Laufe unsers Lebens aufgebürdet werden, erleich- tern, und oft ganz davon befreyen; daß Sparsam- keit, Arbeitsamkeit und Fleiß den sichersten Grund zu unsrer künftigen Glückseeligkeit legen, und uns wenigstens vor den Vorwürfen unsers eignen Herzens schützen; daß Beständigkeit, und die Gegenwart des Gemüths; daß Vorsicht, Muth und Klugheit uns in den Besitz tausend wichtiger Vortheile setzen können: Dieß hängt al- les von der Einrichtung und Regierung aller Din- ge ab, die wir keinem andern, als dem weisesten und besten Wesen zueignen können. Was ist eine solche Einrichtung, vermöge welcher einige Hand- lungen meiner freyen und selbstthätigen Natur ordentlicher Weise sehr vortreffliche und wohlthä- tige Wirkungen hervorbringen, andre hingegen mit unausbleiblichen schädlichen und unangeneh- men Folgen für unsre Glückseeligkeit verknüpft sind, was ist sie anders als ein Gesetz, welches jene befiehlt, und diese untersagt? Was ist sie anders als ein Beweis, daß mein Schöpfer ein Wesen sey, dem meine Handlungen nicht gleich- gültig sind; daß vielmehr einige sein Wohlgefal- len, andre hingegen sein Misfallen verdienen? Wie gewiß werde ich nicht dadurch, daß ich von ihm er- schaffen sey, gegen mich selbst keine andre Handlun- gen, als Handlungen einer wohlgeordneten Selbst-
liebe,
Laufe unſers Lebens aufgebürdet werden, erleich- tern, und oft ganz davon befreyen; daß Sparſam- keit, Arbeitſamkeit und Fleiß den ſicherſten Grund zu unſrer künftigen Glückſeeligkeit legen, und uns wenigſtens vor den Vorwürfen unſers eignen Herzens ſchützen; daß Beſtändigkeit, und die Gegenwart des Gemüths; daß Vorſicht, Muth und Klugheit uns in den Beſitz tauſend wichtiger Vortheile ſetzen können: Dieß hängt al- les von der Einrichtung und Regierung aller Din- ge ab, die wir keinem andern, als dem weiſeſten und beſten Weſen zueignen können. Was iſt eine ſolche Einrichtung, vermöge welcher einige Hand- lungen meiner freyen und ſelbſtthätigen Natur ordentlicher Weiſe ſehr vortreffliche und wohlthä- tige Wirkungen hervorbringen, andre hingegen mit unausbleiblichen ſchädlichen und unangeneh- men Folgen für unſre Glückſeeligkeit verknüpft ſind, was iſt ſie anders als ein Geſetz, welches jene befiehlt, und dieſe unterſagt? Was iſt ſie anders als ein Beweis, daß mein Schöpfer ein Weſen ſey, dem meine Handlungen nicht gleich- gültig ſind; daß vielmehr einige ſein Wohlgefal- len, andre hingegen ſein Misfallen verdienen? Wie gewiß werde ich nicht dadurch, daß ich von ihm er- ſchaffen ſey, gegen mich ſelbſt keine andre Handlun- gen, als Handlungen einer wohlgeordneten Selbſt-
liebe,
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Laufe unſers Lebens aufgebürdet werden, erleich-
tern, und oft ganz davon befreyen; daß Sparſam-
keit, Arbeitſamkeit und Fleiß den ſicherſten
Grund zu unſrer künftigen Glückſeeligkeit legen,
und uns wenigſtens vor den Vorwürfen unſers
eignen Herzens ſchützen; daß Beſtändigkeit, und
die Gegenwart des Gemüths; daß Vorſicht,
Muth und Klugheit uns in den Beſitz tauſend
wichtiger Vortheile ſetzen können: Dieß hängt al-
les von der Einrichtung und Regierung aller Din-
ge ab, die wir keinem andern, als dem weiſeſten
und beſten Weſen zueignen können. Was iſt eine
ſolche Einrichtung, vermöge welcher einige Hand-
lungen meiner freyen und ſelbſtthätigen Natur
ordentlicher Weiſe ſehr vortreffliche und wohlthä-
tige Wirkungen hervorbringen, andre hingegen
mit unausbleiblichen ſchädlichen und unangeneh-
men Folgen für unſre Glückſeeligkeit verknüpft
ſind, was iſt ſie anders als ein Geſetz, welches
jene befiehlt, und dieſe unterſagt? Was iſt ſie
anders als ein Beweis, daß mein Schöpfer ein
Weſen ſey, dem meine Handlungen nicht gleich-
gültig ſind; daß vielmehr einige ſein Wohlgefal-
len, andre hingegen ſein Misfallen verdienen? Wie
gewiß werde ich nicht dadurch, daß ich von ihm er-
ſchaffen ſey, gegen mich ſelbſt keine andre Handlun-
gen, als Handlungen einer wohlgeordneten Selbſt-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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