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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

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den itzigen eine mögliche Uebereinstimmung haben.
Mein Vermögen dazu ist die Kraft der Einbil-
dung, die, wenn sie von der Vernunft beherrscht
wird, mich mit unzählbaren neuen, angenehmen
und nützlichen Gedanken und Erfindungen be-
reichert.

Jedoch meine Kraft zu denken erstreckt sich
auf noch weit mehr Wirkungen. Jch kann an
meinen Begriffen, die ich durch die Sinne einge-
sammelt habe, durch die Errinnerung und das
Gedächtniß fortsetze, verwahre oder erneuere;
die ich durch meine Einbildung verändre, und in
andre Verknüpfungen bringe, das Mannichfal-
tige unterscheiden, sie zergliedern, sie mit einan-
der vergleichen, sie unter besondre Classen brin-
gen, und bestimmen, worinnen sie einander ähn-
lich und unähnlich sind. Jch kann die Verhält-
nisse der Begriffe gegen einander beobachten; ich
kann dieses Verhältniß in Sätzen ausdrücken; ich
kann mir verschiedne Sätze wegen der Verknü-
pfung der darinnen enthaltenen Begriffe in einer
solchen Ordnung denken, daß ich aus der voraus-
gesetzten Wahrheit eines oder einiger Sätze die
Wahrheit eines dritten erkenne; ich kann schlies-
sen! Alles dieses vermag ich; meine Seele be-
schäfftigt sich, ich mag denken oder reden, alle

Au-

den itzigen eine mögliche Uebereinſtimmung haben.
Mein Vermögen dazu iſt die Kraft der Einbil-
dung, die, wenn ſie von der Vernunft beherrſcht
wird, mich mit unzählbaren neuen, angenehmen
und nützlichen Gedanken und Erfindungen be-
reichert.

Jedoch meine Kraft zu denken erſtreckt ſich
auf noch weit mehr Wirkungen. Jch kann an
meinen Begriffen, die ich durch die Sinne einge-
ſammelt habe, durch die Errinnerung und das
Gedächtniß fortſetze, verwahre oder erneuere;
die ich durch meine Einbildung verändre, und in
andre Verknüpfungen bringe, das Mannichfal-
tige unterſcheiden, ſie zergliedern, ſie mit einan-
der vergleichen, ſie unter beſondre Claſſen brin-
gen, und beſtimmen, worinnen ſie einander ähn-
lich und unähnlich ſind. Jch kann die Verhält-
niſſe der Begriffe gegen einander beobachten; ich
kann dieſes Verhältniß in Sätzen ausdrücken; ich
kann mir verſchiedne Sätze wegen der Verknü-
pfung der darinnen enthaltenen Begriffe in einer
ſolchen Ordnung denken, daß ich aus der voraus-
geſetzten Wahrheit eines oder einiger Sätze die
Wahrheit eines dritten erkenne; ich kann ſchlieſ-
ſen! Alles dieſes vermag ich; meine Seele be-
ſchäfftigt ſich, ich mag denken oder reden, alle

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[292/0306] den itzigen eine mögliche Uebereinſtimmung haben. Mein Vermögen dazu iſt die Kraft der Einbil- dung, die, wenn ſie von der Vernunft beherrſcht wird, mich mit unzählbaren neuen, angenehmen und nützlichen Gedanken und Erfindungen be- reichert. Jedoch meine Kraft zu denken erſtreckt ſich auf noch weit mehr Wirkungen. Jch kann an meinen Begriffen, die ich durch die Sinne einge- ſammelt habe, durch die Errinnerung und das Gedächtniß fortſetze, verwahre oder erneuere; die ich durch meine Einbildung verändre, und in andre Verknüpfungen bringe, das Mannichfal- tige unterſcheiden, ſie zergliedern, ſie mit einan- der vergleichen, ſie unter beſondre Claſſen brin- gen, und beſtimmen, worinnen ſie einander ähn- lich und unähnlich ſind. Jch kann die Verhält- niſſe der Begriffe gegen einander beobachten; ich kann dieſes Verhältniß in Sätzen ausdrücken; ich kann mir verſchiedne Sätze wegen der Verknü- pfung der darinnen enthaltenen Begriffe in einer ſolchen Ordnung denken, daß ich aus der voraus- geſetzten Wahrheit eines oder einiger Sätze die Wahrheit eines dritten erkenne; ich kann ſchlieſ- ſen! Alles dieſes vermag ich; meine Seele be- ſchäfftigt ſich, ich mag denken oder reden, alle Au-

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/306>, abgerufen am 23.11.2024.