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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

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der selben frage, nothwendig auf etwas kommen,
das nicht erzeugt ist, und selbst weder Anfang
noch Ursache hat, warum es war; warum es ist
und seyn wird; das ist, auf eine erste, nothwen-
dige, ewige und selbstständige Ursache aller ent-
standnen Dinge.

Wir Menschen, die wir itzt leben, haben
alle einen Anfang gehabt; wir wissen, oder kön-
nen von einem jeden die Zeit wissen, da er noch
nicht gebohren war. Woher sind wir? Von un-
sern Aeltern. Und diese? Von ihren Aeltern.
Aber auch diese hatten einen Anfang; ich mag
hundert, oder tausend, oder viertausend Jahre
zurück fragen, so werde ich immer dieselbe Ant-
wort erhalten. Erklärt wohl diese Antwort die
Frage: Woher wir sind? Unendliche Reihen
vergangener Geschlechter lassen sich nicht denken;
sie sind ein Widerspruch; eine Summe, die im-
mer kleiner und doch auch nimmer kleiner wird.
Jch muß also einmal das Daseyn solcher Men-
schen annehmen, die nicht von andern Menschen
herkamen; ich mag dasselbe auch in ein Jahrtau-
send zurücksetzen, in welches ich will. Habe ich
aber in Absicht auf die Menschen, die itzt leben,
die künftig leben, die vor so und so viel Jahrhun-
derten lebten, eine Stätte, wo mein durch Fra-

gen
Erster Theil. K



der ſelben frage, nothwendig auf etwas kommen,
das nicht erzeugt iſt, und ſelbſt weder Anfang
noch Urſache hat, warum es war; warum es iſt
und ſeyn wird; das iſt, auf eine erſte, nothwen-
dige, ewige und ſelbſtſtändige Urſache aller ent-
ſtandnen Dinge.

Wir Menſchen, die wir itzt leben, haben
alle einen Anfang gehabt; wir wiſſen, oder kön-
nen von einem jeden die Zeit wiſſen, da er noch
nicht gebohren war. Woher ſind wir? Von un-
ſern Aeltern. Und dieſe? Von ihren Aeltern.
Aber auch dieſe hatten einen Anfang; ich mag
hundert, oder tauſend, oder viertauſend Jahre
zurück fragen, ſo werde ich immer dieſelbe Ant-
wort erhalten. Erklärt wohl dieſe Antwort die
Frage: Woher wir ſind? Unendliche Reihen
vergangener Geſchlechter laſſen ſich nicht denken;
ſie ſind ein Widerſpruch; eine Summe, die im-
mer kleiner und doch auch nimmer kleiner wird.
Jch muß alſo einmal das Daſeyn ſolcher Men-
ſchen annehmen, die nicht von andern Menſchen
herkamen; ich mag daſſelbe auch in ein Jahrtau-
ſend zurückſetzen, in welches ich will. Habe ich
aber in Abſicht auf die Menſchen, die itzt leben,
die künftig leben, die vor ſo und ſo viel Jahrhun-
derten lebten, eine Stätte, wo mein durch Fra-

gen
Erſter Theil. K
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[145/0159] der ſelben frage, nothwendig auf etwas kommen, das nicht erzeugt iſt, und ſelbſt weder Anfang noch Urſache hat, warum es war; warum es iſt und ſeyn wird; das iſt, auf eine erſte, nothwen- dige, ewige und ſelbſtſtändige Urſache aller ent- ſtandnen Dinge. Wir Menſchen, die wir itzt leben, haben alle einen Anfang gehabt; wir wiſſen, oder kön- nen von einem jeden die Zeit wiſſen, da er noch nicht gebohren war. Woher ſind wir? Von un- ſern Aeltern. Und dieſe? Von ihren Aeltern. Aber auch dieſe hatten einen Anfang; ich mag hundert, oder tauſend, oder viertauſend Jahre zurück fragen, ſo werde ich immer dieſelbe Ant- wort erhalten. Erklärt wohl dieſe Antwort die Frage: Woher wir ſind? Unendliche Reihen vergangener Geſchlechter laſſen ſich nicht denken; ſie ſind ein Widerſpruch; eine Summe, die im- mer kleiner und doch auch nimmer kleiner wird. Jch muß alſo einmal das Daſeyn ſolcher Men- ſchen annehmen, die nicht von andern Menſchen herkamen; ich mag daſſelbe auch in ein Jahrtau- ſend zurückſetzen, in welches ich will. Habe ich aber in Abſicht auf die Menſchen, die itzt leben, die künftig leben, die vor ſo und ſo viel Jahrhun- derten lebten, eine Stätte, wo mein durch Fra- gen Erſter Theil. K

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/159>, abgerufen am 24.11.2024.