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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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derselben, insbesondere für die Kinder zu machen,
und dieselben haben, so viel sie nicht wider den Willen
Gottes verstoßen, bindende Kraft für die Familien-
glieder, ähnlich, wie Gottes Gebote. Vermöge dieser
seiner von Gott ihm verliehenen Vollmacht soll dann
der Vater für das tägliche Leben der Kinder, wie der
Hausbewohner überhaupt, Alles das ordnen und fest-
setzen, was dazu nothwendig oder nützlich ist, damit
die Kinder zu guten Menschen und Christen gedeihen.

Da dürften wir nun manche Bestimmungen aus
dem Statute der Priesterseminare herausheben und
dringend für das Hausstatut empfehlen. Dahin ge-
hört, daß die Stunde zum Aufstehen und zum Schla-
fengehen, die Zeit zum Frühstück, zum Mittag- und
Abendessen, die Zeit zum Arbeiten und die Zeit zur
Erholung feststehe und möglichst treu*) eingehalten
werde. Hat das alles schon an sich Vieles für
sich, so kann insbesondere der Nutzen und Segen
eines so viel möglich geordneten und geregelten Le-
bens und der frühen Gewöhnung der Kinder daran
nicht hoch genug angeschlagen werden; das bringt
namentlich eine Frische, eine gewisse Freudigkeit in's
tägliche Leben, wodurch den sonstigen Bestrebungen
desselben auf's Wesentlichste Vorschub geleistet wird.
"Gott," sagt der h. Augustinus, "ist ein Gott der
Ordnung; Alles, was von ihm ist, ist Ordnung;
wer daher der Ordnung lebt, der lebt Gott."
"Meine
Brüder,"
so ermahnt der h. Bernhard seine Ordens-

*) Wir sagen, "möglichst treu;" wir wissen nur zu
gut, daß Ausnahmen von der Regel zuweilen durch die
Noth geboten sind; aber wir wissen auch, daß es wohl
möglich ist, die Ausnahmen auf ein geringes Maaß be-
schränkt zu halten, so daß doch durchweg die Regel bleibe.

derselben, insbesondere für die Kinder zu machen,
und dieselben haben, so viel sie nicht wider den Willen
Gottes verstoßen, bindende Kraft für die Familien-
glieder, ähnlich, wie Gottes Gebote. Vermöge dieser
seiner von Gott ihm verliehenen Vollmacht soll dann
der Vater für das tägliche Leben der Kinder, wie der
Hausbewohner überhaupt, Alles das ordnen und fest-
setzen, was dazu nothwendig oder nützlich ist, damit
die Kinder zu guten Menschen und Christen gedeihen.

Da dürften wir nun manche Bestimmungen aus
dem Statute der Priesterseminare herausheben und
dringend für das Hausstatut empfehlen. Dahin ge-
hört, daß die Stunde zum Aufstehen und zum Schla-
fengehen, die Zeit zum Frühstück, zum Mittag- und
Abendessen, die Zeit zum Arbeiten und die Zeit zur
Erholung feststehe und möglichst treu*) eingehalten
werde. Hat das alles schon an sich Vieles für
sich, so kann insbesondere der Nutzen und Segen
eines so viel möglich geordneten und geregelten Le-
bens und der frühen Gewöhnung der Kinder daran
nicht hoch genug angeschlagen werden; das bringt
namentlich eine Frische, eine gewisse Freudigkeit in's
tägliche Leben, wodurch den sonstigen Bestrebungen
desselben auf's Wesentlichste Vorschub geleistet wird.
„Gott,“ sagt der h. Augustinus, „ist ein Gott der
Ordnung; Alles, was von ihm ist, ist Ordnung;
wer daher der Ordnung lebt, der lebt Gott.“
„Meine
Brüder,“
so ermahnt der h. Bernhard seine Ordens-

*) Wir sagen, „möglichst treu;“ wir wissen nur zu
gut, daß Ausnahmen von der Regel zuweilen durch die
Noth geboten sind; aber wir wissen auch, daß es wohl
möglich ist, die Ausnahmen auf ein geringes Maaß be-
schränkt zu halten, so daß doch durchweg die Regel bleibe.
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[99/0102] derselben, insbesondere für die Kinder zu machen, und dieselben haben, so viel sie nicht wider den Willen Gottes verstoßen, bindende Kraft für die Familien- glieder, ähnlich, wie Gottes Gebote. Vermöge dieser seiner von Gott ihm verliehenen Vollmacht soll dann der Vater für das tägliche Leben der Kinder, wie der Hausbewohner überhaupt, Alles das ordnen und fest- setzen, was dazu nothwendig oder nützlich ist, damit die Kinder zu guten Menschen und Christen gedeihen. Da dürften wir nun manche Bestimmungen aus dem Statute der Priesterseminare herausheben und dringend für das Hausstatut empfehlen. Dahin ge- hört, daß die Stunde zum Aufstehen und zum Schla- fengehen, die Zeit zum Frühstück, zum Mittag- und Abendessen, die Zeit zum Arbeiten und die Zeit zur Erholung feststehe und möglichst treu *) eingehalten werde. Hat das alles schon an sich Vieles für sich, so kann insbesondere der Nutzen und Segen eines so viel möglich geordneten und geregelten Le- bens und der frühen Gewöhnung der Kinder daran nicht hoch genug angeschlagen werden; das bringt namentlich eine Frische, eine gewisse Freudigkeit in's tägliche Leben, wodurch den sonstigen Bestrebungen desselben auf's Wesentlichste Vorschub geleistet wird. „Gott,“ sagt der h. Augustinus, „ist ein Gott der Ordnung; Alles, was von ihm ist, ist Ordnung; wer daher der Ordnung lebt, der lebt Gott.“ „Meine Brüder,“ so ermahnt der h. Bernhard seine Ordens- *) Wir sagen, „möglichst treu;“ wir wissen nur zu gut, daß Ausnahmen von der Regel zuweilen durch die Noth geboten sind; aber wir wissen auch, daß es wohl möglich ist, die Ausnahmen auf ein geringes Maaß be- schränkt zu halten, so daß doch durchweg die Regel bleibe.

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/102>, abgerufen am 29.03.2024.