stalten auf die Zukunft machen. Jch muß nicht allein das Gegenwärtige genießen, sondern auch arbeiten, um mir den Besitz meiner künftigen Wohlfarth zu versichern. Wenn ich alles dieses unterlasse, welche Freuden werde ich nicht entbeh- ren; welche Schmerzen, welche Leiden, Verdrieß- lichkeiten und Bekümmernisse werde ich mir nicht zuziehen! Jch werde nicht einmal mein Leben er- halten können; bloß meinen körperlichen Begier- den überlassen und von meinen unbeherrschten Lei- denschaften hingerissen, werde ich selbst durch den Genuß der Lust mein Vergnügen tödten. Welche traurige Wirkungen haben nicht, wofern nicht zufällige Ursachen und Begebenheiten den ordent- lichen Lauf der Dinge ändern, eine ungegründete Selbsterhebung, die Unwissenheit, die Abhän- gigkeit von Vorurtheilen, die Niederträchtigkeit, die Schamlosigkeit, die Verachtung wahrer Vor- züge und rechtmäßiger Mittel dazu, die Unent- haltsamkeit, die Sinnlichkeit und Unmäßigkeit, die Schwelgerey und Weichlichkeit, die Unreinig- keit, die Unkeuschheit, das Misvergnügen mit seinen Umständen, deren Aenderung nicht in unsrer Gewalt steht, der Müßiggang, die Ge- mächlichkeit, die Verschwendung, die Geschäff- tigkeit ohne Regel und Endzweck, die Ungeduld, die Gemüthszerstreuung, der Leichtsinn, die Un-
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ſtalten auf die Zukunft machen. Jch muß nicht allein das Gegenwärtige genießen, ſondern auch arbeiten, um mir den Beſitz meiner künftigen Wohlfarth zu verſichern. Wenn ich alles dieſes unterlaſſe, welche Freuden werde ich nicht entbeh- ren; welche Schmerzen, welche Leiden, Verdrieß- lichkeiten und Bekümmerniſſe werde ich mir nicht zuziehen! Jch werde nicht einmal mein Leben er- halten können; bloß meinen körperlichen Begier- den überlaſſen und von meinen unbeherrſchten Lei- denſchaften hingeriſſen, werde ich ſelbſt durch den Genuß der Luſt mein Vergnügen tödten. Welche traurige Wirkungen haben nicht, wofern nicht zufällige Urſachen und Begebenheiten den ordent- lichen Lauf der Dinge ändern, eine ungegründete Selbſterhebung, die Unwiſſenheit, die Abhän- gigkeit von Vorurtheilen, die Niederträchtigkeit, die Schamloſigkeit, die Verachtung wahrer Vor- züge und rechtmäßiger Mittel dazu, die Unent- haltſamkeit, die Sinnlichkeit und Unmäßigkeit, die Schwelgerey und Weichlichkeit, die Unreinig- keit, die Unkeuſchheit, das Misvergnügen mit ſeinen Umſtänden, deren Aenderung nicht in unſrer Gewalt ſteht, der Müßiggang, die Ge- mächlichkeit, die Verſchwendung, die Geſchäff- tigkeit ohne Regel und Endzweck, die Ungeduld, die Gemüthszerſtreuung, der Leichtſinn, die Un-
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ſtalten auf die Zukunft machen. Jch muß nicht
allein das Gegenwärtige genießen, ſondern auch
arbeiten, um mir den Beſitz meiner künftigen
Wohlfarth zu verſichern. Wenn ich alles dieſes
unterlaſſe, welche Freuden werde ich nicht entbeh-
ren; welche Schmerzen, welche Leiden, Verdrieß-
lichkeiten und Bekümmerniſſe werde ich mir nicht
zuziehen! Jch werde nicht einmal mein Leben er-
halten können; bloß meinen körperlichen Begier-
den überlaſſen und von meinen unbeherrſchten Lei-
denſchaften hingeriſſen, werde ich ſelbſt durch den
Genuß der Luſt mein Vergnügen tödten. Welche
traurige Wirkungen haben nicht, wofern nicht
zufällige Urſachen und Begebenheiten den ordent-
lichen Lauf der Dinge ändern, eine ungegründete
Selbſterhebung, die Unwiſſenheit, die Abhän-
gigkeit von Vorurtheilen, die Niederträchtigkeit,
die Schamloſigkeit, die Verachtung wahrer Vor-
züge und rechtmäßiger Mittel dazu, die Unent-
haltſamkeit, die Sinnlichkeit und Unmäßigkeit,
die Schwelgerey und Weichlichkeit, die Unreinig-
keit, die Unkeuſchheit, das Misvergnügen mit
ſeinen Umſtänden, deren Aenderung nicht in
unſrer Gewalt ſteht, der Müßiggang, die Ge-
mächlichkeit, die Verſchwendung, die Geſchäff-
tigkeit ohne Regel und Endzweck, die Ungeduld,
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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