fern der Mensch durch Gebet und sonstiges frommes Thun Ihn dazu zu vermögen sucht. "Hilf dir" sagt das Sprichwort, "so wird Gott dir helfen," d. i. setze das Deinige ein;*) dann darfst du hoffen, daß Gott, wenn du Ihn bittest, auch das Seinige thun werde. - Läßt es aber der Mensch daran fehlen, benutzt er die von Gott ihm gegebenen Gaben und Gnaden und Gelegenheiten nicht, um von seinen Fehlern los zu kommen, um die Tugenden zu er- ringen und das Heil zu erwerben, so tritt Gott nicht ersetzend und gutmachend für ihn ein, ob Er's auch könnte; der Mensch bleibt in seinen Fehlern stecken, bleibt ohne Tugend, geht verloren.
So liegt es im geheimnißvollen Rathschlusse der unendlichen Weisheit Gottes, Seiner Heiligkeit und Liebe. Der Mensch soll - dahin geht dieser Rath- schluß - er soll, so viel möglich, selbst der Urheber seines Heiles sein, ähnlich, wie Gott, was er ist und hat, aus sich hat und ist; sein Glück soll dadurch desto größer werden. Aber ganz ähnlich liegt's im Rathschlusse des Herrn, daß auch das Wohl des einen Menschen durch die heilsame Einwirkung des Andern, der Andern bedingt sei. Gott schuf die Menschen so, daß sie nicht als vereinzelte Wesen neben ein- ander stehen, sondern auf's Innigste, wie die Glieder des Leibes, mit einander verbunden sein, ein großes Ganze bilden sollten. Handelte es sich für den Ein- zelnen darum, seine Bestimmung und sein zeitliches und ewiges Wohl zu erreichen, so sollte es ihm nicht allein anheimgegeben sein, sondern, damit es in desto reicherem Maße geschehe, sollten auch die Andern, also Viele dazu beitragen, dazu mitwirken; wie
*) Freilich, auch dazu bedarf der Mensch der Gnade.
fern der Mensch durch Gebet und sonstiges frommes Thun Ihn dazu zu vermögen sucht. „Hilf dir“ sagt das Sprichwort, „so wird Gott dir helfen,“ d. i. setze das Deinige ein;*) dann darfst du hoffen, daß Gott, wenn du Ihn bittest, auch das Seinige thun werde. – Läßt es aber der Mensch daran fehlen, benutzt er die von Gott ihm gegebenen Gaben und Gnaden und Gelegenheiten nicht, um von seinen Fehlern los zu kommen, um die Tugenden zu er- ringen und das Heil zu erwerben, so tritt Gott nicht ersetzend und gutmachend für ihn ein, ob Er's auch könnte; der Mensch bleibt in seinen Fehlern stecken, bleibt ohne Tugend, geht verloren.
So liegt es im geheimnißvollen Rathschlusse der unendlichen Weisheit Gottes, Seiner Heiligkeit und Liebe. Der Mensch soll – dahin geht dieser Rath- schluß – er soll, so viel möglich, selbst der Urheber seines Heiles sein, ähnlich, wie Gott, was er ist und hat, aus sich hat und ist; sein Glück soll dadurch desto größer werden. Aber ganz ähnlich liegt's im Rathschlusse des Herrn, daß auch das Wohl des einen Menschen durch die heilsame Einwirkung des Andern, der Andern bedingt sei. Gott schuf die Menschen so, daß sie nicht als vereinzelte Wesen neben ein- ander stehen, sondern auf's Innigste, wie die Glieder des Leibes, mit einander verbunden sein, ein großes Ganze bilden sollten. Handelte es sich für den Ein- zelnen darum, seine Bestimmung und sein zeitliches und ewiges Wohl zu erreichen, so sollte es ihm nicht allein anheimgegeben sein, sondern, damit es in desto reicherem Maße geschehe, sollten auch die Andern, also Viele dazu beitragen, dazu mitwirken; wie
*) Freilich, auch dazu bedarf der Mensch der Gnade.
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[18/0021]
fern der Mensch durch Gebet und sonstiges frommes
Thun Ihn dazu zu vermögen sucht. „Hilf dir“ sagt
das Sprichwort, „so wird Gott dir helfen,“ d. i.
setze das Deinige ein; *) dann darfst du hoffen, daß
Gott, wenn du Ihn bittest, auch das Seinige thun
werde. – Läßt es aber der Mensch daran fehlen,
benutzt er die von Gott ihm gegebenen Gaben und
Gnaden und Gelegenheiten nicht, um von seinen
Fehlern los zu kommen, um die Tugenden zu er-
ringen und das Heil zu erwerben, so tritt Gott
nicht ersetzend und gutmachend für ihn ein, ob Er's
auch könnte; der Mensch bleibt in seinen Fehlern
stecken, bleibt ohne Tugend, geht verloren.
So liegt es im geheimnißvollen Rathschlusse der
unendlichen Weisheit Gottes, Seiner Heiligkeit und
Liebe. Der Mensch soll – dahin geht dieser Rath-
schluß – er soll, so viel möglich, selbst der Urheber
seines Heiles sein, ähnlich, wie Gott, was er ist und
hat, aus sich hat und ist; sein Glück soll dadurch
desto größer werden. Aber ganz ähnlich liegt's im
Rathschlusse des Herrn, daß auch das Wohl des einen
Menschen durch die heilsame Einwirkung des Andern,
der Andern bedingt sei. Gott schuf die Menschen
so, daß sie nicht als vereinzelte Wesen neben ein-
ander stehen, sondern auf's Innigste, wie die Glieder
des Leibes, mit einander verbunden sein, ein großes
Ganze bilden sollten. Handelte es sich für den Ein-
zelnen darum, seine Bestimmung und sein zeitliches
und ewiges Wohl zu erreichen, so sollte es ihm nicht
allein anheimgegeben sein, sondern, damit es in desto
reicherem Maße geschehe, sollten auch die Andern,
also Viele dazu beitragen, dazu mitwirken; wie
*) Freilich, auch dazu bedarf der Mensch der Gnade.
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/21>, abgerufen am 23.11.2024.
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