Giebt's denn wollthuendere, labendere Erinnerungen, als die an einen wahrhaft guten Vater?
O ja, ehrwürdig ist der Vatername. Ihn braucht man daher, um in allen Verhältnissen und Kreisen des Lebens das Gute, das Vortreffliche, das Vor- zügliche, das Beste zu bezeichnen. Welch ein ehrendes Zeugniß für einen Hausherrn, wenn sein Gesinde aus dem Zuge des Herzens ihn "Vater" nennt! Welch ein Lob, wenn's von dem Vorsteher einer An- stalt, einer Gemeinde heißt: Er ist den Genossen der Anstalt, der Gemeinde ein Vater. Und giebt's für einen Fürsten, König und Kaiser einen schönern Ruhm, als wenn ihm der Name "Landesvater" mit Recht gegeben werden mag?
Oder gehen wir in geistliche Kreise: Während der Priester eines seiner wichtigsten Aemter verwaltet, wo die ganze Liebe und Sorgfalt seines Herzens in Anspruch genommen wird, und die Gläubigen den höchsten Beweis ihres Vertrauens zu geben pflegen, da nennt man ihn mit dem Vaternamen "Beicht- vater". - Wenn ein Seelsorger sich einer Seele mit besonderer Sorgfalt annimmt, um sie auf den Wegen der Vollkommenheit weiter zu führen, da heißt er ihr "geistlicher Vater". - Pfarrer und Bischöfe, welche ihres hohen und wichtigen Amtes mit beson- derer Liebe und Sorgfalt walten, heißen Väter der Gemeinden, der Diöcesen. - Ja selbst für den höchsten Würdenträger in der h. Kirche, für ihr Oberhaupt, für den eigentlichen Stellvertreter Jesu Christi hat sich kein schönerer, treffenderer Name gefunden, als der Name "Vater"; Papst heißt "Vater"; unser ganzes Herz bewegt sich, wenn wir sagen: "Unser heiliger Vater."
Giebt's denn wollthuendere, labendere Erinnerungen, als die an einen wahrhaft guten Vater?
O ja, ehrwürdig ist der Vatername. Ihn braucht man daher, um in allen Verhältnissen und Kreisen des Lebens das Gute, das Vortreffliche, das Vor- zügliche, das Beste zu bezeichnen. Welch ein ehrendes Zeugniß für einen Hausherrn, wenn sein Gesinde aus dem Zuge des Herzens ihn „Vater“ nennt! Welch ein Lob, wenn's von dem Vorsteher einer An- stalt, einer Gemeinde heißt: Er ist den Genossen der Anstalt, der Gemeinde ein Vater. Und giebt's für einen Fürsten, König und Kaiser einen schönern Ruhm, als wenn ihm der Name „Landesvater“ mit Recht gegeben werden mag?
Oder gehen wir in geistliche Kreise: Während der Priester eines seiner wichtigsten Aemter verwaltet, wo die ganze Liebe und Sorgfalt seines Herzens in Anspruch genommen wird, und die Gläubigen den höchsten Beweis ihres Vertrauens zu geben pflegen, da nennt man ihn mit dem Vaternamen „Beicht- vater“. – Wenn ein Seelsorger sich einer Seele mit besonderer Sorgfalt annimmt, um sie auf den Wegen der Vollkommenheit weiter zu führen, da heißt er ihr „geistlicher Vater“. – Pfarrer und Bischöfe, welche ihres hohen und wichtigen Amtes mit beson- derer Liebe und Sorgfalt walten, heißen Väter der Gemeinden, der Diöcesen. – Ja selbst für den höchsten Würdenträger in der h. Kirche, für ihr Oberhaupt, für den eigentlichen Stellvertreter Jesu Christi hat sich kein schönerer, treffenderer Name gefunden, als der Name „Vater“; Papst heißt „Vater“; unser ganzes Herz bewegt sich, wenn wir sagen: „Unser heiliger Vater.“
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[13/0016]
Giebt's denn wollthuendere, labendere Erinnerungen,
als die an einen wahrhaft guten Vater?
O ja, ehrwürdig ist der Vatername. Ihn braucht
man daher, um in allen Verhältnissen und Kreisen
des Lebens das Gute, das Vortreffliche, das Vor-
zügliche, das Beste zu bezeichnen. Welch ein ehrendes
Zeugniß für einen Hausherrn, wenn sein Gesinde
aus dem Zuge des Herzens ihn „Vater“ nennt!
Welch ein Lob, wenn's von dem Vorsteher einer An-
stalt, einer Gemeinde heißt: Er ist den Genossen der
Anstalt, der Gemeinde ein Vater. Und giebt's für
einen Fürsten, König und Kaiser einen schönern Ruhm,
als wenn ihm der Name „Landesvater“ mit Recht
gegeben werden mag?
Oder gehen wir in geistliche Kreise: Während
der Priester eines seiner wichtigsten Aemter verwaltet,
wo die ganze Liebe und Sorgfalt seines Herzens in
Anspruch genommen wird, und die Gläubigen den
höchsten Beweis ihres Vertrauens zu geben pflegen,
da nennt man ihn mit dem Vaternamen „Beicht-
vater“. – Wenn ein Seelsorger sich einer Seele
mit besonderer Sorgfalt annimmt, um sie auf den
Wegen der Vollkommenheit weiter zu führen, da heißt
er ihr „geistlicher Vater“. – Pfarrer und Bischöfe,
welche ihres hohen und wichtigen Amtes mit beson-
derer Liebe und Sorgfalt walten, heißen Väter der
Gemeinden, der Diöcesen. – Ja selbst für den höchsten
Würdenträger in der h. Kirche, für ihr Oberhaupt,
für den eigentlichen Stellvertreter Jesu Christi hat
sich kein schönerer, treffenderer Name gefunden, als
der Name „Vater“; Papst heißt „Vater“; unser
ganzes Herz bewegt sich, wenn wir sagen: „Unser
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/16>, abgerufen am 23.11.2024.
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