Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.Weise mit der Dauer andrer Dinge verglichen werden kann; etwas, das eine wesentliche, und nothwendige, keine entlehnte, abhängige und veränderliche Wirklichkeit hat; etwas, das alles, was es ist, allezeit ganz gewesen ist, ein ewiges, nothwendiges, selbstständiges Wesen, durch wel- ches alles ist, was irgend einmal einen Anfang nahm, alles, was zwar ist, aber auch nicht seyn könnte, alles, was einmal noch werden kann. Beyde Wahrheiten stehen in einer genauen unzer- trennlichen Verbindung mit einander; eine ist die Folge der andern. Von sich selbst kann nichts entstehen; dieß glauben wollen, hieße einen Wi- derspruch glauben; das hieße sich einbilden: Es wäre etwas zu der Zeit, wo es nicht ist. Was also entstanden ist, muß von einem andern ent- standen seyn. Was aber von einem Entstand- nen wahr ist, gilt von allen. Wie lang auch die Kette derselben angenommen werden mag, so muß sie irgendwo befestigt seyn, wofern sie nicht durch ihre Schwere herabgezogen, fallen und zer- reißen soll. Eine unendliche Zahl von Wirkun- gen ohne eine erste Ursache ist ein ungereimter Wi- derspruch, ist eine Summe ohne eine erste Ein- heit; eine Summe, die immer kleiner und doch auch nimmer kleiner werden kann. Von erzeug- ten Dingen muß ich, wenn ich nach der Ursache der-
Weiſe mit der Dauer andrer Dinge verglichen werden kann; etwas, das eine weſentliche, und nothwendige, keine entlehnte, abhängige und veränderliche Wirklichkeit hat; etwas, das alles, was es iſt, allezeit ganz geweſen iſt, ein ewiges, nothwendiges, ſelbſtſtändiges Weſen, durch wel- ches alles iſt, was irgend einmal einen Anfang nahm, alles, was zwar iſt, aber auch nicht ſeyn könnte, alles, was einmal noch werden kann. Beyde Wahrheiten ſtehen in einer genauen unzer- trennlichen Verbindung mit einander; eine iſt die Folge der andern. Von ſich ſelbſt kann nichts entſtehen; dieß glauben wollen, hieße einen Wi- derſpruch glauben; das hieße ſich einbilden: Es wäre etwas zu der Zeit, wo es nicht iſt. Was alſo entſtanden iſt, muß von einem andern ent- ſtanden ſeyn. Was aber von einem Entſtand- nen wahr iſt, gilt von allen. Wie lang auch die Kette derſelben angenommen werden mag, ſo muß ſie irgendwo befeſtigt ſeyn, wofern ſie nicht durch ihre Schwere herabgezogen, fallen und zer- reißen ſoll. Eine unendliche Zahl von Wirkun- gen ohne eine erſte Urſache iſt ein ungereimter Wi- derſpruch, iſt eine Summe ohne eine erſte Ein- heit; eine Summe, die immer kleiner und doch auch nimmer kleiner werden kann. Von erzeug- ten Dingen muß ich, wenn ich nach der Urſache der-
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Weiſe mit der Dauer andrer Dinge verglichen
werden kann; etwas, das eine weſentliche, und
nothwendige, keine entlehnte, abhängige und
veränderliche Wirklichkeit hat; etwas, das alles,
was es iſt, allezeit ganz geweſen iſt, ein ewiges,
nothwendiges, ſelbſtſtändiges Weſen, durch wel-
ches alles iſt, was irgend einmal einen Anfang
nahm, alles, was zwar iſt, aber auch nicht
ſeyn könnte, alles, was einmal noch werden kann.
Beyde Wahrheiten ſtehen in einer genauen unzer-
trennlichen Verbindung mit einander; eine iſt die
Folge der andern. Von ſich ſelbſt kann nichts
entſtehen; dieß glauben wollen, hieße einen Wi-
derſpruch glauben; das hieße ſich einbilden: Es
wäre etwas zu der Zeit, wo es nicht iſt. Was
alſo entſtanden iſt, muß von einem andern ent-
ſtanden ſeyn. Was aber von einem Entſtand-
nen wahr iſt, gilt von allen. Wie lang auch die
Kette derſelben angenommen werden mag, ſo
muß ſie irgendwo befeſtigt ſeyn, wofern ſie nicht
durch ihre Schwere herabgezogen, fallen und zer-
reißen ſoll. Eine unendliche Zahl von Wirkun-
gen ohne eine erſte Urſache iſt ein ungereimter Wi-
derſpruch, iſt eine Summe ohne eine erſte Ein-
heit; eine Summe, die immer kleiner und doch
auch nimmer kleiner werden kann. Von erzeug-
ten Dingen muß ich, wenn ich nach der Urſache
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