Sommer; nie kann größere Be-
quemlichkeit oder Annehmlichkeit, oder sonst etwas
berechtigen, den Kindern die Ablegung ihrer Kleider
in einer Art, welche den Anstand verletzt, zu ge-
statten.*)

So wichtig es ist, daß die h. Reinigkeit, die
Tugend der Keuschheit, die Unschuld unverletzt er-

*) Es muß überhaupt auch in Betreff der Erwachsenen
wünschenswerth erscheinen, daß, wie es gewöhnlich bei
Mannspersonen der Fall ist, auch die weiblichen Per-
sonen in einem Hause gleich am Morgen vollständig,
d. i. so wie sie den Tag über erscheinen, gekleidet ihr
Schlafgemach verlassen möchten; wenn das aber viel-
leicht nicht immer sich ausführen lässet, so ist es den-
noch Pflicht, gleich am Morgen so gekleidet zu er-
scheinen, daß es Anstand und Schamhaftigkeit nicht
verletze, daß man vernünftiger Weise sich nicht zu
schämen habe, auch von Andern, als den Mitgliedern
des Hauses, gesehen zu werden. Auch hier kann im
Sommer nie größere Bequemlichkeit oder Annehm-
lichkeit das Recht und die Befugniß geben, sich auf
eine Weise zu kleiden, daß es wider die heilige Scham-
haftigkeit sei, in leichter Umhüllung, in unanständiger
Weise. Ohne Zweifel sind dies Winke, die in man-
chem Hause alle Berücksichtigung verdienen, Winke,
deren Vernachlässigung oder Beiseitsetzung viel Böses
im Gefolge hat.

ständigkeit der Kleider die gute Sitte und den An-
stand verletzt. Mit Strenge soll daher die Mutter
darauf halten, daß die Kinder nie ihr Schlafgemach
verlassen, ohne wenigstens in sofern angekleidet zu
sein, daß Anstand und Schamhaftigkeit nicht ver-
letzt werden, daß sie sich vernünftiger Weise nicht
zu schämen haben, auch von Fremden gesehen zu
werden. Wie sehr steht's zu bedauern, wenn die
kleinen Kinder Morgens, man möchte sagen halb-
nackt, mit unbedeckten Füßen, im bloßen Hemde
u. s. w. im Hause herumlaufen oder außerhalb des
Hauses gesehen werden. Ist das geeignet, ihrer
Gesundheit zu schaden, so ist es noch viel schlimmer,
daß auf solche Art alle Zartheit des Schamgefühls,
die so wichtig ist, nach und nach abgestreift wird.
– So auch im Sommer; nie kann größere Be-
quemlichkeit oder Annehmlichkeit, oder sonst etwas
berechtigen, den Kindern die Ablegung ihrer Kleider
in einer Art, welche den Anstand verletzt, zu ge-
statten.*)

So wichtig es ist, daß die h. Reinigkeit, die
Tugend der Keuschheit, die Unschuld unverletzt er-

*) Es muß überhaupt auch in Betreff der Erwachsenen
wünschenswerth erscheinen, daß, wie es gewöhnlich bei
Mannspersonen der Fall ist, auch die weiblichen Per-
sonen in einem Hause gleich am Morgen vollständig,
d. i. so wie sie den Tag über erscheinen, gekleidet ihr
Schlafgemach verlassen möchten; wenn das aber viel-
leicht nicht immer sich ausführen lässet, so ist es den-
noch Pflicht, gleich am Morgen so gekleidet zu er-
scheinen, daß es Anstand und Schamhaftigkeit nicht
verletze, daß man vernünftiger Weise sich nicht zu
schämen habe, auch von Andern, als den Mitgliedern
des Hauses, gesehen zu werden. Auch hier kann im
Sommer nie größere Bequemlichkeit oder Annehm-
lichkeit das Recht und die Befugniß geben, sich auf
eine Weise zu kleiden, daß es wider die heilige Scham-
haftigkeit sei, in leichter Umhüllung, in unanständiger
Weise. Ohne Zweifel sind dies Winke, die in man-
chem Hause alle Berücksichtigung verdienen, Winke,
deren Vernachlässigung oder Beiseitsetzung viel Böses
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[90/0301] ständigkeit der Kleider die gute Sitte und den An- stand verletzt. Mit Strenge soll daher die Mutter darauf halten, daß die Kinder nie ihr Schlafgemach verlassen, ohne wenigstens in sofern angekleidet zu sein, daß Anstand und Schamhaftigkeit nicht ver- letzt werden, daß sie sich vernünftiger Weise nicht zu schämen haben, auch von Fremden gesehen zu werden. Wie sehr steht's zu bedauern, wenn die kleinen Kinder Morgens, man möchte sagen halb- nackt, mit unbedeckten Füßen, im bloßen Hemde u. s. w. im Hause herumlaufen oder außerhalb des Hauses gesehen werden. Ist das geeignet, ihrer Gesundheit zu schaden, so ist es noch viel schlimmer, daß auf solche Art alle Zartheit des Schamgefühls, die so wichtig ist, nach und nach abgestreift wird. – So auch im Sommer; nie kann größere Be- quemlichkeit oder Annehmlichkeit, oder sonst etwas berechtigen, den Kindern die Ablegung ihrer Kleider in einer Art, welche den Anstand verletzt, zu ge- statten. *) So wichtig es ist, daß die h. Reinigkeit, die Tugend der Keuschheit, die Unschuld unverletzt er- *) Es muß überhaupt auch in Betreff der Erwachsenen wünschenswerth erscheinen, daß, wie es gewöhnlich bei Mannspersonen der Fall ist, auch die weiblichen Per- sonen in einem Hause gleich am Morgen vollständig, d. i. so wie sie den Tag über erscheinen, gekleidet ihr Schlafgemach verlassen möchten; wenn das aber viel- leicht nicht immer sich ausführen lässet, so ist es den- noch Pflicht, gleich am Morgen so gekleidet zu er- scheinen, daß es Anstand und Schamhaftigkeit nicht verletze, daß man vernünftiger Weise sich nicht zu schämen habe, auch von Andern, als den Mitgliedern des Hauses, gesehen zu werden. Auch hier kann im Sommer nie größere Bequemlichkeit oder Annehm- lichkeit das Recht und die Befugniß geben, sich auf eine Weise zu kleiden, daß es wider die heilige Scham- haftigkeit sei, in leichter Umhüllung, in unanständiger Weise. Ohne Zweifel sind dies Winke, die in man- chem Hause alle Berücksichtigung verdienen, Winke, deren Vernachlässigung oder Beiseitsetzung viel Böses im Gefolge hat.

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/301>, abgerufen am 22.11.2024.