sind, ob sie gleich mit denselben harmoniren. Der Gedanke von der Farbe ist weder die Farbe selbst, noch das Bild derselben in meinem Auge; der Gedanke vom Schalle ist weder eine gewisse Er- schütterung der Luft außer mir, noch der Ein- druck davon in meinem Ohre. Denn wie viele Körper malen sich in meinem Auge ab; wie man- che Erschütterungen pflanzen sich bis in mein Ohr fort, die ich weder sehe noch höre, weil meine Seele ihre Aufmerksamkeit mit andern Empfin- dungen oder Gedanken beschäfftigt?
Die Wirkungen meiner Seele durch ihre Sinne verursachen Lust oder Schmerz, nachdem die Eindrücke der äußerlichen Gegenstände auf die Werkzeuge der Empfindung beschaffen sind. Diese Empfindungen sind sehr von Freude und Trau- rigkeit unterschieden, ob sie gleich viel Aehnliches mit einander haben, weswegen auch die Namen derselben oft mit einander verwechselt zu werden pflegen. Lust und Schmerz setzen allezeit die Ge- genwart gewisser äußerer angenehmer oder unan- genehmer Gegenstände mit wirklichen Verände- rungen unsers körperlichen Zustandes voraus; Freude und Traurigkeit hingegen kann ich auch ohne die Gegenwart sinnlicher Gegenstände em- pfinden, und bloß durch meine Einbildung oder
durch
ſind, ob ſie gleich mit denſelben harmoniren. Der Gedanke von der Farbe iſt weder die Farbe ſelbſt, noch das Bild derſelben in meinem Auge; der Gedanke vom Schalle iſt weder eine gewiſſe Er- ſchütterung der Luft außer mir, noch der Ein- druck davon in meinem Ohre. Denn wie viele Körper malen ſich in meinem Auge ab; wie man- che Erſchütterungen pflanzen ſich bis in mein Ohr fort, die ich weder ſehe noch höre, weil meine Seele ihre Aufmerkſamkeit mit andern Empfin- dungen oder Gedanken beſchäfftigt?
Die Wirkungen meiner Seele durch ihre Sinne verurſachen Luſt oder Schmerz, nachdem die Eindrücke der äußerlichen Gegenſtände auf die Werkzeuge der Empfindung beſchaffen ſind. Dieſe Empfindungen ſind ſehr von Freude und Trau- rigkeit unterſchieden, ob ſie gleich viel Aehnliches mit einander haben, weswegen auch die Namen derſelben oft mit einander verwechſelt zu werden pflegen. Luſt und Schmerz ſetzen allezeit die Ge- genwart gewiſſer äußerer angenehmer oder unan- genehmer Gegenſtände mit wirklichen Verände- rungen unſers körperlichen Zuſtandes voraus; Freude und Traurigkeit hingegen kann ich auch ohne die Gegenwart ſinnlicher Gegenſtände em- pfinden, und bloß durch meine Einbildung oder
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ſind, ob ſie gleich mit denſelben harmoniren. Der
Gedanke von der Farbe iſt weder die Farbe ſelbſt,
noch das Bild derſelben in meinem Auge; der
Gedanke vom Schalle iſt weder eine gewiſſe Er-
ſchütterung der Luft außer mir, noch der Ein-
druck davon in meinem Ohre. Denn wie viele
Körper malen ſich in meinem Auge ab; wie man-
che Erſchütterungen pflanzen ſich bis in mein Ohr
fort, die ich weder ſehe noch höre, weil meine
Seele ihre Aufmerkſamkeit mit andern Empfin-
dungen oder Gedanken beſchäfftigt?
Die Wirkungen meiner Seele durch ihre
Sinne verurſachen Luſt oder Schmerz, nachdem
die Eindrücke der äußerlichen Gegenſtände auf die
Werkzeuge der Empfindung beſchaffen ſind. Dieſe
Empfindungen ſind ſehr von Freude und Trau-
rigkeit unterſchieden, ob ſie gleich viel Aehnliches
mit einander haben, weswegen auch die Namen
derſelben oft mit einander verwechſelt zu werden
pflegen. Luſt und Schmerz ſetzen allezeit die Ge-
genwart gewiſſer äußerer angenehmer oder unan-
genehmer Gegenſtände mit wirklichen Verände-
rungen unſers körperlichen Zuſtandes voraus;
Freude und Traurigkeit hingegen kann ich auch
ohne die Gegenwart ſinnlicher Gegenſtände em-
pfinden, und bloß durch meine Einbildung oder
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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